2016 wurde Marvin Fritz aus Neckarzimmern IDM-Superbike-Champion. Der Rennsport liegt ihm im Blut: Schon sein Vater ist Rennen gefahren. Mit drei Jahren saß er zum ersten Mal auf dem Motorrad. Im Interview hat er MORITZ-Redakteur Andreas Wolf verraten, warum der Rennsport die schnellste Diät der Welt ist und er außerhalb der Rennstrekke kein Motorrad fahren darf.
Was bedeutet Dir das Motorradfahren?
Es ist mein ganzes Leben, ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Schon als Kind war es mein Traum, damit mein Geld zu verdienen. Ich habe Zweiradmechaniker gelernt, aber seit zwei Jahre fahre ich hauptberuflich Rennen.
Wie bist Du zum Motorradrennen gekommen?
Ich saß schon mit drei Jahren zum ersten Mal auf dem Motorrad. Mein Vater ist früher schon in der 125er-Klasse-Weltmeisterschaft gefahren; der Rennsport liegt mir praktisch im Blut, deshalb habe ich schon sehr früh angefangen. In diesem Alter habe ich dann auch mein erstes Motocross-Motorrad bekommen, da bin ich dann in Neckarzimmern auf dem Sportplatz gefahren. Mein erstes Rennen war mit vier Jahren in Schefflenz, das war 1997. Ich fahre also fast mein ganzes Leben lang Motorradrennen, jedes Jahr wieder eine neue Saison.
Wie hat sich Deine Karriere entwickelt?
Mit neun Jahren bin ich auf Straßenrennen umgestiegen, das hat mir dann noch besser gefallen. Ich bin lange die 125er-Klasse gefahren und dann 2012 in die 600er-Klasse aufgestiegen. In diesem Jahr und auch 2013 war ich dann auch im Ausland, weil ich noch wenig Sponsoren hatte. Aber 2014 hat sich dann etwas ergeben. Im Rennsport kann das alles sehr schnell gehen, Hochs und Tiefs reihen sich aneinander. In meinem ersten Jahr habe ich gleich den Meisterschaftstitel geholt und von da an ging es weiter steil bergauf.
Ich fahre immer noch Straßenrennen, momentan für Yamaha, in der Langstreckenweltmeisterschaft im offiziellen Werksteam. Meine Teamkollegen sind Broc Parkes aus Australien und Niccolò Canepa. Zusammen fahren wir in der Langstrecken-WM, unter anderem in Le Mans in Frankreich oder in Suzuka in Japan. Ich bin quasi immer den kompletten Juli in Japan, mit Tests und Vorbereitungen und Teampräsentationen. Nächstes Jahr fahren wir auch in Malaysia, in Sepang, man kommt also sehr viel herum.
Was war Dein erster Erfolg?
An meiner ersten Meisterschaft habe ich mit fünf Jahren teilgenommen, da habe ich in der 50-ccm-Klasse im Motocross gewonnen. Mein größter Erfolg war der IDM-Superbike-Meisterschaftstitel, den ich 2016 gewonnen habe. Das ist eigentlich der größte Titel, den man in Deutschland gewinnen kann. Außerdem habe ich 2014 die Supersport-600-Klasse gewonnen. Und jetzt bin ich aufgestiegen in die Langstreckenweltmeisterschaft.
Wie fordernd ist Dein Training?
Ich trainiere hart und mache jeden Tag meine 3 Stunden Fitnesstraining. Selbst wenn man mal nicht unterwegs ist, hat man immer zu tun, um in Form zu bleiben. Gerade zum Beispiel in Suzuka in Japan kann das mit der Hitze und der Luftfeuchtigkeit ganz schön hart sein, sowohl beim Trainieren als auch beim Fahren. Das Rennen dort dauert insgesamt acht Stunden. Es wird immer durchgewechselt, man fährt eine Stunde, dann ist der nächste Fahrer aus dem Team an der Reihe. Dort habe ich während einer Stunde 2,6 Kilo verloren und ich habe noch einen halben Liter dabei getrunken. Deshalb ist Fitnesstraining auch so wichtig, gerade, wenn man bei so einem Rennen drei Mal an die Reihe kommt.
Hast Du eine Lieblingsstrecke?
Eigentlich sogar mehrere. Suzuka in Japan gehört auf jeden Fall mit dazu. Auch der Hockenheimring, quasi direkt vor der Haustür, ist eine schöne Strecke und Assen in Holland mag ich ebenfalls sehr gerne.
Hast Du eine Lieblingsmaschine?
Ja, die Yamaha YZF-R1, die fahre ich jetzt seit drei Jahren und sie ist ein unglaubliches Motorrad. Dieses Motorrad kann man als Normalsterblicher eigentlich nicht kaufen. Der Wert beträgt etwa 200.000 bis 500.000 Euro. da steckt auch eine Menge Entwicklung drin. Es ist eine sehr spzielle Maschine.
Hattest Du ein spezielles Vorbild?
Neben meinem Vater war das Valentino Rossi. Er ist für jeden in diesem Sport ein Vorbild. Nächstes Jahr wird er 40 und ist immer noch an der Spitze bei der MotoGP dabei.
Wie lange kann man denn Motorradrennen fahren?
Gerade so bis Ende 30, Anfang 40. Nebenher mache ich auch Coachings und gebe Instruktionen. Gerade im Winter bin ich viel in Spanien, um dort Nachwuchsförderung zu betreiben. Das ist auch das, was man machen kann, wenn die aktive Karriere irgendwann vorbei ist.
Das Motorradfahren hat einen gefährlichen Ruf – empfindest Du das auch?
Interessanterweise habe ich tatsächlich keinen Motorradfürherschein, ich darf also auf der normalen Straße kein Motorrad fahren. Insofern ist fahren auf der Rennstrecke deutlich sicherer, es gibt keinen Gegenverkehr, ich habe überall Auslaufzonen und wenn ich mal stürze, lande ich im Kiesbett. Das ist in 90 Prozent der Fälle ziemlich harmlos, meistens kann man sofort wieder aufsteigen und weiterfahren. Insgesamt ist die Rennstrecke also viel sicherer, als auf der Straße zu fahren.
Gab es in deiner Karriere bisher außergewöhnliche Vorfälle oder Verletzungen?
Verletzungen kommen immer wieder vor. Ich habe mir schon vier Mal das Schlüsselbein gebrochen und bin dann immer in Mosbach operiert worden, was jedes Mal sehr gut funktioniert hat.
Was ist Dein nächstes großes Ziel?
Letzte Saison hatten wir ein paar Ausfälle und waren nicht ganz so stark als Team, weswegen wir in der Meisteschaft nicht ganz so erfolgreich waren. Aber das Highlight war der Sieg im Slovakiaring. Das war auch ein Achtstundenrennen.
In Südfrankreich war auch schon der Auftakt zur 2019-Saison, dort sind wir bei einem 24-Stunden-Rennen zweiter geworden. Mein Teamkollege hatte am Anfang einen Sturz, wir haben es dann aber geschafft, uns von Rang 28 auf den zweiten vorzuarbeiten, das war echt unglaublich. Das war ein guter Auftakt in die neue Saison, bei dem wir wichtige Punkte geholt haben.
Das nächste Rennen ist im April 2019 am Osterwochenende in Le Mans in Frankreich, das wird dann auch wieder ein 24-Stunden-Rennen. Die neue Saison geht dann bis Mitte September. Das Ziel ist natürlich klar: Die WM gewinnen und Weltmeister werden.