Am 22. September geht die 33. Saison des Hohenloher Kultursommers mit dem traditionellen Schlusspunkt in Kloster Schöntal mit herbstlichen Tönen zu Ende und auch 2019 fällt die Bilanz positiv aus.
Die Kennzahlen
68 Konzerte standen beim diesjährigen Hohenloher Kultursommer auf dem Spielplan, damit drei mehr als in der vergangenen Saison. Diese wurden in 34 Städten und Ortschaften von fünf Landkreisen, verteilt auf 52 unterschiedliche Räumlichkeiten, durchgeführt. Damit können bis Festivalende knapp 13.000 Besucher erreicht werden. Dies ist sogar ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr.
Die durchschnittliche Auslastung der Veranstaltungen liegt bei 80% (2018: 81,2%), bei einer letztendlichen Gesamtkapazität rund 16.200 Plätzen. Somit bleiben die Zahlen im gleichbleibend stabilen Niveau im Vergleich mit den Vorjahren.
Diese und alle weiteren Veranstaltungen und Aktivitäten der Kulturstiftung Hohenlohe zusammen zählten somit über 14.500 Besucher und Gäste. Bei einem wachsenden Kulturangebot in der Region unterstreicht dies die starke Markenwirkung der Kulturstiftung Hohenlohe bzw. des Hohenloher Kultursommers.
Die Glanzpunkte der 33. Saison
Die Eröffnungswoche
Der Hohenloher Kultursommer begann auch in der 33. Saison traditionell auf Schloss Neuenstein.
Im Mittelpunkt des Eröffnungskonzerts steht die erste Auftragskomposition, die der Hohenloher Kultursommer vergeben hat. Federico Biscione komponierte das Concertino „Mohnblume“ und ließ sich dabei u.a. von der Beziehung von Franz Liszt zu Hohenlohe, der Villa D’Este in Tivoli sowie von der Zerbrechlichkeit des Klatschmohns gleichermaßen inspirieren, wie er beim Konzert selbst berichtete.
Im Landkreis Schwäbisch Hall eröffnete das Festival die Saison am 1. Juni auf Schloss Langenburg mit erstklassiger Kammermusik und nicht sehr häufig gehörten Streichquintetten von Mendelssohn, Mozart und Zemlinsky, vorgetragen vom renommierten „Bartholdy Quintett“.
Als herausragend während der Eröffnungswoche war sicherlich das Konzert von Herbert Pixner aus Südtirol mit seinem Quartett zu nennen. Im ausverkauften Carmen Würth-Forum an einem Montagabend unterstrich der musikalische Tausendsassa, dass Musik keine Grenzen kennt.
Ungewöhnliche Instrumente
Das Ensemble „Viola da Samba“ brachte ein originales Clavichord aus dem 18. Jahrhundert mit nach Öhringen. Carolina Eyck verblüffte ihr Publikum in Öhringen und Weikersheim mit ihrer Stimme, Loops und ihrer Kunst, das Theremin zu spielen – das einzige Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird.
Des Weiteren konnten beim Musikfest Weikersheim die 42-saitige Tierra-Harfengitarre von Vicente Patíz, ein Aquarion oder die Wasserstichorgel klanglich erfahren werden.
Beim Programm „Bach in Blue“ mit Daniel Schmahl stand in Schwäbisch Hall eine Hammondorgel A102 im Bühnenmittelpunkt.
Besondere Konzertmomente
Weltstar Hyung-Ki Joo gab in Öhringen eindrucksvoll den Teufel bei Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ und überzeugte ebenso als Komponist seines aufgeführten „Soldier‘s Septet“.
Unter dem Titel „Zwischen Originalität und Ideologie“ stand das Konzert des Lotus String Quartetts in Vellberg. Im Nachbarort Großaltdorf kam vor 150 Jahren der Komponist August Halm zur Welt. Als Komponist, Musiktheoretiker, Theologe und Maler machte er sich einen Namen. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Musikgeschichte Baden-Württemberg und dem Hällisch-Fränkischen Museum entstand eine Ausstellung mit Halms Malereien in Verbindung mit einem Kultursommerkonzert auf der Stöckenburg.
