Für viele bedeutete der Sommer 2020: Urlaub auf Balkonien. Aber dank sinkender Inzidenzen kann man sich jetzt wieder auf Reisen in die Ferne freuen. Seit dem 1. Juli hat die Bundesregierung die Reisewarnung für mehr als 80 Länder aufgehoben. MORITZ hat sich bei Reiseveranstaltern der Region umgehört: Was ist anders im Vergleich zu 2020? Ist bereits ein Reiseboom zu spüren? Und worauf sollte bei der Urlaubsplanung geachtet werden?
Das Fernweh ruft: Viele haben sich nach einem Jahr Zurückhaltung nun endlich wieder dazu entschlossen, einen Urlaub zu buchen. Für vollständig geimpfte oder genesene entfällt die Testpflicht, sodass sie nun wieder relativ unkompliziert und unbeschwert verreisen können. Alle anderen müssen sich vor und nach einer Auslandsreise testen lassen. Die allermeisten Länder Europas sind derzeit keine Risikogebiete mehr, sodass man sie ohne Probleme besuchen kann.
Beliebt sind aktuell besonders Reisen innerhalb Deutschlands sowie ins europäische Ausland. »Bei unseren Busreisen stehen momentan Nord- und Ostsee sowie Bayern sehr hoch im Kurs«, berichtet Tim Schäfer von Schäfer Touristik aus Heilbronn. »Bei den Flugreisen ist der alte Klassiker Mallorca nach wie vor der Renner. Aber auch Griechenland ist sehr beliebt.« Wie die gesamte Reisebranche hatte auch Schäfer Touristik stark mit der Corona-Situation zu kämpfen. »Bei uns hat sich die Situation Mitte März etwas beruhigt, und seit Mitte Mai dürfen auch wieder Busreisen durchgeführt werden«, sagt Schäfer. Viele Leute seien aber auch trotz der Aufhebung der Reisewarnung noch sehr vorsichtig: Von einem Reiseboom im Sommer 2021 könne nicht gesprochen werden. Zwar sei es im Vergleich zu 2020 deutlich besser, aber das Niveau von 2019 sei längst nicht erreicht worden.
Bei allen Fragen rund um Urlaub und Corona sind Schäfer und sein Team die ersten Ansprechpartner: Dies habe oft viel Recherche und einen deutlichen Mehraufwand bedeutet, denn die Leute wussten nicht: Wo darf man hinreisen? Welche Regelungen gelten vor Ort? Wie funktioniert es mit der Testpflicht? »Teilweise waren wir die Hälfte der Zeit mit der Beantwortung von Corona-Fragen beschäftigt, bis der Kunde ein entsprechendes Angebot bekommen hat.«
Ähnliches berichtet auch Michael Hacker, von Hacker Touristik aus Sinsheim. Durch die Pandemie habe ihn gerettet, dass sein Unternehmen neben Reisen auch Linien- und Schülerverkehr anbietet. Was das Reisen angeht, spürt auch er wieder einen Aufwind: »Die Tendenz ist steigend, die Nachfrage ist da. Bei uns sind derzeit alle Reisen stak gefragt.« Viele Kunden würden sich gar nicht für ein bestimmtes Reiseziel entscheiden, sondern nehmen, was in ihrer Urlaubszeit gerade verfügbar ist, nach der Devise: »Hauptsache weg.« Dies sei in den vergangenen Jahren anders gewesen.
Ähnlich wie Schäfer Touristik bietet auch Hackers unternehmen zum Großteil Busreisen an, sodass die Aufhebung des Busreiseverbotes Mitte Mai ein sehr positives Zeichen war. Allerdings dürfen Busse aktuell nur mit halber Kapazität fahren, sodass sich einige Touren aus finanzieller Sicht kaum lohnten. »Wir hoffen, dass sich auch diese Regelung in den nächsten Wochen ändert, sodass wir zumindest mit 60 bis 70 Prozent Belegung fahren können. Vollbesetzung halte ich derzeit nicht für sinnvoll: Gesundheit und Sicherheit sollte immer vor Wirtschaftlichkeit stehen.« Hacker rät dazu, eine Gruppenreise zu buchen, denn hier sei man auf der sicheren Seite. »Wir als Reiseveranstalter wissen ja, welche Vorgaben wo gelten und bieten nur Reisen in Regionen an, die absolut sicher sind.«