Noch immer leidet die Veranstaltungsbranche besonders unter den Corona-Beschränkungen der Regierung. Es geht um Millionen Jobs in Deutschlands sechstgrößtem Wirtschaftszweig. Das Aktionsbündnis #AlarmstufeRot versucht, auf die Verzweiflung zahlreicher kleiner und großer Betriebe aufmerksam zu machen und fordert dringend benötigte Hilfen und einheitliche Regelungen – das stößt auch bei Veranstaltern in der MORITZ-Region auf breite Zustimmung.
Die Initiatoren des Aktionsbündnisses #AlarmstufeRot kämpfen auch nach der großen Demonstration in Berlin am 9. September, an der sich rund 15.000 Kulturschaffende beteiligt hatten, weiter und proklamieren die Forderungen aus ihrer Deklaration. Die Lage ist mehr als ernst, so lautet der Tenor. Im Zuge der Pandemiebekämpfung wurde die Veranstaltungsbranche ihrer Existenzgrundlage beraubt, was bis zu einer Millionen Arbeitsplätze gefährdet. Von den 24,6 Milliarden Euro verfügbaren Mitteln, so die Initiatoren der Demonstration, seien bis zum 31. August lediglich 243 Millionen Euro ausgezahlt worden – etwa ein Prozent also. Grund dafür seien die zu restriktiven Vergabekriterien, die an der Realität der notleidenden Betriebe vorbeiginge.
»Es sind gerade viele kleine Betriebe, die von schnellen Soforthilfen abhängig sind«, betont Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH. »Da ist auch nicht mit einem Darlehen geholfen, da geht es ums pure Überleben.«
In der Deklaration des Aktionsbündnisses werden konkrete Forderungen an die Regierung formuliert: So sollen Überbrückungsprogramme für alle Unternehmen mit Umsatzeinbrüchen über 60% ausgeweitet, Kreditprogramme angepasst, der steuerlichen Verlustrücktrag auf mindestens fünf Jahre ausgeweitet, die Kurzarbeiterregelungen flexibilisiert und der EU-Beihilferahmen angepasst werden. Zudem wird ein Rettungsdialog am runden Tisch mit Vertretern der Veranstaltungswirtschaft gefordert.
Ralf Stegmann von x-media (u.a. Veranstalter des Open-Air-Kino Heilbronn) unterstützt die Bemühungen des Aktionsbündnisses: »Die Branche muss auf sich aufmerksam machen, denn eine Gesellschaft ohne Kultur sehe ich sehr schwierig und kritisch.« Besonders in den Wintermonaten kommen laut Stegmann harte Zeiten auf die Veranstaltungsbranche zu, »denn da fällt ja durch die Temperaturen das Element Open Air komplett weg.« Steffen Schoch fügt hinzu, dass es eine »einheitliche, unzweideutige und nachvollziehbare Regelung« braucht, gerade wenn es um die bevorstehende Weihnachtszeit geht. »Ob Weihnachtsmärkte selbst mit einem dezentralen Konzept stattfinden können, ist offen, da braucht es eine schnelle Lösung.« Auch hier ginge es nicht nur in Heilbronn, sondern auch in ganz Deutschland um viele Existenzen. »Wir prüfen zurzeit verschiedene Konzepte, aber da würde ich mir wünschen, dass die Corona-Regelungen rechtzeitig angepasst und nachgeschärft werden – bevor es zu spät zum Planen und Handeln wird«, so Schoch.
Die Not der Veranstalter in Deutschland erhält viel Zuspruch, auch von Prominenten. So äußerte sich Sänger Udo Lindenberg: »Eine große Branche geht den Bach runter. Viele Techniker, Hands, Cateringfirmen, Nightliner Verleiher, Dekobauer, Lichtdesigner, Trucker, Eventfirmen, Künstler, Technikverleiher, usw. wissen nicht mehr weiter.«
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