Ein Corona-Testzentrum dient der Pandemie-bekämpfung und soll nicht nur einen Feel-Good-Service für schnellen Einlass in den Einzelhandel bieten. Wie erkennt man allerdings ein seriöses Testzentrum?
1. Geregelte Terminvergabe
Eine geregelte Terminvergabe macht unbedingt Sinn! Bereits von außen kann man ein fehlendes Sicherheitskonzept schnell erkennen. Stationen, die mit »Testen ohne Termin« werben, haben sich keine Gedanken über mögliche Risiken gemacht. Wenn unerwartet mehrere tausend Personen gleichzeitig in die Station drängen, kann ein Konzept ohne Terminbuchung nur schwer durchgeführt werden und es kann zu prekären Sicherheitslagen kommen.
2. Hygiene-Konzept
Ein ordentlich umgesetztes Hygiene-Konzept ist meist auf den ersten Blick erkennbar. Hier sollte man auf folgende Dinge achten: Wird die Maskenpflicht der Testpersonen ordentlich beschildert und umgesetzt? Sind Hygiene-Stationen mit Desinfektionsspendern ausgestattet? Sind die Räumlichkeiten vor Wind und Zugluft geschützt? Werden Flächen und Hände ausreichend und regelmäßig desinfiziert? Trägt das Personal die notwendige Schutzausrüstung?
3. Testkit
Laientests sollte man Laien überlassen! Dennoch wenden einige Testzentren Laien- oder Selbsttests an. Diese werden meist im vorderen Nasenbereich angewendet und haben in der Regel eine viel niedrigere Sensitivität und Sensbilität als die professionellen Testskits zur medizinischen Anwendung. Wenn man sich unsicher ist, welches Testkit verwendet wird, ist in seriösen Schnelltestzentren immer ein Supervisor vor Ort, der fachliche Auskunft über das Testkit geben kann und für die Qualitätssicherung sorgt.
4. Testdurchführung
Der häufigste Grund für ein falsches Testergebnis sind Fehlanwendungen. Nach der Testverordnung dürfen Laien in Testzentren Tests abnehmen, wenn sie eine entsprechende Schulung und ein Zertifikat nachweisen können. Auch eine falsche oder zu frühe Auswertung der Tests können ein Indiz für Fehlanwendungen sein. In der Regel liegt das Testergebnis in 15-20 Minuten nach der Testdurchführung vor.
5. Software-Lösung
Bereits vor Besuch des Testzentrums sollten Sie sich über den Ablauf im Testzentrum informieren. Gut strukturierte Zentren bieten Software-Lösungen an, die für einen geregelten Ablauf sorgen. Ist eine Terminbuchung mit Online-Registrierung im Einsatz, wird eine Wartezimmersituation vor dem Test vermieden und ein kontaktloser Check-In ist möglich.
6. Datenschutz
Da bei der elektronischen Datenübermittlung Gesundheitsdaten übermittelt werden, muss der Datenschutz genau überprüft werden. Hunderttausende Datensätze wurden in deutschen Schnelltestzentren bereits durch Hackerangriffe öffentlich. In seriösen Schnelltestzentren werden DSGVO-konforme Softwarelösungen verwendet. Dabei erhalten Sie Auskunft, wie die Daten verarbeitet werden. Wichtig ist, neben einer transparenten Aufklärung, auch die Datentrennung der medizinischen und der persönlichen Daten.
7. Kompatibilität mit Kontaktverfolgungs-Anbieter
Gute Schnelltestzentren arbeiten mit digitalen Lösungen. Hierbei sollte die Kompatibilität mit den großen Kontakverfolgungs-Apps wie »Corona Warn-App«, »luca« und »Darfichrein« gegeben sein.
Wie in seriösen Schnelltestzentren gearbeitet wird: Interview mit Michael Wieland
Auf was legen Sie in Ihren Schnelltestzentren Wert?
Wir müssen uns zuallererst darüber im Klaren sein, dass die Schnelltestzentren dazu dienen, möglichst frühzeitig Infizierte zu erkennen und in Quarantäne zu setzen. Demzufolge ist es nur logisch, dass in einem Schnelltestzentrum die Hygiene und Abstandsregeln minutiös eingehalten werden. Außerdem sollte die Privatsphäre der Getesteten gewahrt werden. Daher arbeiten wir mit einzelnen Kabinen, die von Dritten nicht einsehbar sind. Um eine größtmögliche Effizienz der Tests zu gewährleisten, werden sie ordentlich und gemäß den Vorschriften abgenommen und im Labor mindestens 15 Minuten lang beobachtet. Wenn positiv Getestete dabei sind, dann werden diese von uns umgehend kontaktiert und in Quarantäne gesetzt. Außerdem werden sie in einem Beratungsgespräch auf die Folgen und das notwendige Verhalten hingewiesen. Selbstverständlich arbeiten wir eng mit den jeweiligen Gesundheitsämtern zusammen.
