Science & Theater Heilbronn
Kooperieren: Kenan Bromann, Bereichsleiter Technik der Experimenta, Dr. Wolfgang Hansch, Geschäftsführer der Experimenta, Intendant Axel Vornam und Chefdramaturg Andreas Frane vom Theater Heilbronn im Science Dome.
Im November wird es emotional in der nüchternen Welt der Experimenta. Sechs Theaterstücke werden in elf Aufführungen die Fragen, Hoffnungen und Ängste aufgreifen, die mit Zukunftstechnologien wie etwa der Künstlichen Intelligenz verbunden sind.
Das einzigartige Projekt, eine Kooperation des Theaters Heilbronn mit der Experimenta, wird von der Dieter Schwarz Stiftung gefördert und soll Einladung, ja Auftakt zu einem regeren Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sein. Die Kultur, das Theater dient hier quasi als Katalysator, der die Gefühls-Gemengelage der Menschen gegenüber der Wissenschaft spiegelt, zuspitzt und so den Dialog anstößt.
In der Experimenta wird den Zuschauern gleich nach den Stücken - und einige sind recht dystopisch -, die Möglichkeit zum Austausch in Foren gegeben, bei denen die Emotionen aufgenommen, diskutiert und Fragen von Wissenschaftlern beantwortet werden sollen. Denn: "Man sollte nicht nur eine Meinung, sondern auch Ahnung haben", formulierte Dr. Wolfgang Hansch. Der Geschäftsführer der Experimenta ließ keinen Zweifel daran, dass sich die Welt in den nächsten zehn Jahren rasant verändern wird. Doch diese Veränderung werde gestaltet - und dabei müsse die Gesellschaft einbezogen, müssten ethische Fragen beantwortet werden. "Das Theater kann diese Fragen emotionalisieren."
Dass es dabei keine Tabus gebe, versicherte Intendant Axel Vornam. "Wir leben nicht im Elfenbeinturm. Wir setzen uns mit der Veränderung der Gesellschaft auseinander." Das geschehe weniger anhand klassischer, abgewandelter Stücke, als vielmehr mit neuen, die "Innovationen, Zukunfts-Technologien und die mit ihnen verbundenen Fragen aufgreifen". Vor allem die Jugend, die gerade dabei sei, einen Wertewandel einzuleiten, werde die neue Welt erleben. Sie solle daher besonders angesprochen und an der Diskussion beteiligt werden.
Zum Programm
Das Eröffnungsstück „Kafka in Wonderland“ wird am 6. November, um 20 Uhr, im Science Dome der Experimenta gezeigt. Es kommt vom deutsch-israelischen Künstler-Duo „half past selber schuld" und wirft einen Blick in die Zukunft der Menschheit.
Ewiges Leben
Im Jahr 2053 verkauft eine Firma namens Wonderland das ewige Leben durch den Upload des Bewusstseins in die Wonderland-Cloud. Der spektakuläre Bühnencomic mit philosophischer Dimension untersucht die Chancen und Risiken in einer Welt, in der der Mensch zum Versuchsobjekt wird. Die zweite Vorstellung ist am 7. November, um 20 Uhr.
Das unermüdliche Forschen
Mit einem Meilenstein der Medizingeschichte beschäftigt sich das Junge Staatstheater Berlin, das Theater an der Parkaue. „In dir schläft ein Tier“, ein preisgekröntes Stück von Oliver Schmaering für Kinder ab 9 Jahren, begleitet die beiden Wissenschaftler Paul Ehrlich und Emil von Behring bei ihrem unermüdlichen Forschen nach einem Mittel gegen die tödliche Diphterie. Vorstellungen sind am 7. November, um 11 und um 18 Uhr in der Boxx des Theaters Heilbronn mit anschließendem Publikumsgespräch.
Braucht es den Menschen noch?
