Es ist eine schwere Aufgabe, aber die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang können sie mit Selbstvertrauen angehen. Das Team von Trainer Matthias Heineke reist als Tabellenführer zur Zweitplatzierten HSG Krefeld Niederrhein. Gelingt dem HCOB der vierte Sieg im sechsten Spiel, stünde er als Sieger der Vorrundengruppe B („Süd-Staffel“) fest. Die Stunde der Entscheidung schlägt am Donnerstag um 17 Uhr in der Krefelder Glockenspitzhalle.
Der HCOB kann die weite Fahrt mit einem Erfolgserlebnis im Rücken antreten. Im Heimspiel gegen den TuS 04 Dansenberg bewiesen die Murrtaler Nervenstärke und freuten sich über ein 31:25. Der Sieg war im Rennen um einen der vier Plätze für die Finalserie von großer Bedeutung. Umso beeindruckender war, wie sich die Mannschaft in Phasen präsentierte, in denen das Match zu Gunsten der Pfälzer hätte kippen können. Sie agierte geduldig und clever.
Für Trainer Matthias Heineke kommt dieses Auftreten nicht überraschend: „Wir sind in den vergangenen Jahren gemeinsam durch viele Stresssituationen gegangen und haben sie häufig gemeistert. Das schweißt eine Mannschaft ungemein zusammen und gibt ihr Selbstvertrauen, wenn solche Spiele anstehen.“ Der Teamgeist ist ein Erfolgsfaktor beim HCOB. „Wir haben einen sehr guten Weg gefunden, Anspannung in Energie umzuwandeln – und diese Aufgabe wird uns in den kommenden Wochen hoffentlich noch einige Male bevorstehen.“
Zum Beispiel in Krefeld. Dabei geht es weniger darum, dass die bislang gesammelten sieben Punkte in einem sehr unwahrscheinlichen Fall – fünf Mannschaften müssten am Ende der Runde 7:5 Punkte haben und der HCOB im „Direkten Vergleich“ den Kürzesten ziehen – nicht zur Qualifikation ausreichen könnten. Vielmehr bietet sich eine hochattraktive Perspektive in die andere Richtung: Mit einem Sieg kann sich der HCOB, der am letzten Spieltag pausiert, den Sieg in der Vorrundengruppe B sichern. Schon jetzt spielen die Murrtaler eine klasse Serie, Platz eins wäre ein echtes Husarenstück.
Trainer Matthias Heineke sieht Chancen für seine Mannschaft. „Da ist alles drin. Natürlich war und ist Krefeld der Favorit in dieser Gruppe. Außerdem haben sie durch das freie Wochenende viel Zeit für die Vorbereitung auf unsere Spiel gehabt.“ Im Umkehrschluss sind die HCOB-Handballer vielleicht einen Tick mehr im Rhythmus. Coach Matthias Heineke sieht Vor- und Nachteile: „Wir haben nicht viel Zeit zur Regeneration und Vorbereitung, da müssen wir sehr effektiv sein. Dafür haben wir aber ganz frisch ein gemeinsames Erfolgserlebnis unter Druck gefeiert – und dieses Selbstvertrauen soll am Donnerstag aufs Spielfeld transportiert werden.“
Was die Spielweis beider Mannschaften betrifft, sieht der Coach einige Ähnlichkeiten: „Beide Teams haben eine ähnliche Spielanlage und sind individuell sehr ausgeglichen besetzt.“ So wie beim HCOB immer wieder andere Akteure entscheidende Akzente setzen, sind auch die Krefelder nicht gerade leicht auszurechnen. Aufgefallen ist Matthias Heineke die zentrale Position im Rückraum. „Da kann Oliver Milde Spiele entscheiden“, urteilt der Coach über den Neuzugang vom Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen. „Außerdem haben sie mit Carlos Marquis einen jungen Spieler, der sich in dieser Aufstiegsrunde – ähnlich wie bei uns Timm Buck – in den Vordergrund gespielt hat.“
In Krefeld nahm man am vergangenen Wochenende die Niederlagen von Pfullingen und Dansenberg erfreut zur Kenntnis – die HSG weiß um ihre Chance, aus eigener Kraft den ersten Platz erreichen zu können. Trainer Maik Pallach räumte seinem Team eine dreitägige Auszeit an und will im Endspurt mit den Spielen gegen den HCOB sowie am Wochenende in Horkheim zum großen Wurf ansetzen: „Wir wollen total entspannt und ausgeruht in die englische Woche gehen. Die vergangene Woche haben wir genutzt, um die Defizite aufzuarbeiten, gerade was das Unterzahlspiel und das Entscheidungsverhalten angeht.“
Rund ums Spiel
Die Begegnung aus der Krefelder Glockenspitzhalle wird im Internet live auf Sportdeutschland.TV übertragen. Wer zusehen möchte, braucht ein Tagesticket für 4,50 Euro sowie einen Account.
