Seit zwölf Jahren fiebern die Heilbronner auf diesen einen Tag hin: Mittwoch, 17. April 2019, 11 Uhr. Zig mal wurde dieses Datum bemüht - quasi als Sehnsuchttermin. Jetzt hat das Warten ein Ende.
Und das Bangen um die Frage, ob wohl alles rechtzeitig zur Eröffnung fertig werden würde. „Ja“, war die denkbar knappe Antwort von Hanspeter Faas jüngst bei der allerletzten von unendlich vielen Pressekonferenzen auf dem Buga-Gelände. Dem von Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel als Intendant der Buga 2019 in Heilbronn bezeichnete Buga-Geschäftsführer auf Zeit sieht man die Strapazen in keiner Weise an. Weil sie eben auch Freude waren. Mit einem taffen Team, das wahrlich Großartiges geleistet hat, und dafür bei der feierlichen Eröffnung vom OB gleich noch einmal und für die ganze Nation hörbar gelobt wurde.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier folgte dem Ruf seines Parteigenossen Harry Mergel um dieses Heilbronner Jahrhundertwerk zu eröffnen und der Stadt die Ehre zu erweisen. Am Abend zuvor hatten die Nachrichten gemeldet, dass eine Maschine der Flugbereitschaft des Bundes beim Landeanflug auf Berlin ins Trudeln geraten war. Just mit dieser Maschine hätte Steinmeier nach Baden-Württemberg kommen sollen. Er ist auch ohne Maschine punktgenau in Heilbronn gelandet und zeigte sich begeistert von der Philosophie dieser ganz neuen Generation von Bundesgartenschau, die mit zukunftsweisenden, nachhaltigen Projekten auf sich aufmerksam macht. Als Schirmherr des Deutschen Jugendherbergsverbands, der dieses Jahr 100-jähriges Jubiläum feiert machte er sogleich noch einen Abstecher in die neu eröffnete Jugendherberge auf dem Buga-Areal und zeigte sich auch dort begeistert.
Währenddessen eröffnete Landesvater Winfried Kretschmann nur wenige Meter entfernt das Forum, wo im Laufe der Buga viele Veranstaltungen stattfinden werden. Im großen Pulk der Politprominenz, darunter auch Schauspielerin Marie-Luise Marjan, die der Stadt Heilbronn seit ihres Einsatzes als Schirmherrin der Unicef-Kinderstadt Heilbronn vor einigen Jahren herzlich verbunden ist, war auch Innenminister Thomas Strobl, der sich an anderer Stelle nicht nur als bekenndender Buga-Fan outete, sondern auch ein überzeugter, weil gebürtiger Heilbronner ist, in die Käthchenstadt. Derer vier wohnten der Eröffnungszeremonie bei. In neuen Outfits. Schön anzusehen. Bei allem Sinn für Moderne und Fortschritt, die Käthchen werden auch künftig die Stadt repräsentieren. Heilbronner, die man lange nicht gesehen hat, fanden sich unter großem Hallo zur Eröffnung auf einem Platz ein, den es bis vor kurzem noch nicht gab. Experimenta-Platz – er verbindet den alten Hagenbucher mit dem faszinierenden Neubau des Science Centers, das schon kurz nach seiner Eröffnung Wogen der Begeisterung erzeugt. Dort befindet sich neben zwei weiteren Eingängen der Haupteingang der Buga. Dr anfängliche Regen wurde von den knapp 2.000 Ehrengästen zur Kennntnis genommen, aber jeder wusset, stätestens ab 13 Uhr wird die Sonne scheinen. „Eine Bundesgartenschau bei Sonnenschein eröffnen kann jeder“, sagte Harry Mergel denn auch gleich bei seiner Begrüßung. Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn begleitete den Festakt musikalisch. Klassik, Jazz und Rap ergaben einen stilvollen Mix, der begeisterte und zu Jubel hinriss. Auch der eigens gegründete Buga-Chor legte einen beeindruckenden Auftritt hin.
Obwohl diese Buga die kleinste ist, die es jemals gab in der über 65-jährigen Gartenschaugeschichte, ist sie eine Schau der Superlative. Weil sie erstmals in der Geschichte einen neuen Stadtteil geboren hat. Eine Geburt, die es ohne sie nicht gegeben hätte. Weil sie in einer Weise auf Nachhaltigkeit setzt, wie es noch keine Gartenschau je zuvor getan hat. Jetzt ist die Zeit reif, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Digitalisierung, autonomes Fahren, biotisches Bauen, energieeffizientes Leben, Wohnen und Arbeiten. Das hat es so noch nie gegeben. Der neue Stadtteil Neckarbogen, der zunächst als Stadtausstellung, als begehbares Vorzeigeobjekt fungiert, steht richtungsweisend für neues gesellschaftlches Miteinander.
Wer Richtung Hauptbahnhof schaut und doppelt sieht, dem sei gesagt: Es liegt nicht am Begrüßungssekt. Auch nicht am möglichen Restalkohol vom Vorabend. Nein. Das Experimenta-Parkhaus wurde – wie es schient in einer Nacht- und Nebelaktion – geklont. Nun steht es zweimal da. Bei einem erwarteten Besucherandrang von 2,2 Millionen Menschen, war der Neubau eine Notwendigkeit.
Simone Heiland