Mit dem Fagottisten Hans-Peter Vogel aus München wurde ein Abend auf Schloss Kirchberg rekonstruiert, nachdem nachweislich die markgräflichen Musiker Johann Jäger (Cello) und Andreas G. Schwarz (Fagott) aus Ansbach im Jahre 1777 auf Schloss Kirchberg gastierten.
Himmlische Vokalmomente
„So muss es im Himmel klingen“ hatte wohl ein Konzertbesucher nach dem Konzert der „Gaechinger Cantorey“ in Schwäbisch Hall gesagt. Das Konzert mit Bach-Motetten ist tatsächlich einer der qualitativ hochwertigsten Darbietungen in dieser Saison.
Die gregorianischen Gesänge der „Schola Gregoriana Pragensis“ in Schöntal oder der Streifzug des Stuttgarter Kammerchors von der Renaissance zur Moderne standen dem jedoch kaum nach.
Sommerlich Bach
In elf Konzerten erklngen die Werke von Johann Sebastian Bach, aber auch seiner Söhne und seiner Schüler, in den unterschiedlichsten Interpretationen und Instrumentierungen.
Wie bereits oben erwähnt in purem Vokalklang oder verjazzt mit Hammond und Trompete oder gleich ganz im Blechbläsergewand wie bei „10for Brass“ in Schillingsfürst.
Herausragend waren die Auftritte der Harfenistin Ekaterina Afanasieva, ebenfalls in Schillingsfürst, die ihr Publikum mit Bachschen Werken mehr als verzückte und der Cellistin Estelle Ravez, die in der Burgkapelle Schloss Stetten Bachs Cello-Suiten in den Kontext zeitgenössischer Werke stellte.
Neue Spielstätten
Als neuer Spielort kam 2019 der Hof von Schloss Eyb in Dörzbach hinzu. Das „Sonus Brass Quintett“ aus Österreich unterhielt die mehr als 220 Gäste bestens mit lupenreinem Blechbläserklang und charmanter Moderation. Ebenfalls beste Unterhaltung bot das „Julian Bliss Septet“ aus Großbritannien in der neu eröffneten TauberPhilharmonie Weikersheim.
Die Katholische Kirche in Krautheim-Oberginsbach wurde erst letzte Woche vom „Fukio Saxofonquartett“ für den Kultursommer „getauft“.
Brass & Co., Weltmusik und Klaviersommer
Bei den Bläserkonzerten sorgten in Niedernhall die jungen Herren der Wachauer Formation „Federspiel“ für einen Überraschungserfolg. Sie überzeugten mit außergewöhnlichem musikalischen Talent und Virtuosität, aber ebenso mit ihren musikalischen Streifzügen durch sämtliche Genres, Weltrhythmen und Stilarten.
Das „SWR Swing Fagottett“ füllte den Wurmbrandsaal in Gaildorf im Juli bis auf den letzten Platz.
Die vier Weltmusikkonzerte in der Kelter Bretzfeld-Geddelsbach sind nach wie vor Publikumsmagnete des Festivals. Im Juli stellte Martina Eisenreich ihre Kompositionen vor und „Sina Nossa“ interpretierten den portugiesischen Fado mit melancholischer Lebensfreude zeitgemäß und ohne Folklore-Kitsch. Das Quartett „Uwaga!“ riss kürzlich alle nur denkbaren musikalischen Formen, Regeln, Stile und Grenzen ein und die Band „Fleadh“ sorgte ihrem Namen nach für ein Irish Folk-Fest in bester Manier.
„The Fretless“ aus Kanada zeigten in Ilshofen-Oberaspach vor ausverkauftem Haus an einem Mittwochabend ihre ungezwungene Spielfreude ihrer Folk-Kompositionen. Und „I Liguriani“ entführten die Öhringer Besucher der Stallscheune in Cappel kurzerhand nach Norditalien mit Knopfakkordeon, Sackpfeife, Gitarre, Holzflöte und Rahmentrommel.
