Vom 28. November bis 3. Dezember 2022 findet die bundesweite Aktionswoche „Woche der Menschen mit Behinderung“ statt. Damit rückt die Bundesagentur für Arbeit das Thema gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt durch die öffentliche Diskussion stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft.
Das Bild von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt ist immer noch mit Vorurteilen verbunden. Dabei ist Behinderung nicht gleich Behinderung. Die Spannweite reicht von körperlichen Einschränkungen über Sinnes- und Sprachbeeinträchtigungen bis hin zu unfall- oder krankheitsbedingten Ursachen. Es steht außer Frage, dass diese Einschränkungen nicht zwangsläufig zu einer Leistungsminderung bei der Arbeit führen müssen. Vorurteile und Unwissenheit führen dazu, dass Menschen mit Behinderung noch immer Benachteiligungen in der Arbeitswelt ausgesetzt sind. Gerade jetzt, in Zeiten des massiven Fachkräftebedarfs, lohnt es sich für Personalverantwortliche einfach mal die Blickrichtung zu ändern, wie Mark-Oliver Liedke von D-H-G Knauer GmbH Kunststoffverarbeitung aus Freiberg am Neckar weiß.
Der Strategy Manager nutzt alle Möglichkeiten, gute Mitarbeiter zu finden, denn „für uns als Arbeitgeber steht an erster Stelle immer der Mensch mit dem, was er kann und nicht seine Behinderung.“ Und Nico Schwind, Verkaufshausleiter bei WM SE aus Korntal-Münchingen, ergänzt: „Das Wort Schwerbehinderung sollte aus unserem Wortschatz verschwinden. Wir sollten zukünftig über Menschen mit Beeinträchtigung reden. Menschen mit Beeinträchtigung müssen individuell von jedem selbst und nicht nach einer Zahl in irgendeinem Ausweis beurteilt werden.“
Beide Personalverantwortliche haben im Sommer 2022 dem Arbeitgeber-Service der Ludwigsburger Arbeitsagentur freie Stellen gemeldet. Die Suche nach geeigneten Bewerbern gestaltete sich dabei schwierig und nahm einige Zeit in Anspruch. Schlussendlich wurden im Herbst die freien Arbeitsplätze erfolgreich besetzt – beide Male mit schwerbehinderten Mitarbeitern.
Für Liedtke sind Menschen mit Behinderung eine Bereicherung für das Unternehmen und für jeden einzelnen Mitarbeiter, denn „man bekommt andere Sichtweisen durch diese Menschen, weil Sie Themen anders angehen.“ „Den Menschen betrachten“, rät Liedtke allen Arbeitgebern, die auf der Suche nach Fachkräften sind, „ihn in seiner Möglichkeit die Fähigkeiten erkennen und fördern, er ist genauso viel wert wie jeder andere Mensch.“
Der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung
Im Jahr 2020 (aktuellste Statistikauswertung) stieg die Zahl der schwerbehinderten Beschäftigten, einschließlich gleichgestellter Personen, im Landkreis Ludwigsburg gegenüber dem Vorjahr um 86 auf 6445. Die meisten arbeiten im Wirtschaftszweig „Verarbeitendes Gewerbe“ (2.462 Männer und Frauen), gefolgt von 1.046 Beschäftigten im Bereich Öffentliche Verwaltung und 655 im Gesundheits- und Sozialwesen.
Im Landkreis Ludwigsburg waren im Oktober 2022 insgesamt 728 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet, 39 oder 5,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen betrug im Oktober 7,6 Prozent.
Sollten Arbeitgeber Interesse an den Informations- und Beratungsangeboten der Bundesagentur für Arbeit haben, können sie sich an ihren persönlichen Ansprechpartner im Arbeitgeber-Service oder an die Servicerufnummer für Arbeitgeber 0800 4 5555 20 (der Anruf ist gebührenfrei) wenden.