Von Notlösung zu großer Idee: »Corona-Concerts« gibt Künstlern durch Livestream-Auftritte in einem Studio in Buchen eine Plattform. MORITZ berichtet über die Idee, die zahlreiche Fans begeistert, sich ausschließlich durch Spenden finanziert und hochwertige Streams bietet.
Corona-Krise schafft Ideen
Was als Notlösung für drei Firmen im Veranstaltungsbereich Anfang April begann, ist heute ein großes Projekt: Bis zu drei Mal wöchentlich streamt die Plattform »Corona-Concerts« Konzerte in allen Genre- und Stilrichtungen aus Buchen. Anstatt die Krise auszusitzen, haben sich Dennis Bergsch, Fred Schwing und Jens Trierweiler entschlossen, daraus Nutzen zu ziehen und Arbeit für ihre Mitarbeiter und eine Plattform für alle möglichen Künstler zu bieten. Um die drei hat sich ein Produktionsteam gebildet. »So fanden sich zwölf absolute Profis, die wirklich zu der absoluten Spitze in Deutschland gehören und die größten Festivals technisch betreuen, die komplette Übertragungstechnik machen und so hat sich das zusammengefunden.«
Fans, die das Projekt unterstützen wollen, haben die Möglichkeit, durch Paypal zu spenden, sich vor den Stream-Konzerten freiwillig Tickets zu holen oder sich Merchandise von den jeweiligen Künstlern zu kaufen. Die Konzerte sind aber an sich kostenlos. Der Erlös wird dreigeteilt: Der Künstler, der noch die Kosten seines Teams trägt, bekommt einen Großteil, der Rest wird zwischen Produktion und Organisationen wie WWF, Ärzte ohne Grenzen oder dem Kinderhospiz aufgeteilt. »Wir haben es auch schon geschafft, einen fünfstelligen Betrag an Spenden zu generieren«, meint Bergsch stolz. Dabei haben sowohl das Deutsche Kinderhilfswerk als auch UNICEF durch »Corona-Concerts« zum Beispiel mehr als 2400 Euro an Spenden erhalten.
Zuschauer aus der ganzen Welt
Aufgetreten sind schon einige: von der Rock-Metal-Band Heavysaurus zu New-Classic-Band Stilbruch. X-Factor Gewinner Ees trat direkt zu Beginn mit der Yes-Ja!-Band im Livestream auf, genau wie »the Voice«-Gewinner Andreas Kümmert. Moderator Andy Ost ist stets dabei, präsentiert die Auftritte und gibt Einblicke hinter die Kulissen. »Es kommen Künstler aus ganz Deutschland an, fahren nach Buchen, verbringen einen schönen Tag mit uns und kriegen dann auch noch ein bisschen Produktschulung«, sagt Dennis Bergsch, denn ein Equipment von Mikrofonen bis zu Instrumenten wird bereitgestellt, womit die Künstler sich zuvor vertraut machen. Partner wie Yamaha und Shure sponsern Ausstattungen der Künstler.
Das erfolgreichste Konzert war das der Metal-Band Freedom Call. Davon ist Bergsch begeistert. »Da haben, als das Streamkonzert war, Leute in Australien nachts den Wecker gestellt, um dabei zu sein, da waren Leute aus Chile, aus Peru im Chat, aus den USA, aus Brasilien, Indonesien, das wurde weltweit gesehen«. Doch vor allem zu Beginn wurde die hohe Qualität der Streams in Frage gestellt, ob nicht alles voraufgenommen wurde. Das verneint Bergsch allerdings. »Alles was man da sieht , ist hundert Prozent live, was genau in dem Moment im Studio in Buchen passiert. Dass alles so gut aussieht und klingt, liegt natürlich auch daran, dass das alle miteinander Produktionsleute sind, die eben die größten Festivals in Deutschland machen und da weiss jeder einzelne, was er tut«.
Was klein anfing, hat sich zu etwas Großem entwickelt. »Es hat eine Art Eigendynamik gewonnen, weil auch andere Bands und Künstler es gesehen haben, auf uns zugekommen sind und dann gesagt haben, das ist ja super was ihr da macht!«.