Foto: Tobias Metz
Plastikfreie Stadt
Podiumsdiskussion v.l.n.r.: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rommel, Sonia Grimminger, Matthias Klumpp, Beate Mönch, Dana Hoffmann
Eine voll besetzte Musikhalle, aufschlussreiche Vorträge und eifrige Diskussionen machten den am Freitag durchgeführten Kongress „Plastikfreie Stadt“, veranstaltet von NaturVision Filmfestival, RENN.süd und der Stadt Ludwigsburg, zu einem großen Erfolg. Rund 180 Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland fanden sich in Ludwigsburg ein und tauschten sich über die Gefahren von Plastik und Plastikmüll, zukunftsfähige Entwicklungen und Konsumreduzierung aus. Die zahlreichen Impulse aus den Gesprächen und die Aufbruchstimmung beim Kongress rufen nach weiteren Schritten – Folgeveranstaltungen sind bereits in Planung.
Inspiriert durch die zahlreichen Umweltfilme beim NaturVision Filmfestival entstand vor zwei Jahren die Idee zum Modell-Projekt „Plastikfreie Stadt“, das mit dem Kongress am Freitag einen vorläufigen Höhepunkt erlebte. NaturVision fand Veranstaltungspartner in der Regionalen Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategie RENN.süd und in der Stadt Ludwigsburg und lud ausgewiesene Expert*innen ein, um sich mit Akteur*innen aus dem Bereich Nachhaltigkeit, Handel, Verwaltung und Politik auszutauschen.
Vorträge am Vormittag gaben einen ersten Überblick. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rommel vom bifa Umweltinstitut nannte einige interessante Fakten: Pro Kopf werden 43 kg Kunststoff pro Jahr produziert, in Deutschland laden davon 5,4 kg pro Kopf und pro Jahr unwiederbringlich als Müll in der Umwelt, und der Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt wird zum größten Teil durch Reifenabrieb verursacht. Sein Fazit: Eine effektivere Kreislaufwirtschaft, weniger und dafür bessere Kunststoffe und vor allem eine erhebliche Reduzierung des Konsums können zur Lösung der Problematik beitragen.
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Plastikfreie Stadt
Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rommel zu Fakten und Realitäten von Kunststoffproduktion und -verbrauch sowie Plastikmüll
Sonja Grimminger vom Umweltbundesamt beschrieb zunächst, dass 80% des Meeresmülls von Plastikprodukten stammt. 86% davon sind auf 10 Produkte wie z.B. PET-Flaschen, ToGo-Becher, Wattestäbchen und Einwegtüten zurück zu führen. Die politischen Lösungsansätze auf EU- und Bundesebene umfassen vor allem eine angestrebte Recyclingquote von mehr als 50% im Jahr 2030, eine strengere Kennzeichnungspflicht, Verbote und eine erweiterte Herstellerverpflichtung. Sie verwies aber auch auf die die Schwierigkeiten, Regelverstöße zu ahnden.
Zuletzt thematisierte Beate Mönch, Arbeitskreis Klimaschutz Brackenheim, die Möglichkeiten der Vermeidung von Verpackungen innerhalb einer Kommune und stellte den Klimaschutz als humanitäre Aufgabe in den Fokus. Der Arbeitskreis sucht den Dialog mit Lebensmittelversorgern vor Ort, um dort Verpackungsmüll zu vermeiden. Entstanden ist eine Zusammenarbeit mit mehren Kooperationspartnern im Ort, bei denen es möglich ist, mit eigenen Behältnissen einzukaufen.
In der Podiumsdiskussion sowie in den vier Workshops wurden nachfolgend Fragen und Lösungsansätze zu Plastikmüllvermeidung, plastikfreien Alternativen und Konsumverhalten rege diskutiert. Scheitert ein neues Verbraucherverhalten an Bequemlichkeit oder Gewohnheit? Welche Hygienevorschriften können Alternativen verhindern? Können eingefahrene Produktionsprozesse aufgebrochen werden? Wie toxisch sind Plastikemissionen? Sollen kommunale Leitfäden verpflichtend werden? Was können einzelne Unternehmen beitragen?
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Plastikfreie Stadt
Workshop Produktalternativen und Konsumverhalten mit Christian Behrens (DUH)
Mit vielen Inspirationen und zahlreichen positiven Rückmeldungen können sowohl Teilnehmende als auch Veranstaltende den Kongress als großen Erfolg betrachten.
Die Aufbruchsstimmung war ansteckend und wird viele fruchtbare Impulse setzen und Taten folgen lassen - davon ist man überzeugt. NaturVision Festivalleiter Ralph Thoms ist überwältigt von der positiven Resonanz: „Als Filmfestival war die Ausrichtung eines solchen Kongresses ein gewisses Wagnis – doch es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt und ruft nach einer Fortsetzung. Für die nächste Phase kann ich mir vorstellen, einen Forderungskatalog aufzustellen, der sich an Industrie und Politik wendet.“
Mitorganisatorinnen Julia Stanger und Dorothee Lang von RENN.süd sind begeistert: „Es entstehen gerade an vielen Orten Initiativen und es ist viel in Bewegung. Die Vernetzung wie sie hier bei der Veranstaltung praktiziert wird, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und hilft den einzelnen Akteur*innen. Die Kooperation mit dem NaturVision Filmfestival wird auf jeden Fall weitergeführt und Folgeprojekte sind bereits in Planung, um das Thema noch stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.“ Auch Matthias Klumpp, Leitung Marketing, Nachhaltige Entwicklung & Kommunikation bei AlbGold, war sehr angetan von der Veranstaltung: „Interessante Personen, interessante Vorträge – man merkt, dass es sich lohnt, gemeinsam anzupacken und man dann etwas erreichen kann.“
Gefördert wurde die Veranstaltung vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.