Unistadt Heilbronn
(v.li.) Prof. Reinhold R. Geilsdörfer, Geschäftsführer Dieter Schwarz Stiftung, Prof. Dr. Peter Frankenberg, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung Dieter Schwarz Stiftung, Harry Mergel, Oberbürgermeister von Heilbronn, TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann und Prof. Gunther Friedl, Dekan TUM School of Management
Mit der Ansiedlung der Technischen Universität München (TUM) auf dem Bildungscampus Heilbronn darf sich die Stadt wohl schon bald Universitätsstadt nennen. Noch ist es nicht offiziell, aber die Weichen sind gestellt.
10.000 Studenten werden bis zum Jahr 2020 in Heilbronn registriert sein. Nicht nur das Stadtbild wird sich durch das Mehr an jungen Menschen verändern. Die Stadt wird noch internationaler werden und das spiegelt sich in allen gesellschaftlichen Bereichen wider: in Kultur und Politik, in Wirtschaft, Handel und in der Gastronomie. Heilbronn befindet sich am Wendepunkt. Mit dem Zuschlag für die Bundesgartenschau wurde alles Bisherige auf den Kopf gestellt. Ein neuer Stadtteil ist entstanden, Straßen wurden verlegt, Brücken versetzt, Hotels sprießen aus dem Boden, neue Wohnquartiere werden gebaut – auch viel neuer Wohnraum für Studenten; sogar eigene Parkhäuser, gleich zwei am Bildungscampus. Eine Vielfalt an Restaurants und Kneipen säumt das Neckarufer. Im Sommer wird die ganze Stadt zur Freilichtbühne. Abends sind die Szenekneipen voller Leben. Eine Studentenstadt wie Heidelberg, München oder Konstanz ist Heilbronn deshalb freilich nicht. Hört man sich um bei Dezernenten, Professoren, Gastronomen, Einzelhändlern oder Bürgern, dann ist das auch gar nicht der Anspruch. »Heilbronn hat natürlich nicht so eine Jahrhunderte währende Universitätstradition wie Heidelberg oder Tübingen«, sagt Prof. Dr. Nicole Graf von der DHBW Heilbronn. »Dafür sind wir ein moderner Gegenentwurf einer jungen Hochschulstadt.
Mit hoher Dynamik, einem zentral gelegenen und hervorragend ausgestatteten Bildungscampus, der weiter wächst und Ende dieses Jahres eine architektonisch beeindruckende neue Mensa und Bibliothek erhält.« Und: Diese Entwicklung sei weit über die Grenzen der Stadt sichtbar und erfülle so manche alte Universitätsstadt durchaus mit etwas Neid.
Die heimische Wirtschaft wird in besonderer Weise von den Studenten profitieren. Denn der Fokus der in Heilbronn angebotenen Studiengänge liegt auf der Kombination von Unternehmertum und Wissenschaft. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken
Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Das ist genau der Ansatz, der Dieter Schwarz dazu veranlasst hat, mit seiner Stiftung einen Bildungscampus zu realisieren. Nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Mitten drin. Mit der Initiative Wissens- und Hochschulstadt Heilbronn fördert die Dieter Schwarz Stiftung eine Reihe von Bildungsprojekten in Heilbronn und unterstützt damit die Entwicklung der Stadt zu einer Hochschulund Studentenstadt. An der TUM werden künftig Studenten im Themenfeld Management und Technologie ausgebildet. Im Zentrum steht die Erforschung des ökonomischen Wandels durch die Digitalisierung, vor allem am Beispiel von Familienunternehmen und Technologie-Start-ups. Die Dieter-Schwarz-Stiftung finanziert dauerhaft und vollständig 20 neue TUM-Professuren einschließlich Personal und Infrastruktur, davon 13 in Heilbronn.