Der Deutsche Handball-Bund setzt in der Aufstiegsrunde viele Bundesligaschiedsrichter ein. Für die Partie in Krefeld ist nun sogar ein IHF-Gespann eingeteilt. Die Brüder Christian und David Hannes, die aus Reichshof bei Gummersbach stammen, sind derzeit eines von fünf deutschen Gespannen, die Begegnungen der Internationalen Handballföderation leiten.
Die Handballer aus dem Murrtal messen sich in ihrem 1085. Meisterschaftsspiel seit dem sportlichen Aufstieg aus dem damaligen Handballkreises Enz/Murr im Jahr 1980 zum ersten Mal mit einer Mannschaft aus dem Handballverband Niederrhein. Die rund 410 Kilometer nach Krefeld taugen indes nicht zur Bestmarke, auch wenn man für Vergleichbares – im wahrsten Sinne des Wortes – weit zurückblicken muss, weiter war es zuletzt im Herbst 1999 bei den Gastspielen in Freiberg im Erzgebirge (430) sowie in Hoyerswerda (540).
In der Gruppe A der Aufstiegsrunde hat der 1. VfL Potsdam die Tabellenführung übernommen. Mit 8:2 Punkten kann in der Hauptstadt von Brandenburg für die Zwischenrunde geplant werden. Ansonsten ist der Kampf um die vier Startplätze in der Zwischenrunde spannend: Rostock, Hagen, Vinnhorst und Hildesheim liegen eng beieinander. Die Teams aus Spenge und Braunschweig (2:6 Punkte) haben eher geringe Chancen, sind aber mathematisch noch im Rennen.
Parallel zur Aufstiegsrunde läuft der Ligapokal. In der Gruppe Süd kämpfen acht Drittligisten um zwei Startplätze für den DHB-Pokal. Die SG Pforzheim/Eutingen hat ihre bisherigen fünf Spiele gewonnen und ist vorzeitig qualifiziert. Höchstvermutlich geht auch das zweite Ticket in die Goldstadt, die TGS ist mit 8:2 Punkten Zweiter. Die Verfolger HC Erlangen II und HBW Balingen-Weilstetten II wären für den DHB-Pokal nicht teilnahmeberechtigt, und der Tabellenfünfte TV Plochingen (3:5) ist weit zurück.
Über die HSG Krefeld Niederrhein
Die Handballer aus Nordrhein-Westfalen spielten in der vergangenen Saison noch in der zweiten Liga. Weil sie mangels sportlicher Aussichten auf einen Nichtabstiegsplatzes keinen Lizenzantrag für die neue Runde gestellt hatten, wurden sie trotz des Corona-bedingten Verzichts auf Absteiger nicht für ein weiteres Jahr im Bundesliga-Unterhaus berücksichtigt. Stattdessen ging es in Liga drei weiter, aber lediglich vier Spiele. Nun soll der umgehende Wiederaufstieg gelingen. Die Mannschaft wurde im Vergleich zur vergangenen Runde nahezu komplett ausgetauscht. Mit Blick auf die Aufstiegsrunde gab es noch einmal eine ganze Reihe von Nachverpflichtungen. Immerhin vier HSG-Handballer sind aktuelle Nationalspieler: Domagoj Srsen und Paul Skorupa (beide USA), Nick Braun (Belgien) sowie Robin Schoenaker (Niederlande). Identifikationsfigur in einem stark im Wandel begriffenen Team ist Kevin-Christopher Brüren, der die HSG vor zwei Jahren mit einem Last-Second-Treffer in Rostock in die zweite Liga warf. Trainiert wird die Mannschaft von Maik Pallach, der zuletzt Sportlicher Leiter beim Zweitligisten TV Großwallstadt war. Er löste im Februar Felix Linden ab. In der Aufstiegsrunde siegte die HSG in den Heimspielen gegen Hanau und Pfullingen, in Willstätt gab es ein Remis, die Partie in Dansenberg ging verloren.