Verkehrsminister Winfried Hermann
Verkehrsminister Winfried Hermann
Ein neues Verständnis von vernetzter Mobilität nimmt Fahrt auf: Im Audi-Forum Neckarsulm haben die Partner des im Juli 2017 unterschriebenen Mobilitätspakts für die Region Heilbronn-Neckarsulm jetzt bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung über den Stand ihrer Aktivitäten informiert. Mit an Bord waren Vertreter des Regierungspräsidiums Stuttgart, des Landkreises Heilbronn, der Städte Heilbronn und Neckarsulm, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), der Schwarz-Gruppe und der gastgebenden Audi AG. Rund 150 Bürger nutzten die Gelegenheit sich zu informieren.
„Sie fragen sich vielleicht, warum wir so'n Theater machen“, kommentierte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) das Großaufgebot an Projektpartnern. Es sei eine noch nie dagewesene Gemeinschaftsaktion, bei der alle Teilnehmer an einem Strang zögen. Bis 2030 soll die Verkehrswende vollzogen sein. „Manch' einer mag denken, das ist noch lange hin“, befand Audi-Werksleiter Helmut Stettner. „Aber nachhaltige Lösungen brauchen Zeit.“ Dem schloss sich Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig an. „Wir sind ein verkehrlich hochbelasteter Wirtschaftsraum. Alle warten auf Lösungen.“ Er stellte aber auch klar, dass auf den Straßenbau auch künftig nicht verzichtet werden könne. „Unsere Idee ist es, Mobilität gemeinsam verantwortlich zu denken. Nicht Speziallösungen bringen echte Verbesserungen, sondern die Koordination aller Beteiligten und die Vernetzung aller Verkehrsmittel – zugunsten von Umwelt und Klima“, sagte Winfried Hermann. Josef Klug, Geschäftsführer Standortentwicklung in der Schwarz Gruppe, betonte: „Als einer der größten Arbeitgeber der Region sehen wir uns in der Pflicht, die regionale Verkehrsinfrastruktur nachhaltig zu optimieren und somit die Entwicklung der Region voranzutreiben.“ Die Schwarz-Gruppe hat bereits eine Mitfahr-App bereistgestellt, ab April läuft eine Testphase für einen neuen Shuttle-Bus, der zwischen Neckarsulm und Stuttgart pendeln soll. Leihfahrräder und E-Bikes für Mitarbeiter sind bereits im Einsatz.
Mobilitätspakt
Neben den schon laufenden Maßnahmen im öffentlichen Nahverkehr und diversen Sofortmaßnahmen im Bereich der Straßeninfrastruktur sind wichtige Planungsfortschritte zu verzeichnen. Von momentan 36 Maßnahmen sind acht umgesetzt und sechs weitere in Arbeit. „Durch die intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten konnten die sehr zeitaufwändigen Planungsprozesse verkürzt werden“, erklärte Stefan Heß, Leiter der Abteilung Straßenwesen und Verkehr im Regierungspräsidium Stuttgart sowie Leiter der Projektgruppe „Verkehr Heilbronn-Neckarsulm“, der den Stuttgarter Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer vertrat. Heß erläuterte in seinem Fachvortrag Sofortmaßnahmen im ÖPNV und an Knotenpunkten von hochbelasteten Landesstraßen, beispielsweise den Umbau des Knotens Neckartalstraße / Brückenstraße und des Knotens L 1101/ K 2000 sowie des Knotens L 1100 / Wimpfener Straße. Heß lobte die Synergien, die sich aus der zielgerichteten Zusammenarbeit innerhalb der Projektgruppe ergeben: „Wir nutzen die Chance, gemeinsam mit allen beteiligten Behörden, Unternehmen und Kommunen verkehrsträgerübergreifende Lösungen zu entwickeln. Dies ist beispielhaft für andere Wirtschaftsräume im Land.“
Mobilitätspakt
Neben dem Planungsstand des Mobilitätskonzepts wurde auch die erste Radschnellverbindung vorgestellt. Sie führt von Bad Wimpfen über Neckarsulm nach Heilbronn. Auch dieses Projekt fördert klimafreundliche, vernetzte Mobilität in beispielhafter Weise. 2020 soll es hierfür an die Planfeststellung gehen, der Baubeginn für die Radschnellverbindung ist für Ende 2021 anvisiert. „Wer Mobilität in der Region erhalten will, kommt an Radschnellwegen nicht vorbei“, unterstrich Heilbronns Bürgermeister Wilfried Hajek in Einklang mit dem Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg. Die beteiligten Unternehmen planen, für Fahrradpendler alle nötigen Voraussetzungen zu schaffen: von überdachten Abstellplätzen bis hin zur Möglichkeit, die Kleidung problemlos von der Radler-Montur in das Business-Outfit zu wechseln. „Dass wir bei Audi mal über Pläne für den ÖPNV und einen Radschnellweg sprechen, das wäre vor ein paar Jahren noch unvorstellbar gewesen“, sagte der Verkehrsminister. Das Umdenken aller Beteiligten zeige, dass die Brisanz der Sache erkannt worden sei und alle gemeinschaftlich versuchen, Lösungen zu finden, die langfristig allen Bürgern gerecht werden. „Den wesentlichen Beitrag für eine wirtschaftliche und ökologisch nachhaltige Verkehrsentwicklung müssen zukünftig ganzheitliche, intermodale und vernetzte Lösungsansätze leisten. Daran arbeiten wir hier in der wirtschaftsstarken Region Heilbronn-Neckarsulm gemeinsam“, so Hermann. „Mein Dank gilt den Mitunterzeichnern des Mobilitätspakts, die engagiert an der Umsetzung der Einzelmaßnahmen mitwirken.“ Die Idee für das Mobilitätskonzept stammt im Übrigen von Winfried Hermann. Simone Heiland