Foto: DHBW Heilbronn
Bildungscampus DHBW HN
Und das »ohne jede Auflage«, wie TUMPräsident Prof. Wolfgang A. Herrmann bei der Eröffnung Ende Januar ausdrücklich betonte. Die familiengeführten Hightech- Champions seien das Rückgrat der deutschen Wirtschaft und umso entscheidender sei ihre Rolle im Zeitalter der digitalen Transformation, so der Präsident. »Dieses bedeutende Themenfeld in einer der innovativsten Wirtschaftsregionen Europas erforschen zu können, ist eine große wissenschaftliche Chance und die Motivation der TUM, in Heilbronn einen Lehr-und Forschungscampus zu eröffnen.« Der sechste Standort der TUM ist auch hochschulpolitisch ein Novum: Zum ersten Mal eröffnet eine deutsche Universität einen Campus in einem benachbarten Bundesland.
Neben der TUM haben sich sechs weitere Institutionen auf dem Areal niedergelassen: Der Campus Heilbronn der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) und deren Center of Advanced Studies (CAS), die German Graduate School of Management and Law (GGS) mit ihren Masterstudenten der berufsbegleitenden Studiengänge. Die GGS soll ab 2021 in die TUM integriert werden. Und ab Herbst 2019 wird die Fakultät Wirtschaft und Verkehr vom Campus Sontheim an den Bildungscampus umziehen und alle betriebswirtschaftlichen Studiengänge dort vereinen. Wo heute noch eine Baugrube und hohe Kräne die Szene beherrschen, entstehen zudem eine hochschulübergreifende Bibliothek und eine neue Mensa. Der Bildungscampus soll ein Ort des lebenslangen Lernens sein. Deshalb ergänzen die Akademie für Innovative Bildung und Management (»aim«) und die Erzieherakademie Heilbronn das studentische Angebot auf dem Campus in idealer Weise.
Der Campus Sontheim ist mit rund 4.300 Studenten in Ingenieurwissenschaften, Informatik und Betriebswirtschaftslehre der größte und älteste Standort der Hochschule Heilbronn. Am Standort Sontheim wird vor allem Forschung betrieben. Dafür stehen den Studenten u.a. technische Prüfstände, eine Logistikhalle oder auch das Virtual-Reality-Labor zur Verfügung. Im Otto Rettenmaier-Forschungslabor wird über Fachgrenzen hinweg an Zukunftsthemen getüftelt. Stichwort: Autonomes Fahren. Im Jahr 2012 wurde das Heilbronner Institut für Lebenslanges Lernen (HILL) als zentrale Weiterbildungseinrichtung der HHN gegründet. Dort werden alle Aktivitäten im Rahmen der berufsbegleitenden Weiterbildung an der Hochschule gebündelt.
Die neuen Studenten können also kommen. Mit seinen rund 130.000 Einwohnern aus 140 Herkunftsländern zeigt sich Heilbronn heute schon weltoffen und international. Etwa die Hälfte der Bürger haben eine Zuwanderungsgeschichte. Mit den Studenten kommt noch mehr internationales Flair in die Stadt. Nicole Graf fügt an: »In der neuen ‚empirica‘-Studie wird Heilbronn mit seinem steigenden Anteil an Studierenden mittlerweile zu den Schwarmstädten Deutschlands gezählt.«
Foto: Häffner/TUM
Prof.Dr.Hermann
Prof. Dr. Wolfgang A. HerrmannPräsident der TU München (TUM): »Neugier, Leidenschaft und Kreativität, Lehrbuchwissen, Forschungswissen und verrückte Ideen: All das macht Universität aus und all das bringt die TUM mit, wenn sie nach Heilbronn zieht. Dabei lebt eine Universität von der Vielfalt ihrer Menschen: junge Talente und erfahrene Köpfe, optimal ausgebildete Spitzenkräfte von morgen und wagemutige Teams, die neue Unternehmen gründen. Sie eint an der TUM die Freude darauf, gemeinsam mit den Unternehmen der Region zu arbeiten und die Heilbronner Bürger für das Abenteuer Wissenschaft zu begeistern.«