Nach der Hinrunde ist in der Bundesliga praktisch noch alles offen. Bayern konnte nicht die gewohnte Dominanz auf den Platz bringen und wird überraschenderweise von Freiburg, Union Berlin und der Eintracht verfolgt.
Auch im Tabellenkeller ist noch nichts entschieden. Viele knappe Duelle und schwankende Leistungen machen es dabei selbst den fachkundigsten Fans schwierig, ihre Sportwetten zu platzieren. Dabei stellt sich die Frage, was noch für die drei Teams aus Baden-Württemberg möglich ist und vor allem, ob Freiburg die atemberaubende Form halten kann.
Was hat die Hinrunde gebracht?
Die drei Teams aus dem Ländle haben sich während der Hinrunde quer über die Tabelle verteilt. Nutznießer war dabei ganz klar der SC Freiburg, der direkt hinter dem großen FC Bayern München auf Rang 2 überwintert hat. Neben den Bayern konnte nur Freiburg mindestens 30 Punkte erzielen. Auch wenn es keinen komfortablen Vorsprung auf den Tabellendritten aus Leipzig gibt, ist man beim Verein mehr als zufrieden.
Hoffenheim konnte den Erwartungen hingegen nicht gerecht werden und steckt im Mittelfeld fest. Ein solider Platz 11 ist nicht das, was man sich zu Saisonbeginn erwartet hatte. Ein Abstiegsplatz ist näher als ein Platz in Europa.
Stuttgart hat es von den drei Teams aus dem Ländle am schwersten gehabt. Der Aufwind nach dem Aufstieg in der Saison 2019/20 ist endgültig verpufft und der Verein in der Bundesliga-Realität angekommen. Aktuell findet man sich nur auf dem Relegationsplatz wieder. Mit dem Abstieg wollte man diese Saison eigentlich nichts zu tun haben, im Endeffekt wird die Rückrunde aber durchaus noch holprig.
Drei Vereine, drei Ausgangssituationen
Die Ausgangssituationen von Freiburg, Hoffenheim und Stuttgart könnten unterschiedlicher nicht sein. In der Momentaufnahme ein Meisterkandidat, ein solider Mittelfeldplatz und ein möglicher Absteiger. Spannend ist, dass die derzeitige Situation auch ungefähr die Abschlusstabelle der Saison 2021/22 widerspiegelt.
Freiburg konnte sich im oberen Tabellendrittel festsetzen und den Aufwärtstrend beibehalten. Hoffenheim orientiert sich weiter am Mittelfeld und weicht immer mehr vom Europa-Starter ab. Stuttgart zittert um den Klassenerhalt und sieht sich in Gesellschaft von anderen Traditionsvereinen.
Für die kommende Rückrunde bedeutet das verschiedenste Herausforderungen in den drei Vereinen. Freiburg darf sich keinesfalls auf den Lorbeeren ausruhen und muss weiterhin jeden Tag hart daran arbeiten, um den Aufwärtstrend zu einer Konstante zu festigen. Zudem muss man sich der Gefahr schwächelnder Top-Clubs bewusst sein. Dortmund, Wolfsburg und selbst Leverkusen könnten noch einmal für Furore sorgen und Freiburg aus den Champions League Plätzen drängen. Für den SC Freiburg würde eine Teilnahme an der Champions League zudem einen enormen Geldregen bedeuten.
Hoffenheim muss aufpassen, dass man nicht in die Mittelmäßigkeit abrutscht. Denn bereits die letzten zwei Jahre liefen eigentlich nicht so, wie vom Verein geplant. Europa muss warten und auch 2022/23 riecht es danach, als würde man keinen Platz in Europa ergattern. Natürlich ist die Kehrtwende noch möglich, dafür muss aber vor allem das Selbstvertrauen angekurbelt werden.
Stuttgart muss sich ganz klar auf die Kellerduelle fokussieren und diese für sich entscheiden, um am Ende der Saison einen entscheidenden Abstand zu den Abstiegsplätzen herstellen zu können. Dies wäre nicht nur wichtig, um im Umfeld für Ruhe zu sorgen, sondern auch für die Entwicklung des Vereins. Wer ständig mit dem Abstiegskampf beschäftigt ist, hat keine Zeit für Weiterentwicklung.
