Anhand archäologischer Funde aus ganz Süddeutschland bietet das von der Stadt Ellwangen eingerichtete und 2001 eröffnete Alamannenmuseum einen Überblick über fünf Jahrhunderte alamannischer Besiedlung.
Im Mittelpunkt des in der Haller Straße im Gebäude der mittelalterlichen Nikolauspflege direkt an der B 290 untergebrachten Museums steht das nahe gelegene Städtchen Lauchheim, wo in den letzten Jahren nicht nur der größte alamannische Friedhof mit wertvollen Grabbeigaben, sondern auch die zugehörige Siedlung mit einem Herrenhof und reich ausgestatteten Hofgrablegen entdeckt wurde.
Im Alamannenmuseum wird die Zeit der Alamannen auf vielfältige Weise wieder lebendig. Vier Themenschwerpunkte sind es, die hier besonders vertieft werden, und zwar mit Forschungsergebnissen, die zum Teil erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden: Weben und Textilhandwerk bei den Alamannen, das Holzhandwerk der Alamannen, alamannische Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie die Bedeutung der Alamannen als die ersten Christen in Süddeutschland.
Der langgestreckte Infoflur hinter der Eingangstür führt, ohne dass der moderne Bau aus Beton und Glas an eine Museumsausstellung erinnern würde, zwanglos auf das Museumsthema hin. An der langgestreckten Wand hängen große Fische und Vögel, die alamannischem Goldschmuck nachempfunden sind. Die Tiere wurden wie entsprechende Grabfunde aus dem Raum Zürich gestaltet, in der Fischform lässt sich die christliche Prägung ihrer Träger ablesen.
Der 1992 in Augsburg gefundene Siegesaltar von Augsburg, im Museum als Kopie zu sehen, zeigt auf seiner rechten Seite einen gefesselten Germanen, der vor Victoria, der Siegesgöttin, kniet. Auf der linken Seite ist der Kriegsgott Mars abgebildet. Ursprünglich trug der Altar wohl einen Aufsatz aus Bronze, der die oberste Schriftzeile verdeckte. Diese stammt von einer älteren Inschrift – man hatte den Stein schlicht umgewidmet! Der am 11. September 260 aufgestellte Altar soll an den im April desselben Jahres errungenen Sieg der Römer über die »Barbaren des Stammes der Semnonen oder Juthungen« erinnern.
Von dem zeitgenössischen Chronisten Asinius Quadratus ist überliefert, bei den Alamannen handele es sich um »zusammengespülte und vermengte Menschen«, was auch der Name bedeute. Die Römer nannten sie »Alamanni«. Ein germanischer Name, der so viel wie »Menschen oder Männer insgesamt« bedeutet.
Neben zahlreichen archäologischen Originalfunden gibt es im Museum auch Inszenierungen zu verschiedenen alamannischen Lebenssituationen in Originalgröße, interaktive Medien mit Bildschirmen und bewegten Bildern sowie zahlreiche Ausstellungselemente zum Anfassen und Mitmachen. Abgerundet werden die Museumsaktivitäten durch laufende Sonderausstellungen, vielfältige museumspädagogische Angebote für Kinder wie für Erwachsene sowie durch Vortragsveranstaltungen und ähnliche Museumsprogramme.
Die seit 7. Februar im Ellwanger Alamannenmuseum präsentierte und bis 5. Mai sowie erneut seit 2. November unterbrochene Sonderausstellung »Gut betucht – Textilerzeugung bei den Alamannen« wird noch ein weiteres Mal bis 11. April 2021 verlängert. Erfreulicherweise haben die rund ein Dutzend Leihgeber der Ausstellung dem Wunsch des Museums zugestimmt, die nach derzeitigem Stand mehr als fünfmonatige Schließzeit und den anschließenden neuerlichen Neustart unter erschwerten Bedingungen auf diese Weise auszugleichen.
Alamannenmuseum Ellwangen, Haller Str. 9, 73479 Ellwangen, Fon: 07961-969747, www.alamannenmuseum-ellwangen.de