Ein Theaterstück ganz ohne Menschen nur als Dialog von Maschinen präsentiert das Théâtre Nouvelle Génération vom Centre Dramatique National de Lyon. Ihr Stück „Artefact“, über dem auch die Frage steht, ob es den Menschen, den Schauspieler künftig noch braucht, kombiniert Theater mit 3D-Druck-Technologie und Robotik in einer begehbaren Performance. Eine vom Menschen geschaffene und gefütterte künstliche Intelligenz hat das Bedürfnis, sich durch Schauspiel auszudrücken. Als der Mensch verschwindet, muss die Maschine allein zurechtkommen. Vorstellungen sind am 8. November, um 11, 15 und 19 Uhr, auf der Sonderausstellungsfläche der Experimenta mit Publikumsgesprächen nach den Vorstellungen.
Dr. Wahn und die Quantencomedy
Einen physikalisch-philosophisch unterhaltenden Theaterabend, der anhand wissenschaftlicher Theorien mit Wahn-Witz die Welt erklärt, bietet Paul Kaiser alias Dr. Wahn in „Dr. Wahn - die allumfassende Theorie der Welt“. Quantenphysik, Relativitätstheorie, Religion, Mystik; ja selbst Mann und Frau - all das verbindet sich hier, und wird schließlich eins! Die Vorstellung ist am 8. November, 21 Uhr, im Experimenta-Begrüßungsraum.
Brian trifft Brain
Das Brachland Ensemble aus Nürnberg, Hamburg und Brüssel präsentiert in „The Curiosity of Brain“ eine theatrale Hirnforschung in einer Mischung aus Physical Theatre und Animationsfilm. Basierend auf Ergebnissen der Neurowissenschaften geht es auf die Reise ins Innere des Gehirns des Protagonisten - Brian. Es gibt zwei Varianten dieses Stückes, eine für Kinder ab 8 Jahren - die Vorstellung ist am 9. November, um 14 Uhr, im Science Dome der Experimenta - und eine für Erwachsene, am 9. November, um 18 Uhr, ebenfalls im Science Dome.
Future Galatea
Ein geliebtes Wesen ganz nach seinen Wünschen zu kreieren mit den Mitteln des humanoiden Robotikbaus, mit Algorithmen und komplexer Programmierung - geht das? „ELIZA uncanny love“ von Meinhardt & Krauss aus Stuttgart ist eine Übertragung des Pygmalion-Stoffes in das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Die Vorstellung findet am 9. November, um 20 Uhr, in der Boxx des Theaters Heilbronn statt.
Dramenwettbewerb
Das Festival möchte auch Projekte fördern, die sich mit dem Thema Wissenschaft auf der Bühne auseinandersetzen und hat einen Dramenwettbewerb ausgeschrieben. 27 Theatertexte von renommierten Autorinnen und Autoren, aber auch von Newcomern aus dem In- und Ausland, aus Großbritannien, USA und Frankreich, sind über die Theaterverlage und die Studiengänge Szenisches Schreiben an den Hochschulen zum Thema „Science & Theatre“ eingesandt worden. Eine fünfköpfige Jury, bestehend aus Agnes Christner (Kulturbürgermeisterin der Stadt Heilbronn), Dr. Wolfgang Hansch, Geschäftsführer der Experimenta), Axel Vornam (Intendant des Theaters Heilbronn), Andreas Frane (Chefdramaturg des Theaters Heilbronn), und Kenan Bromann (Bereichsleitung Technik/Science Dome der experimenta) beurteilt diese Texte. Die drei besten Dramen werden in szenischen Lesungen während des Festivals vom Schauspielensemble des Theaters Heilbronn vorgestellt. Das preisgekrönte und mit 5000 Euro dotierte Gewinner-Stück hat in der darauffolgenden Spielzeit als Inszenierung des Theater Heilbronn im Science Dome der Experimenta Premiere. Platz 2 und 3 sind mit jeweils 2000 Euro dotiert.
Die szenischen Lesungen finden am 9. November im Theater Heilbronn statt: um 15 Uhr, 16 Uhr und 17 Uhr.
Karten
Der Vorverkauf hat begonnen. Das Festival-Ticket für das gesamte Paket kostet 49 Euro. Einzeltickets sind für 10 Euro / ermäßigt 5 Euro an der Theaterkasse oder via Mail zu erhalten:
kasse@theater-hn.de