Freiburgs Defensive gewinnt die Spiele
Abgesehen von den Bayern hat bisher kein anderes Team weniger Tore kassiert als der SC Freiburg. Auch wenn es offensiv noch etwas mau läuft, weist Freiburg die drittbeste Tordifferenz der Liga auf. Das bestätigt den schlauen Spruch, dass die Offensive zwar Tore schießt, die Defensive aber Spiele gewinnt.
In Freiburg arbeitet man konstant und weicht dabei kaum vom Fokus ab. Der Club will sich an die deutsche Spitze arbeiten und dabei, ähnlich wie Frankfurt, nur wenig Geld in die Hand nehmen und Konstanz in den Kader bringen. Bis dato gelingt dies außerordentlich gut, immerhin liegt man vor dem BVB und auch vor Leipzig. Als erster Verfolger der Bayern muss Freiburg sich in der Rückrunde aber trotzdem auf die eigenen Werte fokussieren.
Denn zwischen der Champions League und keinem Europa-Platz liegen nur sieben Punkte. Bereits zwei verpatzte Spiele würden Freiburg aus dem ersten Tabellendrittel kicken. Da an der Spitze alles sehr knapp ist, muss die Leistung zwar gewürdigt, darf aber keinesfalls überschätzt werden.
Hoffenheim in der Formkrise
Die Hinrunde beendete man in Hoffenheim mit einer Serie von fünf Spielen ohne Sieg. Zuletzt am 14. Oktober konnte man Schalke auswärts mit 0:3 bezwingen. Auch der nächste Sieg gegen Schalke im DFB-Pokal hat nicht wirklich für Ruhe im Verein gesorgt. Denn zwei Siege in den letzten 10 Runden haben einen passablen Start schnell zunichte gemacht.
Hoffenheim ist angehalten, direkt zu Beginn der Rückrunde das Ruder herumzureißen und für schnelle Erfolge zu sorgen. Denn ansonsten rücken die Europacup-Plätze in weite Ferne und es bedürfe eines wahren Kraftaktes, diese noch zu erreichen.
Dass Hoffenheim sich zurecht in der Mittelmäßigkeit bewegt, zeigt die Torstatistik. 22 geschossen, 22 erhalten – absoluter Durchschnitt in der Bundesliga. Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Eigentlich nicht der Anspruch, den man bei Hoffenheim hat. Diese Saison könnte durchaus wegweisend für die Zukunft sein. Es bleibt daher spannend, in welche Richtung sich Hoffenheim entwickelt.
Alles, nur nicht 2. Bundesliga
Nach dem Abstieg im Jahr 2018/19 konnte Stuttgart direkt im nächsten Jahr wieder in die Bundesliga aufsteigen. Meister konnte man damals nicht werden und die Rückkehr in die Bundesliga glich mehr einer Zitterpartie. Ein erneuter Gang in die 2. Bundesliga könnte bedeuten, dass Stuttgart auch einmal längere Zeit in der zweithöchsten Spielklasse festsitzt.
Schade wäre dies vor allem im Hinblick auf den Kader. Denn er ist mit vielen jungen Talenten an und für sich bundesligatauglich. Fraglich wäre, wie viele Spieler Stuttgart bei einem Abstieg erhalten bleiben würden. Daher wird der gesamte Verein alles daransetzen, um die Abstiegszone in der Rückrunde zu verlassen.
Noch enger als das Titelrennen ist das Tabellenende. Denn zwischen Rang 17 und Rang 7 liegen nur 10 Punkte. Stuttgart ist nach der Hinrunde also genauso nah an Rang 10 wie am letzten Tabellenplatz. Ein Urteil über den Abstieg wurde hier also noch längst nicht gefällt.
Stabilität würde es in Stuttgart sowohl in der Offensive als auch in der Defensive brauchen. 27 erhaltene Tore wären nicht so tragisch, wenn man in der Hinrunde mehr als nur 18 Tore erzielt hätte. Doch der Wille zum Klassenerhalt ist ganz klar ersichtlich.