In Zeiten von Corona waren auch die Museen von den Schließungsmaßnahmen betroffen. MORITZ sprach mit Dr. Wolfgang Hansch, Geschäftsführer der experimenta Heilbronn und mit Dr. Marc Gundel, Direktor der Städtischen Museen Heilbronn über die Schwierigkeiten in der Krisenzeit – und was Besucher jetzt zur Wiedereröffnung alles erwartet.
Herr Dr. Hansch, wie waren die vergangenen Wochen für Sie und die experimenta?
Es liegen ungewöhnliche Wochen hinter uns allen, in denen wir auf Vieles verzichten mussten. Jedem ist in dieser Zeit bewusst geworden, dass Gesundheit das höchste Gut ist. Wir haben deshalb als eine der ersten Einrichtungen bereits am 7. März unsere Türen geschlossen, um dazu beizutragen, die Ausbreitung der Lungenkrankheit COVID-19 einzudämmen. Seit dem 16. Mai öffnen wir das Haus auf Basis der gesetzlichen Verordnungen stufenweise und gehen bedachte Schritte in Richtung einer neuen Normalität.
Was erwartet Besucher nun, da Sie wieder geöffnet haben?
In einer ersten Stufe haben wir bereits die Ausstellungsbereiche geöffnet. Einige der Mitmachstationen bleiben zwar geschlossen, es stehen derzeit aber 200 der insgesamt 275 Stationen zur Verfügung. Und das zum reduzierten Eintrittspreis von zwei Euro pro Person. Auch das Restaurant in der experimenta und der Shop von Osiander haben nun wieder geöffnet. Ab dem 6. Juni können Besucher außerdem im Science Dome wieder faszinierende Geschichten aus Wissenschaft und Technik erleben. Laborangebote wird es hoffentlich noch im Juni geben. Dies hängt aber von den gesetzlichen Vorgaben ab.
Welche Maßnahmen müssen dabei umgesetzt werden?
Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist während des experimenta-Aufenthalts genauso Pflicht wie das Einhalten von Mindestabständen. Im gesamten Haus sind Spender mit Desinfektionsmittel verteilt, um den Hygienestandards Rechnung zu tragen. Die großzügigen Ausstellungsbereiche und weiten Foyers tragen mit mehrfachem Luftwechsel am Tag zudem zur Sicherheit bei. Noch intensiver als im Regelbetrieb erfolgt die Reinigung, die nun auch mittags, wenn die experimenta für Besucher geschlossen ist, stattfindet. Außerdem ist der Zugang zur Ausstellung und in den Science Dome limitiert und nur mit vorab gebuchten Tickets möglich. Die Handläufe der Rolltreppen werden unsichtbar für den Besucher über UV-C-Licht-Bestrahlung permanent desinfiziert.
Herr Dr. Gundel, inwieweit waren die Museen und die Mitarbeiter von den Corona-Schließungen betroffen?
Die Schließung der Museen brachte zunächst eine gewisse Verunsicherung bei den Mitarbeitern und arbeitsrechtliche Fragen, die es zu klären galt. Auch die Arbeit in der Verwaltung musste neu organisiert und den Maßnahmen entsprechend aufgeteilt werden. Und fachlich haben wir digitale Angebote erstellt.
Welche Ausstellungen können Besucher nach der Wiedereröffnung besichtigen?
An Familien richten sich unsere Ausstellungen Tasse, Teller, Tafel und Salz, Sand, Saurier im Museum im Deutschhof. Kunstfans empfehle ich einen Besuch in der Kunsthalle Vogelmann, dort zeigen wir eine bislang unbekannte Privatsammlung mit hochkarätigen Werken u.a. von Paula Modersohn-Becker, Ernst Ludwig Kirchner und anderen. Mit einem Kombi-Angebot, das den Begleit-Katalog und einen Eintritt in die Ausstellung für 18 Euro umfasst, wollen wir an den sehr guten Erfolg vor der vorübergehenden Schließung anknüpfen.
Halten Sie die vorgegebenen Hygienemaßnahmen und Beschränkungen für sinnvoll?
Hygiene- und Abstandsregelungen sollten eigentlich selbstverständlich sein, beides gehört für mich eindeutig zu einer guten Kinderstube. Das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung ist natürlich für uns alle gewöhnungsbedürftig, aber weitere Einschränkungen haben wir nicht und dieser Dreiklang ist sicherlich vertretbar.
Wie ist die Resonanz der Besucher?
Die letzten ca. acht Wochen haben gezeigt wie wertvoll und wichtig das Miteinander, der soziale Austausch und die Kultur sind. Wir brauchen keinen grenzenlosen Konsum und zügellosen Fortschritt, sondern sinnstiftende kulturelle Impulse. Unsere Aufgabe und Anspruch ist es, diese zu vermitteln, was von unseren Besuchern dankenswerterweise auch begrüßt wird.