Beim Klaviersommer gab Pianist Wolfgang Manz selbst eine Einführung zu Chopins Etüdenzyklen und gab dem Klavierrezital damit eine neue imponierende Dimension.
Kammermusikalische Perlen
Der Hohenloher Kultursommer ist im Kern ein Kammermusikfestival. International renommierte und preisgekürte Solisten und Ensembles sind der Einladung des Festivals gefolgt.
Das „Minguet Quartett“ stellte für Ingelfingen ein Konzertprogramm zum 200. Geburtstag von Clara Schumann zusammen und gaben bereits im Vorfeld des Konzerts an der Ingelfinger Gesamtschule ein „Kultursommer-Klassenzimmer“.
Der Ausnahme-Trompeter Matthias Höfs (Mitglied von German Brass) hat kammermusikalische Werke von Mozart bearbeitet.
Junge Gesichter und der 18. Internationale Violinwettbewerb
Zum Grundkonzept der Kulturstiftung Hohenlohe und des Hohenloher Kultursommers gehört musikalische Nachwuchsarbeit. Darunter fallen insbesondere die Konzerte im Rahmen des Internationalen Meisterkurses für Streicher in Kloster Schöntal. Virtuos und voller Stolz präsentieren sich die Geigerinnen und Geiger aus der ganzen Welt mit ihren Bravourstücken.
Dazu zählten auch die Konzertauftritte des Concertino Ensembles. Das Nachwuchsensemble mit Studierenden des Leopold-Mozart-Zentrums der Universität in Augsburg verblüfft das Kultursommerpublikum jedes Jahr aufs Neue mit seinen virtuos-frischen Solistenprogrammen.
Ebenso eröffnete und beschloss das Concertino Ensemble den diesjährigen 18. Internationalen Wettbewerb für Violine in Kloster Schöntal, zu dem rund 50 junge Talente zwischen 10 und 21 Jahren aus über 20 Ländern anreisten.
Der Wettbewerb fand am1. September einen glanzvollen Abschluss mit der Preisträgergala im Carmen-Würth-Forum. Im Konzert zeigten die Preisträgerinnen und Preisträger ihr Können, zusammen mit dem Concertino Ensemble, mit Klavierbegleitung oder solistisch. Zuvor sind sie in drei Auswahlrunden in 10 Tagen von neun internationalen Jurymitgliedern bewertet und eingeschätzt worden. Insgesamt werden beim Wettbewerb über 23.000 EUR an Preisgeldern ausgeschüttet. Der Teilnehmer mit der höchsten Punktzahl über alle Altersgruppen hinweg und somit Empfänger des mit 5.000 EUR dotierten Reinhold-Würth-Förderpreises war der 14-jährige Lette Daniil Bulayev.
Die Programmgestaltung für die 34. Saison
Das Festival wird 2020 vom 6. Juni bis zum 27. September stattfinden.
Internationale Künstler und Ensembles haben bereits zugesagt, u.a. Klarinettist Sebastian Manz, die Donau Philharmonie Wien, Quadriga Consort, Rebekka Hartmann, Tine Thing Helseth & TenThing, Marianne Piketty & Le Concert Ideal, der zweifache ECHO-Presiträger Jozsef Lendvay, Asya Fatayeva, Johannes Moser, die Titularorganistin der Elbphilharmonie Iveta Apkalna sowie das Württembergische Kammerorchester Heilbronn, die Band Cara, das armenische Nagash Ensemble sowie das Henschel Quartett.
Der allgemeine Vorverkauf dafür beginnt am 3. Februar 2020.
Der nächste Internationale Violinwettbewerb in Kloster Schöntal findet im August 2021 statt.
Das Winterkonzert 2020 am 26. Januar in der Kultura Öhringen trägt die Überschrift „Der Traum vom Frieden“. Die Donau Philharmonie Wien hat dafür u.a. Werke von Verdi, Puccini und Beethoven ausgesucht.
Der Vorverkauf für das Winterkonzert beginnt am 14. Oktober 2019.