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Das Bundeskabinett hat beschlossen: Das Mindestalter für einen Moped-Führerschein wird von 16 auf 15 Jahre gesenkt. Nach dem Beschluss kann nun jedes Bundesland selbst entscheiden, ob es die Gesetzesänderung annimmt.Deutlich von Vorteil für betroffene Jugendliche ist die dadurch gewonnene Mobilität, die besonders in ländlichen Regionen sehr eingeschränkt ist. Gerade dort leiden Schüler und junge Auszubildende unter schlechter Verbindung und dürftiger Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs.
Kritisiert wird allerdings, dass besonders jüngere Teilnehmer des Straßenverkehrs unerfahren und besonders risikofreudig sind, das könnte zu Sicherheitsrisiken und vermehrten Unfällen führen, wovor die Deutsche Verkehrswacht warnt. Problematisch ist zudem auch, dass das Gesetz nicht in allen Bundesländern gültig ist, beziehungsweise geändert wird. Das bedeutet, dass die 15-Jährigen nur in den Ländern Moped fahren dürfen, die das Gesetz angenommen haben. Fahren sie in ein Bundesland, in dem das nicht der Fall ist, so würde das dem Tatbestand „Fahren ohne Fahrerlaubnis“ entsprechen. Der ADAC wünscht sich also eine bundeseinheitliche Entscheidung, um Komplikationen zu vermeiden. Wie weit diese realisiert wird, ist aber zurzeit noch unklar.
Bereits seit 2013 laufen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Modellversuche, die es den 15-Jährigen ermöglichen, Moped zu fahren.Das Angebot wird dort von „überraschend vielen Jugendlichen genutzt“, berichtet Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig.
Aus der Studie zum Modell ist hervorgegangen, dass besonders junge Männer und Jugendliche aus dem ländlichen Raum einen Moped-Führerschein machen. Dabei ist die Unfallquote bei den männlichen Fahrern höher als bei den weiblichen. In allen Modellländern ist eine steigende Tendenz zum Erwerb des Führerscheins der Klasse AM zu erkennen, etwa jeder zehnte 15-Jährige erwirbt dort die sogenannte AM15 Fahrerlaubnis (leichte Kleinkrafträder mit max. 45 km/h).
Baden-Württembergs Verkehrsministerium vertritt momentan noch keine klare Position, es möchte bis zur endgültigen Entscheidung noch die Evaluation des Modellversuchs abwarten. Zudem spielt bei der Abwägung auch die Entscheidung der anderen Länder eine Rolle, da ihnen eine einheitliche Regelung am liebsten wäre. Es liegt nun an den Ländern die Risiken und den erwarteten Mehrwert an Mobilität für die Jugendlichen abzuwägen und ihre Entscheidung zu treffen. Aber das letzte Wort haben natürlich, auch wenn es dann erlaubt ist, immer noch die Eltern.
Wir haben in der Heilbronner Innenstadt Leute zu Ihrer Meinung befragt:
"Ich finde es praktisch, weil man schneller bei seinen Freunden ist, aber ich habe Bedenken wegen der Sicherheit. Ich weiß nicht, ob die 15-Jährigen richtig auf den Verkehr achten. Aber ich komme vom Dorf, und wer die Busverbindungen da kennt, wünscht sich schon einen Roller", sagt die 17-Jährige Julia aus Kirchardt. Ihr Freund Marino, 20, aus Heilbronn berichtet: "Ich habe damals den 25 km/h-Führerschein gemacht und fand das etwas langweilig. Man wird dazu verleitet sein Moped zu frisieren. Wenn man dann erwischt wird, gibt es Probleme mit der Polizei und eine Führerscheinsperre."
Tatsächlich zeigt die Studie, dass weniger Jugendliche ihren Führerschein wegen Tunings abgeben mussten, da sie wegen der höheren Geschwindigkeit nicht zum Aufmotzen verleitet wurden.
Der 28-jährige Matthias (l.) aus Augsburg findet den Beschluss gut: "Ich komme selbst vom Land und weiß, wie sehr man als Jugendlicher die Unabhängigkeit zu schätzen weiß. Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine große Erleichterung ist, und man so leichter zu Freunden oder ins Training kommt. Einen großen Unterschied zwischen 15 und 16 gibt es nicht, ich sehe deshalb keine erhöhte Gefahr für den Verkehr, schneller als 45 km/h dürfen sie sowieso nicht fahren. Ob man das Risiko eingehen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden." Sein 25 Jahre alter Kollege Felix (r.) findet, dass das nicht die richtige Lösung ist: "Ich finde das schwierig wegen dem jugendlichen Leichtsinn. Wenn ich an mich zurückdenke, als ich angefangen habe Auto zu fahren...(lacht). Nachher trinken die Jugendlichen was und nehmen dann noch am Verkehr teil. Ich wäre eher für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), dass man nicht auf den Roller umsteigen muss."
"Ich finde das ist eine gute Sache, allerdings ist es wichtig, dass eine bundeseinheitliche Entscheidung getroffen wird, sonst kommt es zu unnötigen Komplikationen. Risiken sehe ich keine, die jungen Leute sind sowieso unterwegs.", sagt Hans Jürgen, 72, aus Pirmasens.
"Ich würde meine Kinder so einschätzen, dass ich es ihnen zutrauen und erlauben würde, um von A nach B zu kommen", äußert die 57-Jährige Annette aus Osterburken. Ihr Mann Werner fügt noch hinzu: "Ich finde auch das begleitete Fahren mit 17 sehr gut, deshalb finde ich, man sollte auch mit 15 schon Roller fahren dürfen."
Michele, 42, aus Heilbronn, ist zuversichtlich: "Ich wäre dafür und würde es meinem Kind erlauben. Ich habe auch mit 16 meinen Motorrad-Führerschein gemacht und wäre sehr gerne schon früher losgefahren. Ich hoffe, jedes Bundesland erlaubt das." Seine 27-jährige Frau Sarina ist der gleichen Meinung: "Einen Moped-Führerschein habe ich nicht gemacht, kann es aber gut verstehen, da ich vom Land komme. Früher hätte ich mich sicher gefreut, das schon mit 15 machen zu dürfen. Gerade in dem Alter möchte man lieber eigenständig und unabhängig von den Eltern sein."