In vielen Schnelltestzentren kann man einfach so vorbeikommen, in anderen werden Termine vereinbart. Was ist besser?
Wir bevorzugen ganz klar die Variante, bei der im Vorfeld Termine vereinbart werden. Dadurch vermeiden wir eine Schlangenbildung, die nicht nur die Abstandsregeln in Gefahr bringt, sondern auch unnötige Wartezeit für die Getesteten mit sich bringt. Wir testen im 3-Minuten-Rhythmus bis zu sechs Personen, die auf die Minute genau kommen und direkt nach dem Test wieder gehen können. Den Test kann der Getestete mittels QR-Code 15-20 Minuten nach dem Test abrufen und vorlegen oder ausdrucken.
Wie wird der Datenschutz am besten gewährleistet?
Mit der Software SODA, die wir verwenden, garantieren wir, dass der Datenschutz gewährleistet ist, weil die Software die aufgenommenen Daten nach der geforderten Zeit automatisch löscht. Teststationen, bei denen die Leute vorbeikommen und nicht warten wollen, versenden teilweise ihre Ergebnisse per E-Mail oder WhatsApp – was nicht datenschutzkonform ist.
Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um Betrugsfälle zu unterbinden?
Das einzige Mittel sind effektive und regelmäßige Kontrollen aller Schnelltestzentren. Wichtig wäre außerdem die Verpflichtung, eine professionelle Software zu nutzen und die Tests elektronisch zu erfassen, um dies belegen zu können. So haben schwarze Schafe, die teilweise ohne vernünftige Hygienevorschriften und ohne Abstandsregelungen arbeiten und Phantasiezahlen abrechnen, keine Chance. Und es könnten jederzeit Kontrollen vor Ort erfolgen, ähnlich wie bei der Kontrolle von LKWs, wo auch jeder LKW-Fahrer bei Kontrollen die elektronischen Daten vorlegen muss.
Schutz durch Software: Interview mit Moritz Biedenbach (SODA Software)
Moritz Biedenbach ist in der Kreativwirtschaft tätig und veranstaltet normalerweise Musikfestivals im Süddeutschen Raum. Aktuell betreibt er gemeinsam mit seinen Partnern Mario Schneider und Hamed Montazeri die SODA Software, die in über 200 Schnelltestzentren in ganz Deutschland im Einsatz ist.
Worum handelt es sich bei der SODA Software, die Sie zurzeit betreiben?
Die SODA Software bietet eine Terminvergabe, welche für einen geregelten Ablauf sorgt. Das Testkit wird auf dem SODA Testblatt abgedruckt und sorgt für Transparenz. Die digitale Erfassung und genaues Tracking sorgt für genaues Reporting der Abrechnungszahlen. Gleichzeitig lässt das Datenschutzkonzept nicht zu, dass Gesundheitsdaten digital gespeichert werden. Alle SODA Testergebnisse sind kompatibel mit der Corona Warn-App, der luca App und weiteren großen Anbietern.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation in Deutschland, bei der immer mehr Betrugsfälle in Schnelltestzentren bekannt werden?
Es ist eine Schande mit der Pandemie auf Kosten der Bürger zu Betrügen und das gehört meiner Meinung nach hart bestraft. Die Politik hat bereits zum zweiten Mal versagt. Aus der Maskenaffaire wurde anscheinend nichts gelernt und das nächste Abrechnungsdebakel steht jetzt auf Kosten des Steuerzahlers an. Ich finde es gut, dass es eine schnelle Teststrategie gab und ebenso begrüße ich, dass viel getestet wird. Aber ganz ohne Kontrollmechanismen und Qualitätssicherung geht es nicht.
Wie konnte es so weit kommen?
Die Hürden, ein Schnelltestzentrum zu gründen, sind niedrig gestaltet worden. Dies öffnete die Türen für viele dubiose Betreiber. Das Ziel der Pandemiebekämpfung sowie ordentliche Arbeit in den Testzentren kann ich bei diesen Betreibern nicht erkennen. Es gibt leider Betrüger, die mehr Tests abrechnen als Sie durchgeführt haben. Die schwarzen Schafe wurden von Investigativjournalisten entdeckt, die mit versteckten Kameras kontrollierten. Die Behörden sind nahezu machtlos. Außer einer Überwachung der Zentren oder der Durchführung von stichprobenartigen Kontrollen bleibt kaum eine Möglichkeit.
Inwieweit schaden diese Fälle den seriösen Schnelltestzentren in Deutschland?
Die Berichterstattung hat den seriösen Betreibern enorm geschadet. In den an SODA angeschlossenen Zentren wurde uns sehr häufig von einer großen Verunsicherung und vielen kritischen Nachfragen der Testpersonen berichtet. Ich persönlich halte nun Aufklärung für den wichtigsten Punkt. Jeder spricht aktuell davon, dass es schwarze Schafe gibt, aber noch kaum jemand berichtet darüber, wie man diese erkennt.