Ein DH-Studium verbindet Theorie und Praxis. Aber was bedeutet das und wie ist es im Betrieb? Darüber berichten die DH-Studenten Alexandra Geubel (21) und Florian Hägele (22).
Beide studieren Wirtschaftsingenieurwesen im 4. Semester. Beide waren auch vor kurzem für ein Semester in Thailand. Auslandsaufenthalte gehören bei Continental dazu.
Hey Alex und Florian. Ihr macht gerade ein Duales Studium bei Continental. Was ist da daran das Besondere?
AG: An der Dualen Hochschule finde ich sehr gut, dass viele praxisnahe Dozenten gewählt werden, also Externe, die auch aktiv noch im Berufsleben stehen und Gastdozenten sind. Die kommen mit ihrem Fachwissen aus der jeweiligen Abteilung für die Vorlesungseinheiten zu uns, sodass sehr viel praxisnahes Wissen rüberkommt. Und allgemein beim Dualen Studium war für mich wichtig, dass es eben diese Praxisnähe hat, auch hier im Betrieb, sodass man auch viele Abteilungen und Tätigkeitsbereiche sieht, und dann die Verbindung zu den theoretischen Inhalten vom Studium hat.
FH: Das Schöne ist, dass es abwechslungsreich ist. Man bekommt das Theoriewissen an der DHBW mit und kann es in der Praxis anwenden, jedenfalls im Optimalfall.
AG: Man sieht auch sehr oft die Unterschiede: Wie läuft es in der Praxis, und das ist der theoretische Hintergrund.
Gibt es viele Unterschiede zwischen Theorie und Praxis?
FH: In unserem Studiengang schon. Wir haben Dozenten oder Professoren, die sich darauf spezialisieren, das Wissen so nah wie möglich an die Studenten heranzubringen. Allerdings passt das nicht immer zu jeder Firma. Dadurch, dass wir mit unserem Kunstleder und unserer Folien eine Nische bedienen, ist es auch nicht immer auf uns abgestimmt.
AG: Das generelle Studium Wirtschaftsingenieurwesen ohne Spezialrichtung Kunststoff ist auf den typischen Maschinenbau ausgelegt, also Metallbearbeitung. Deshalb nimmt Kunststoff da eine relativ kleine Rolle ein. Selbst in Bereichen, die für den Betrieb weniger relevant sind, etwa Fertigungstechnik, Werkstoffkunde, Konstruktion etc., werden trotzdem allgemein gute Grundlagen vermittelt.
Ihr studiert Wirtschaftsingenieurwesen. Warum würdet ihr diesen Studiengang empfehlen?
FH: Der Studiengang zielt darauf ab, sich ein breit gestreutes Wissen während des Studiums anzueignen, das heißt, man hat Elemente und Kurse aus dem technischen Bereich, dann kann man sich aber auch darüber hinaus Wissen aus dem Bereich Wirtschaft aneignen. Man spezialisiert sich während des Studiums noch nicht so sehr, das erfolgt dann eher nach dem Studium. Das ist hier anders als bei anderen Studiengängen, bei denen man sich zum Beispiel auf den Bereich Chemie spezialisiert, wir sind da nicht gebunden an eine Richtung. Stattdessen sind wir nach dem Studium der Allrounder, der in jedem Bereich einsetzbar ist.
AG: Genau, diese Diversität des Studiengangs ist sehr interessant, weil man eben auch die Zusammenhänge zwischen Betriebswirtschaft und technischen Aspekten in bestimmten Abteilungen, bspw. im Projektmanagement, sehr viel besser nachvollziehen kann als jemand, der sich in eine der beiden Richtungen spezialisiert hat. Das macht es auch einfacher, sich in verschiedene Abteilungen oder Arbeitsbereiche sowohl technisch als auch betriebswirtschaftlich einzuarbeiten, weil für so gut wie alles die Grundlage da ist.
Was sind denn eure Aufgaben? Gebt uns doch mal einen Einblick in euren Alltag.
AG: Das ist stark davon abhängig, in welcher Abteilung man ist, man begleitet dann bei Tagesaufgaben, die anstehen. Ich unterstütze momentan im Produktmanagement für die Home-Deco-Produkte, also d-c-fix. Da bekomme ich von den Kollegen Tagesaufgaben oder Projekte übertragen. Über den Sommer schreibt man generell immer eine größere Projektarbeit, dabei bearbeitet man auch ein größeres Projekt, das dann von der Abteilung vermittelt wird. Darum kümmert man sich, es zielt darauf ab, dass mit den Ergebnissen des Projekts später auch weitergearbeitet werden kann.
Das heißt, ihr habt auch die Gewissheit und das Ziel ist, dass das Projekt dann tatsächlich im betrieblichen Prozess zum Einsatz kommt und die Ergebnisse angewandt werden.
AG: Genau, im Normalfall sollte das das Ziel sein.
FH: Die Problemstellung dieser Praxisarbeit wird dann auch vom Unternehmen und auch von der Hochschule bewertet, das heißt es ist Bestandteil des Studiums, sich mit solchen Problemen im Unternehmen zu befassen. Es geht immer um Problemstellungen aus der Praxis. Ich bin jetzt auch im Produktmanagement, allerdings im Bereich Interior. Es ist schön, dass man auch aktiv in die Prozesse eingebunden wird. Sind die Kollegen im Urlaub, ist das eine verantwortungsvolle Aufgabe, wenn man als Student die Urlaubsvertretung übertragen bekommt.
Habt ihr das Gefühl, Teil des Teams zu sein, tatsächlich etwas bewegen zu können und auch wertvolle Beiträge zu leisten?
FH: Ja, man ist schon super eingebunden. Die Kollegen werden relativ schnell zu den besten Freunden. Es ist immer schwierig, wenn man nach drei Monaten wieder die Abteilung wechseln muss. Aber nach dem Studium hat man dann überall seine Connections. Gerade das Netzwerken im Unternehmen ist deutlich einfacher durch das Duale Studium, als wenn man von außen kommt und neu im Unternehmen anfängt. Die Projekte ermöglichen es, dass man die Schnittstellen der jeweiligen Abteilungen kennenlernt.
Ihr wart beide zuletzt für ein Auslandssemester in Thailand. Wie waren eure Eindrücke?
FH: Wir waren ja dort an der Uni, es war ein Theoriesemester an der Mahidol Universität in Bangkok, die ist in einem der Außenbezirke. Das war jetzt einmal eine ganz andere Erfahrung für uns. Wir waren dort von Weihnachten bis Ostern.
AG: Das war eben ein bisschen unterschiedlich, manche sind schon früher an- und im Land herumgereist, bevor das Semester losging, andere sind nach dem Semester erst gereist und haben das mit Urlaub kombiniert. Aber grundsätzlich waren wir zwei, Florian und ich, zusammen dort.
FH: Das Komische ist: Obwohl wir gleichzeitig da waren, gibt es kein Foto mit uns beiden. Insgesamt waren wir vier Monate dort. Das war schon eine wertvolle Erfahrung. Dadurch, dass wir beide eben nur den Studienalltag von der DHBW kennen, war eine Riesen-Uni einmal etwas ganz anderes. Die haben 30.000 Studierende, das ist dann schon ‘ne Nummer. Man nimmt den Studienalltag dort ganz anders mit. Die Uni hat 18 Fakultäten, einen Riesen-Campus, mindestens zweimal so groß wie das Weißbacher Betriebsgelände. Und gerade vom kulturellen Austausch her war das Gold wert. Auch vom Netzwerk her. Wir haben einige Studenten anderer Firmen kennengelernt, die sich in eine ähnliche Richtung entwickeln wie wir. Das hat man natürlich hier in Bad Mergentheim weniger.
AG: Ich finde, dadurch, dass die thailändische Kultur fast konträr zur deutschen ist, hat man lernen müssen, sich anzupassen und mit diesen Kontrasten auch umzugehen.
Inwieweit konträr, könnt ihr das mal erläutern?
AG: Die Arbeitsmentalität ist komplett gegensätzlich zur deutschen. Die Thailänder nehmen vieles sehr viel lockerer, entspannter. Es ist alles nicht so auf schnell-schnell getrimmt, es wird langsam gearbeitet. Man arbeitet sehr viel enger in Teams zusammen. Arbeitsaufgaben werden zum Beispiel nicht so aufgeteilt, wie man es bei uns kennt, das war für mich etwas ganz Neues. Alles geschieht gemeinsam. Das finde ich aber auch sehr schön, weil es dadurch leichter wird, sich in neuen Kulturen – die vielleicht ähnlich sind, vielleicht aber auch komplett anders – besser zurechtzufinden. Vor allem auch schneller.
FH: Wir haben ein paar Projekte mit den thailändischen Studenten ausgearbeitet, da haben wir dann schon ein paar Erfahrungen sammeln können. Das war dann schon spannend.
Das heißt, ihr wart dann schon fertig und die Thailänder haben gerade angefangen?
FH: Teilweise war das so, ja.
AG: Aber das war auch wirklich sehr, sehr interessant. Weil wir mit einer Kollegin aus Thailand dann auch darüber diskutiert hatten, wie sie das wahrnimmt, da sie tatsächlich so eine Arbeitsmentalität hatte wie wir, sie wollte auch relativ schnell fertig werden. Sie fand es aber auch ganz neu, dass man von Anfang an in einem Projekt sagt, ok, das sind unsere Themengebiete, du kümmerst dich um Part 1, du kümmerst dich um Part 2 usw. Dass es eben aufgeteilt ist. Sie hat uns mitgeteilt, dass es in Thailand üblich ist, dass man sich immer als gemeinsame Gruppe trifft und dann gemeinsam einen Themenkomplex bearbeitet. Und danach erst alles so zusammenfügt, anstatt dass sich jeder um einen anderen Teil kümmert. Es ist keine Arbeitsteilung, sondern ein gemeinsamer Prozess.
Und nach dem Semester habt ihr Urlaub gemacht?
FH: Ich war schon kurz nach Weihnachten dort und bin im Land herumgereist, um richtig anzukommen. Das ist einfach super in Thailand, da kommt man relativ günstig von A nach B. Das Land ist den Tourismus ja gewohnt, man ist dort nicht wirklich aufgeschmissen, wie jetzt hier, bei uns, wenn man eine Unterkunft sucht.
AG: Ich bin erst kurz vor dem Semester angereist, bin dann aber danach noch zwei Wochen geblieben und war dann im Norden. Den Süden und das Zentrum haben wir während des Semesters ganz gut abarbeiten können, da wir freitags frei hatten. Anschließend habe ich 10 Tage im Norden verbracht, mit Motorradtour, Sightseeing und sehr viel Natur. Thailand ist sowohl zum Studieren als auch für Touristen sehr divers. Von der Natur bis zu den Menschen, kulinarisch, in allen Bereichen ein sehr, sehr interessantes Land, in dem man viel entdecken kann.
Wie war Silvester in Thailand?
FH: Wir waren tatsächlich am falschen Spot. Es wurden nur ein paar Raketen in die Luft gelassen und um kurz nach 12 waren schon wieder alle vom Strand weg und wir standen auf einmal alleine da mit unserem Sekt.
Welche Unterstützung habt ihr seitens des Unternehmens erfahren?
FH: Eine große. Thailand war auch deshalb möglich, weil Continental uns finanziell unterstützt hat. Im Gegensatz zu anderen Firmen, die wir dort kennengelernt haben, bekommt man seinen Lohn weiter und on top noch ein Extra-Budget, das erleichtert vieles.
AG: Wir hatten ein großes Budget, auch Flug und Unterkunft laufen ins Budget rein. Ausgaben kann man bis zu einem gewissen Betrag mit Rechnung einreichen und bekommt das dann zurück.
FH: Man kommt im Endeffekt Null auf Null heraus. Wir mussten nichts drauflegen und hatten eine schöne, wertvolle Zeit. Wir konnten unseren Horizont erweitern und es war eine tolle Erfahrung, eine andere Kultur kennenzulernen.
Wohin geht eure berufliche Reise? Habt ihr schon Karrierepläne geschmiedet?
AG: So richtig festgelegt habe ich mich noch nicht. Eine grobe Richtung hat sich über die mittlerweile zwei Jahre angebahnt. Aber da wir noch eine Praxisphase haben, würde ich die Entscheidung auch noch offen lassen, und sehen, was sich anbietet und was zu mir passen würde. Ich habe auf jeden Fall festgestellt, dass rein kaufmännische, betriebswirtschaftliche Abteilungen oder Aufgabenbereiche mir nicht so sehr liegen, dafür interessiert mich die Technik. Abteilungen, die enger mit der Produktion zusammenarbeiten, würden mir sehr liegen, ebenso wie solche, die produktnah sind wie das Produktionsmanagement oder auch die Produktionsplanung.
FH: Die Frage ist gar nicht so einfach. Bei mir gibt es noch keinen Masterplan. Aber vor dem Hintergrund des Studiums, das mich auf technische und kaufmännische Problemstellungen vorbereitet, finde ich den Vertrieb ganz spannend. Man kann durch das Wissen, das man sich im Studium aneignet, dem Kunden Lösungen anbieten, die zum einen technisch sinnvoll sind und zum anderen das kaufmännische Hintergrundwissen ebenfalls erfordern.
Konrad Hornschuch AG, Salinenstraße 1, 74679 Weißbach, Fon: 07947 81-8784, http://ausbildung.continental-jobs.de