Foto: Katja Kuhl
Cassandra Steen Glashaus
Die Soul-Pop-Sängerin Cassandra Steen ist zurück am Mikrofon! Wieso die Seele von Glashaus wieder mit den emotional aufwühlenden Soul-Poppern Musik macht, wie es ihr als Disney-Bösewichtin gefällt und wofür sie dringend ein Wohnmobil braucht, erzählt sie Björn Springorum.
Zu Anfang dieses Jahrtausends war es für deutsche Künstler keineswegs üblich, in ihrer Muttersprache zu singen. Klar, im Rap schon, in der allgemeinen Pop-Landschaft war die deutsche Sprache eher die Ausnahme. Dann trat Glashaus auf den Plan. Eine Soul-Pop-Band, angeführt von einem jungen, hochgewachsenen Gesangswunder namens Cassandra Steen. Der Rest ist Geschichte: Glashaus etablierte sich als wichtige deutsche Soul-Stimme und inspirierte zahllose deutschsprachige Künstler, es auch mal in ihrer Muttersprache zu versuchen. Steen, geboren 1980 in Ostfildern bei Stuttgart, machte mit Glashaus den nächsten großen Schritt in ihrer Karriere, die mit Gastbeiträgen für die Stuttgarter Rap-Kommune Freundeskreis begann. Mit der Kolchose, die Ende 2016 im künftigen Stuttgarter Stadtmuseum ihren 25. Geburtstag feierte, hatte sie aber wenige Berührungspunkte. »Dafür war ich wahrscheinlich einfach noch zu jung«, meint sie und zuckt mit den Schultern. »Auch als ich später mit Freundeskreis aufgenommen habe, ging es mir eher um die Musik als um das Drumherum. Das war mir nicht so wichtig.«
Daran hat sich bis heute nichts geändert: Cassandra Steen lebt für die Musik, ist neben Glashaus solo sehr erfolgreich, arbeitete mit zahlreichen Künstlern wie Adel Tawil (»Stadt«) zusammen und synchronisierte eine Hauptrolle im Disney-Glanzstück »Küss den Frosch«. »Diese Vielfalt brauche ich!«, bricht es aus ihr heraus und sie strahlt. »Natürlich werden mir mittlerweile viele der Sachen auch angeboten, worüber ich sehr froh bin. Ich liebe es, meine Stimme so vielfältig wie möglich einzusetzen – und da ist ein Disney-Film mit all seinen Songs natürlich ideal.« Sie muss nicht immer vorn im Rampenlicht stehen, betont sie. Solange sie ihre Stimme einsetzen und neue Erfahrungen sammeln kann, ist sie rundum zufrieden. »Die Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo war bisher jedes Mal besonders und prägend – allein aus musikalischer Sicht ist das immer eine Offenbarung«, blickt sie zurück.
»Und Adel Tawil natürlich – auch ein saucooler Typ, mit dem das Arbeiten zu etwas sehr Speziellem wurde.«»Immer wenn ich Pause mache, kommt etwas Spannendes hereingeflattert«. Anstatt ihr Seelenheil in Berlin oder sonstwo zu suchen, hat Steen die Stadt nie verlassen, lebt noch immer an der Peripherie des Kessels. »Ich liebe diese Stadt, ich liebe das Persönliche an Stuttgart«, schwärmt sie und ihre Stimme summt. »Im Sommer wird es im Kessel zwar manchmal recht drückend, aber trotzdem mag ich diese Zeit am meisten. Wenn am Schlossplatz die Brunnen plätschern und alle draußen sitzen ist das einfach traumhaft!« Dennoch würde sie gern mal weg. Weit weg. Ohne Termine, ohne Verpflichtungen. »Aber immer, wenn ich mal eine schöne lange Pause machen will, kommt meist etwas so Spannendes hereingeflattert, dass es doch nichts wird mit dem Urlaub«, lacht sie hell. »Okay, dann halt nicht!«
Sollte sie dennoch mal die Zeit finden, steht der Plan schon: »Ab in den Wohnwagen und los. Quer durch Europa, ohne Plan, ohne Ziel. Ich glaube, das ist sehr inspirierend, sich einfach mal abzukapseln, raus in die Natur und dann einfach Songs schreiben.«Ob das jemals passieren wird? Gerade noch stand die Frau mit der magischen Stimme als Bösewichtin bei »Disney in Concert« auf den größten Bühnen, jetzt eben die Comeback-Tournee mit Glashaus, mit denen sie zuletzt 2005 das Album »Drei« veröffentlichte. Das Homecoming-Konzert am 19. Januar im Wizemann ist bereits ausverkauft, am 9. März gibt es daher Nachschlag im Ludwigsburger Scala. Warum es zu dieser Reunion kam? »Warum nicht?«, fragt sie keck. »Wir hatten ja nie ein Problem miteinander und es von Anfang an nie ausgeschlossen, irgendwann wieder zusammen Musik zu machen. Wir hatten immer viel Kontakt, arbeiteten auch gemeinsam an anderen Projekten – und irgendwann ist es einfach passiert und die Platte war da.« Schön, wenn es auch mal so geht.