Foto: Württembergische Philharmonie Reutlingen
Fugato
»Fugato – 10 Fabeln und ein Requiem für Orchester und Erzähler« ist ein besonderes Projekt. Über anderthalb Jahre hinweg haben fast 100 Geflüchtete aus Afghanistan, Gambia, Ghana, Iran, Somalia und Syrien eigene Texte und Lieder geschrieben und traditionelle Musik aus ihren Herkunftsländern einstudiert.
In Begegnungen der Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika mit Orchestermitgliedern der Württembergischen Philharmonie Reutlingen entstanden Texte und Musik, die Bernhard König, der bei »Fugato« für Konzept und künstlerische Leitung verantwortlich ist, in seine Fabeln aus der Welt der Töne einfließen ließ.
Verbotene Musik & Traditionsaustausch
Bei »Fugato« finden sich Töne, die in ihrer Heimat nicht mehr geduldet werden und sich daher auf den Weg machen. Poetisch und kraftvoll, berührend und beeindruckend ist das Ergebnis dieser intensiven, monatelangen Zusammenarbeit, bei denen sich die Musikerinnen und Musiker der Württembergischen Philharmonie Reutlingen von den Geflüchteten in deren Musiktraditionen ebenso einweihen ließen wie umgekehrt. Bernhard Königs Abschlusskomposition für Sinfonieorchester und Exil-Ensemble, Gaukler und Artisten, Zeitzeugen und Erzähler/-innen verknüpft Lieder, Gedichte, Berichte und szenische Darstellungsmittel aus diesem intensiven Prozess des Kennenlernens zu einem erzählerischen und musikalischen Gesamtbogen.
Das Orchester als Zukunftslabor
Dabei war es das Hauptanliegen der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, aus Herausforderungen Chancen zu machen und über das verbindende Element Musik Fremdheit in Neugier und Begegnung zu überführen. Geleitet von der Frage, ob es möglich sei, über die Grenzen der Kulturen und Religionen hinweg, miteinander zu musizieren, ohne dabei die kulturellen Unterschiede und Differenzen aus dem Blick zu verlieren, leisteten alle Akteure bei »Fugato« einen Beitrag zum Geschehen und waren sich immer bewusst, dass es auf diese Frage noch keine Antwort geben kann. Die Initiatoren des Projektes machten sich daher mit 15 bis 20 Frauen und 70 bis 80 Männern auf die Suche. Statt einer vorab definierten Zielvorgabe, entwickelten sich künstlerische Ziele in einem behutsamen Prozess der Annäherung, begleitet durch interkulturelle Vermittler und intensiv unterstützt durch zahlreiche Akteure der lokalen Flüchtlingshilfe. Das Orchester wurde zum Zukunftslabor, das wechselseitiges, ergebnisoffenes Lernen ermöglichte. Erste Einblicke zum Musikprojekt »Fugato« gibt es auf Youtube und weitere Informationen auf der Webpräsenz der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. tmo
Fugato –Zehn Fabeln und ein Requiemfür Orchester und Erzähler
Erzähler: Ahmet Gül und Lucie Mackert
Fugato-Ensemble und -Solisten
Württembergische Philharmonie Reutlingen Komposition & künstlerische Leitung: Bernhard König
Organisation & Projektleitung: Gerlinde Dippon
Arrangement: Alon Wallach
Leitung: Thomas Herzog
Württembergische PhilharmonieReutlingen – Fugato
Do. 29. Juni, 19.00 Uhr, Stadthalle Reutlingen, Mo. 3. Juli, 19 Uhr, Neckarforum Esslingen
www.stadthalle-reutlingen.de, www.wuerttembergische-philharmonie.de