Audi setzt am Standort Neckarsulm ein eigens entwickeltes Drohnensystem für die Lokalisierung der versandfertigen Autos ein: Das Fluggerät überfliegt autonom die Fahrzeugversandflächen am Audi-Standort Neckarsulm. Die Drohne erkennt und speichert mittels GPS- und RFID-Technologie die genaue Position aller überflogenen Fahrzeuge und unterstützt damit die Audi-Mitarbeiter bei der Planung der erforderlichen Schritte von der Fertigstellung der Autos bis zum Versand an die Kunden.
Mit der Audi A4 Limousine, dem A5 Cabriolet*, dem Audi A6, A7 und A8 sowie dem Audi R8 aus den Böllinger Höfen fahren täglich viele verschiedene Audi-Modelle von den Bändern am Standort Neckarsulm. Nach der Fertigung parken Mitarbeiter die Autos auf den hierfür vorgesehenen Flächen im Werk. Damit von dort aus jeder Audi den Weg zu seinem neuen Besitzer findet, ist eine genaue Planung von der Fertigung bis zum Versand notwendig. Bei diesem Prozess haben die Neckarsulmer Audianer seit kurzem Unterstützung aus der Luft: Sie nutzen eine Drohne, um die Autos am Standort noch einfacher und effizienter zu lokalisieren.
Der Standort ist mit den vielen verschiedenen Modellen, die dort gebaut werden, einer der komplexesten im Volkswagen-Konzern. Das macht eine genaue Auftragsplanung besonders herausfordernd. „Die schnelle Lokalisierung der Fahrzeuge schafft eine noch höhere Prozessqualität und ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zur digitalen Produktion. Die Drohne unterstützt uns dabei aus einer völlig neuen Perspektive. Unsere Erfahrungen werden wir nun mit anderen Audi-Standorten und im VW-Konzern teilen“, erklärt Steffen Conrad, Projektleiter im Bereich Innovationsmanagement am Audi-Standort Neckarsulm.
Grundlage ist eine Technologie, die bei den vier Ringen schon länger im Einsatz ist: Der sogenannte RFID (radio-frequency identification)-Chip mit zugehöriger Fahrzeugidentifikationsnummer, den jeder Audi bereits im Karosseriebau erhält. Der speziell entwickelte Hexacopter – eine Drohne mit sechs Propellern – fliegt auf vordefinierten Routen in rund zehn Metern Höhe über die Fahrzeugversandflächen und lokalisiert die dort geparkten Autos ortsgenau. Die Drohne liest mithilfe eines RFID-Readers jedes Fahrzeug beim direkten Überflug aus und speichert die ermittelte GPS-Position. Sobald das Fluggerät gelandet ist, werden die Daten über W-LAN automatisch in eine Datenbank übertragen. Das Ergebnis wird nach dem Flug dann auf einer digitalen Landkarte für die Mitarbeiter dargestellt.
Die Drohne hebt ab, fliegt und landet vollkommen autonom. Die dafür geschulten Audi-Mitarbeiter starten und überwachen den Flug von einem Laptop oder Tablet aus. Über eine Fernbedienung können sie im Notfall in den sonst vollautomatischen Betrieb eingreifen. Für den Umgang mit industriellen Drohnen wurden bereits vier Mitarbeiter geschult. Dabei haben sie auch einen sogenannten „Drohnenführerschein“ erlangt.
Vor jedem Start erhält die Drohne automatisch die Wetterbedingungen rund um das Neckarsulmer Werkgelände. Bei zu starkem oder zu böigem Wind oder zu viel Niederschlag hebt sie nicht ab. Zudem prüft die Software vor jedem Start den Akkustand und die Akkutemperatur der Drohne. Sollte etwas nicht den vorgegebenen Sicherheitsparametern entsprechen, bleibt sie auf dem Boden.
Das Pilotprojekt wird aktuell in eine dauerhafte Serienerprobung überführt, bei der die Experten am Standort Neckarsulm weitere Erfahrungen sammeln. Zukünftig ist der Einsatz von Drohnen zur Fahrzeuglokalisierung auch an anderen Audi-Standorten denkbar.