Foto: Christian Steiner
Vladimir Spivakov
Der international angesehene russische Dirigent Vladimir Spivakov tritt am 27. Oktober mit der Russischen Nationalphilharmonie in der Alten Mälzerei auf. Im Interview spricht der 73-Jährige über seine Erwartungen an den Auftritt in Mosbach, seine Liebe zur Musik und die bedeutendsten Konzertsäle der Welt.
Seit mehr als 40 Jahren stehen Sie auf der Bühne und spielen in den größten Konzertsälen der Welt. Was treibt Sie an?
Mein Publikum und meine große Liebe zur Musik. Wenn ich nach einem Konzert die Bühne verlasse und weiß, dass wir mit unseren Klängen so viele Menschen begeistert haben und ihnen eine kleine Auszeit vom oft hektischen Alltag bescheren konnten, dann ist das ein schönes Gefühl. Es macht mir Freude und bedeutet mir sehr viel, andere Menschen emotional mit Musik zu berühren.
Auf welche Stücke darf sich das Publikum in Mosbach freuen?
Wir werden zwei große Werke des berühmten russischen Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski spielen. Sein Klavierkonzert Nr. 1 und seine 5. Sinfonie. Egal, wie oft und wo diese Stücke erklingen – das Publikum wird nicht müde, sie zu hören und verlangt ihre Aufführung wieder und wieder. Das Klavierkonzert Nr. 1 aus dem Jahr 1874 besteht aus drei Sätzen und enthält unter anderem Elemente der französischen Chansonette »Il faut s’amuser, danser et rire«. Die 5. Sinfonie (1888) mit dem Leitthema »Schicksalsmotiv« besteht aus vier Sätzen. Zusammen mit der vierten und sechsten Sinfonie gehört sie zu den beliebtesten und am meisten gespielten Werken von Tschaikowski. Sie dürfen also gespannt sein.
Weltweit werden Sie als Violin-Virtuose und Dirigent gleichermaßen geschätzt. Darf sich das Publikum auch auf eine musikalische Einlage von Ihnen an der Violine freuen?
Es ehrt mich sehr, dass Sie das fragen. Wenn ich ein Sinfonieorchester dirigiere, habe ich leider nicht die Möglichkeit, an diesem Abend in der Eigenschaft als Solist eines Violinkonzertes zu spielen. Deshalb wird meine Geige in Mosbach nicht erklingen. Doch wir haben weltklasse Musiker in unserem Orchester. Auf deren Darbietungen darf sich das Publikum schon jetzt freuen. Mit dabei ist außerdem der talentierte und international anerkannte Solist Haiou Zhang. Er wird uns am Flügel begleiten. Das ist eine große Ehre für uns.
Haben Sie einen Lieblingskonzertsaal?
Oh, da gibt es viele. Dazu zählen der große Saal der Philharmonie in St. Petersburg, der Musikverein in Wien, die Carnegie Hall in New York und viele andere. Doch am liebsten spiele ich im Swetlanow-Saal des Internationalen Hauses der Musik in Moskau. Die Akustik dort entspricht höchsten internationalen Standards; in den letzten 15 Jahren traten dort hunderte der besten Künstler aller musikalischen Genres und Richtungen auf. Heute ist er ein Lieblingssaal für Künstler und Zuschauer, ein wahrhaftiger Tempel der Musik.
Seit 1994 fördern Sie junge russische Nachwuchskünstler mit Ihrer internationalen Vladimir Spivakov-Stiftung für talentierte Nachwuchskünstler.
Ja, das ist richtig und die Arbeit für meine Stiftung liegt mir sehr am Herzen. Jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu bieten und sie auf ihrem Weg zu begleiten, macht mir große Freude. In der Vergangenheit konnten wir bereits viele junge Talente fördern, die aus eigenen Mitteln keine musikalische Karriere hätten machen können. Einige von ihnen spielen mittlerweile bei den »Moskauer Virtuosen« oder der Russischen Nationalphilharmonie. Darauf bin ich sehr stolz.
Was ist für Sie das Besondere anklassischer Musik?
Klassische Musik bringt unterschiedliche Generationen zusammen und erinnert an große Komponisten längst vergangener Zeiten. Ob Mozart, Beethoven, Brahms, Bach, Tschaikowski, Rachmaninow oder Schostakowitsch: Sie alle sind ein wichtiger Teil unserer Kultur und haben die Musiklandschaft weltweit entscheidend geprägt. Sie haben Meisterwerke erschaffen, die Generationen überdauern und Menschen immer wieder auf ein Neues zu tiefst berühren.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie nach Mosbach?
Ich bin schon ganz gespannt auf unsere Zuhörer, denn für mich ist es das erste Konzert in Mosbach. Immer wenn ich vor einem fremden Publikum spiele, ist das sehr aufregend. Wie werden sie auf unsere Darbietungen reagieren? An welchem Punkt schaffen wir es, sie emotional zu berühren? Ich hoffe, dass es uns gelingt, sie auf eine spannende musikalische Reise mitzunehmen, die ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird. Und vielleicht schaffen wir es sogar, den ein oder anderen weniger an klassischer Musik interessierten nachhaltig zu beeindrucken. Das würde mich sehr freuen.