Eine fliegende Drohne, die uns die Bestellung nach Hause liefert? Roboter, die Reklamationen und Kundenwünsche in Sekundenschnelle bearbeiten? Was für uns heute kaum umsetzbar erscheint, könnte in Zukunft Realität werden.
Ein Grundstein für diese visionären Vorstellungen wurde am Freitag, dem 24. Mai, auf dem Bildungscampus in Heilbronn gelegt. Seit kurzem ist dort das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation ansässig. Im Kern geht es um Forschungsfragen zur künstlichen Intelligenz, die in direktem Anwendungsbezug zu kundenorientierten Dienstleistungsangeboten stehen soll. Ein großes Thema, welches im Zeitalter der Digitalisierung den Dienstleistungssektor nachhaltig beeinflusst. In diesem für Baden-Württemberg elementaren Bereich sieht die zuständige Ministerin, Frau Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, viele Chancen: »Im Dienstleistungsbereich und in der Anwendung von künstlicher Intelligenz liegen enorme Potenziale für unsere Wirtschaft«. Vorhandenen Mittel müsse man für die Unternehmen erschließen, damit man Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit steigern könne.
Gerade jetzt, wo der Online-Handel boomt und die Kundenwünsche immer individueller werden, ist das Voranschreiten künstlicher Intelligenz im Bereich Dienstleistung maßgebend. Große Unternehmen, beispielsweise in den USA, haben es vorgemacht. Facebook, Google, Apple, sie alle bauen große Teile ihres Marktimperiums auf sogenannten Smart-Services, der Auswertung von Kundendaten auf. Auch mittelständige Unternehmen hätten durch die Nutzung solcher Dienstleitungssysteme langfristig wirtschaftlichen Erfolg. Deutschland und speziell Baden-Württemberg verfüge zwar über eine hervorragende Grundlagenforschung, doch im Bereich Anwendung und Zukunftstechnik sei noch einiges nachzuholen, betonen mehrere Referenten. Wenn Deutschland als Industriestaat weiterhin seinen wirtschaftlichen Status behalten wolle, seien Investitionen in diesen Bereich unumgänglich.
Ein besonderes Augenmerk liegt deshalb auch in der angewandten Forschung. In Heilbronn soll nicht nur eigens experimentiert werden, die neuen Erkenntnisse sollen vor allem auch den Bürgern und den ansässigen Unternehmen zugutekommen. Im internationalen Vergleich soll Deutschland wettbewerbsfähiger werden. Dies sei nur umsetzbar, wenn Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen, so die zuständige Ministerin. Mit dem Bau der neuen Forschungseinrichtung sind die Weichen für weltmarktführende Technologien neu gestellt worden.
Für eine Entwicklung, die auch Risiken mit sich bringt: Schon heute übernehmen Maschinen Arbeitsprozesse und ersetzten damit die menschliche Arbeitskraft. Eine zunehmende Digitalisierung gefährde somit auch viele Arbeitsplätze. Doch hier sehen die Referenten nur bedingt eine Gefahr. Schon jetzt sei die Verfügbarkeit von jungen Menschen auf dem Arbeitsmarkt ein großes Problem. Gleichzeitig steige die Zahl der Älteren und somit der Bedarf an Dienstleistungen kontinuierlich an. Die Digitalisierung und speziell die künstliche Intelligenz könnten eine große Chance für unsere Gesellschaft sein, so die Experten. Gleichzeitig schaffe die Forschung in diesem Bereich neue Arbeitsplätze, denn in Unternehmen werden zunehmend Mitarbeiter gesucht, die sich im Bereich künstlicher Intelligenz auskennen.
Letztlich sei diese Entwicklung ein wichtiger Schritt, um mit »der Konkurrenz mitzuhalten«, betont Frau Hoffmeister-Kraut. Alles habe Chancen und Risiken, deshalb sei es umso wichtiger, diesen entscheidenden Weg zu gehen.
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