Vor 13 Jahren nahm die Erfolgsgeschichte des Skulpturenradwegs im Neckar-Odenwald-Kreis ihren Lauf. Heute zieren 25 Exponate den 77 Kilometer langen Rundweg und regen zum Innehalten und Nachdenken an.
Die bildenden Künstler sind allesamt Kunststudenten. Mit ihren Exponaten nehmen sie Bezug auf die gesellschaftspolitische Situation, auf das, was Menschen umtreibt. Der Skulpturenradweg ist somit nicht nur ein außergewöhnlicher Ort zum Entspannen und zur Freizeitgestaltung. Die sorgsam ausgewählten und von einer Jury bewerteten Kunstobjekte sind allesamt Abbilder der Gesellschaft, die mal augenzwinkernd, mal düster, mal irritierend oder offenbarend den Spiegel vorhalten. Einzigartig in dieser Form, in dieser Größe und Landschaft bundesweit.
Da liegt eine stählerne Aufzugskabine im Gras, wie vom Himmel gefallen. Ohne Fahrtrichtungsanzeiger. Ohne Zugang. Beklemmend. Das lässt Raum für Spekulationen. Was hat das zu bedeuten? Geht es um wissenschaftliche Forschung? Ist es ein Zugang zu industriellen oder militärischen Anlagen, ein Bunker als Zufluchtsstätte in Zeiten oberirdischer Bedrohung durch Terror, gesellschaftliche Konflikte und Naturgewalten? Seine solitäre Lage lässt den Fahrstuhl als absurdes Objekt in der Landschaft erscheinen, da er keinem Gebäude zuzuordnen ist und somit seine Sinnhaftigkeit in Frage gestellt werden kann. An anderer Stelle ragt ein Leuchtschild gut zehn Meter weit in die Landschaft. In einer Momentaufnahme wird ein Detail eines Baumes fixiert, Natur und Abbild stehen sich gegenüber und offenbaren im Laufe der Jahreszeiten ein Moment von Veränderung und Fixierung.
Eine Skulptur aus Holz und Stein fügt sich licht- und lautlos in die Landschaft ein, als dunkler begehbarer Raum. Bedrohlich und gleichzeitig anziehend. Einen Blick in die Tiefe gewährt ein unscheinbarer Brunnen mit freier Sicht nach unten, auf die andere Seite des Himmels. Wie geht das? Mittels einer Linse mit der Brechung durch Wasser wird ein Sternenhimmel sichtbar. Der Brunnen füllt und leert sich intervallweise. Tonnenschwere Stahlrohre verzweigen sich im Nichts, ragen wie abgestorbene Zweige in den Himmel. Die Skulptur wird sich selbst überlassen. Die Kraft der Natur leitet den Veränderungsprozess ein. Das hinterlässt Spuren. Wie im richtigen Leben.Auch in regelmäßigen Abständen quer in den Boden eingelassene Bronzeriegel gehören zur ausgestellten Kunst. Durch sie erhält ein Stück des Weges eine besondere Akzentuierung, die noch dazu einen Rhythmus vorgibt und dazu zwingt, das Tempo drosseln.
Wie ein fossiler Urfisch liegt ein Manta am Straßenrand – Sinnbild für den Teufelsrochen oder Riesenmanta, um den sich viele Sagen und Legenden ranken. Das Werk soll einen Schreckmoment symbolisieren, wie ihn jeder schon einmal erlebt hat. Kaum ist der Schreck vorüber sieht sich der Radler mit einem überdimensionalen fiktiven Flugobjekt konfrontiert, ein Wesen mit der Anmutung eines Insekts oder dem Skelett eines prähistorischen Tieres. Der Skulpturenradweg führt durch den Odenwald, das Bauland und die Gemeinden Adelsheim, Buchen, Osterburken, Ravenstein, Rosenberg und Seckach. Am Ende der Fahrt schließt sich der Kreis – auch das steht symbolhaft für den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen.