Die Zeit nach Corona – Wie geht es weiter?
»So etwas haben wir echt noch nie erlebt«, konnte man in der vergangenen Woche immer wieder im MORITZ-Verlagshaus in Ellhofen hören. »Einfach unfassbar!« »Das ist echt krass!« Keine Frage, die globale COVID-19-Pandemie hat die Gesellschaft durchgeschüttelt, sie hat alle Bereiche des Berufslebens, der Wirtschaft, des Alltags eingenommen. Die Nachrichten und Newsblogs kennen kaum ein anderes Thema als Corona. Die Welt ist im Ausnahmezustand.
Bereits jetzt gibt es aber auch Stimmen der Beschwichtigung, der Entwarnung. Auch wenn ein Ende derzeit nicht absehbar scheint: Corona wird nicht ewig bleiben. Die Infektionsrate wird nachlassen, die Kurve wird sich senken – kurz: Es gibt eine Zeit nach Corona.
Vollständig wird das Thema allerdings nicht verschwinden – im Gegenteil. Die Folgen, die Corona auf den Einzelhandel, auf die Wirtschaft und nicht zuletzt auf den Kulturbetrieb hatte, werden noch über Jahre zu spüren sein. Hier ist eine staatliche Unterstützung von Unternehmen und Freiberuflern, die während und nach den Pandemiezeiten kurz vor dem Existenzaus standen, dringend notwendig. Der Einzelhandel, der in vielen Städten bereits vor der Krise zu kämpfen hatte, wurde durch die Zwangsschließungen besonders hart getroffen. So gut wie jeder Gesellschaftsbereich wurde durch den Coronavirus getroffen, das Wiederherstellen des alten Status Quo wird – sofern überhaupt möglich – noch viele Jahre in Anspruch nehmen
Sobald die angeordnete soziale Isolation zur Verlangsamung der Ausbreitung von COVID-19 vorbei ist, wird die Zeit danach geprägt sein vom großen Nachholen: Nachgeholte Veranstaltungen, nachgeholte Parties, nachgeholte Besuche von Freunden und Verwandten, nachgeholte Reisen, nachgeholte Urlaube. Und vielleicht sogar nachgeholte Lebensfreude: Gegenüber dem ARD Studio Rom äußerte sich der bekannte italienische Soziologe Franco Ferrarotti wie folgt: »Ich glaube, wenn die Krise vorbei ist, werden wir eine enorme Wiederkehr von Lebensfreude und Lust am Wiederaufbau erleben. Ähnlich wie am Ende des Krieges wird es in ganz Europa eine unglaubliche Explosion an Lebensfreude geben.«
Gedanken dazu macht sich auch der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx. In seinem Text »Die Welt nach Corona« heißt es: »Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.« Hinzu kamen zumindest kurzfristig positive Auswirkungen auf das Klima: Auf der ganzen Welt wurden deutlich verringerte CO2-Emissionswerte gemessen. Keine dauerhafte Lösung für das anhaltende Klimaproblem, aber immerhin ein Anfang.
Klar ist: Die Nachwirkungen von Corona werden noch lange Zeit zu spüren sein. Doch das muss für uns nichts Schlechtes sein. Wir haben die Möglichkeit, als Gesellschaft gestärkt aus dieser Katastrophe herauszugehen. Das gemeinsame Miteinander wieder in den Vordergrund zu stellen. Uns auf das Wesentliche zu besinnen. Und vor allem: Füreinander da zu sein. Corona wird irgendwann Vergangenheit sein – umso wichtiger, in der Zukunft aus unseren Erfahrungen zu lernen.