Der Heilbronner Innovationspark für Künstliche Intelligenz schreitet voran. Auf 23 Hektar soll hier die technologische Zukunft der Gesellschaft entscheidend weiterentwickelt werden. Aber was genau bedeutet das? Zeit, einmal bei Moritz Gräter, CEO des Innovation Park AI (Ipai)-Teams, nachzufragen. Im exklusiven Interview mit MORITZ-Redakteur David Gerhold erklärt Gräter, welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz auf die Region haben wird.
Können Sie einem Laien das Konzept des Innovationsparks KI erklären?
Die Initiative zum Innovationspark Künstliche Intelligenz (oder in Englisch: Artificial Intelligence) entstand ursprünglich durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Als wirtschaftlich sehr starke Region, hat man sich intensiv damit auseinandergesetzt, welche Bedeutung Künstliche Intelligenz (KI) als Schlüsseltechnologie der Zukunft für das Land hat und wie sie als Chancentreiber genutzt werden kann.
Das Ziel des Innovation Park Artificial Intelligence (kurz: Ipai) ist es ein Ökosystem aufzubauen, in dem etablierte Unternehmen, Start-ups und Wissenschaft zusammenkommen, gemeinsam an KI-basierten Lösungen arbeiten, sich vernetzen und weiterbilden – kurzum: sie wollen gemeinsam von KI profitieren.
Langfristig soll Ipai DAS relevanteste Ökosystem und damit ein Nukleus für angewandte Künstliche Intelligenz in Europa werden.
Wie sind Sie als Geschäftsführer dazugestoßen?
Unter anderem als Geschäftsführer der Innovationsplattform CODE_n durfte ich bereits viele Jahre in der Innovationslandschaft Baden-Württembergs unterwegs sein und mich mit den verschiedensten Akteueren vernetzen: mit Investoren, Start-ups und etablierten Unternehmen aber auch mit Institutionen wie der Dieter Schwarz Stiftung. Somit kannte ich die tollen Projekte der Stiftung schon länger und habe über Jahre die herausragende Entwicklung in Heilbronn verfolgt.
Als sich dann die Chance bot, einen Teil zur erfolgreichen Transformation der Wirtschaft in Baden-Württemberg und den Aktivitäten in Heilbronn beizutragen, habe ich nicht lange gezögert… (schmunzelt)
Was haben Sie davor gemacht?
In den vergangenen 3 Jahren war ich für den Bereich Innovation und Digitalisierung eines etablierten Unternehmens verantwortlich und habe neben der Transformationsstrategie auch den Aufbau des digitalen Geschäfts mitverantwortet. Davor habe ich mehrere Jahre die von GFT Technologies gegründete Innovationsplattform CODE_n als Geschäftsführer geleitet und damals in die Eigenständigkeit überführt.
Zusätzlich begleite ich als Beiratsmitglied auch das Start-up instagrid aus Ludwigsburg, das sich auf tragbare Hochleistungs-Batteriesysteme für den professionellen Einsatz spezialisiert hat. Es macht mir viel Spaß, die Gründer seit einigen Jahren bei ihrer fantastischen unternehmerischen Entwicklung begleiten zu dürfen.
Was waren die ersten großen Herausforderungen?
Das initiale Ipai Projektteam hat in der Startphase einen großartigen Job gemacht! Bei meinem Eintritt in das Team konnten wir gut darauf aufbauen und in vielen Bereichen schnell an Geschwindigkeit gewinnen. Die größte Herausforderung war es vermutlich die initialen Strukturen des Projektes jetzt so weiterzuentwickeln, dass sie für das schnelle Wachstum von Ipai ausgelegt sind und wir das Projekt in ein Unternehmen und damit ein fruchtbares KI-Ökosystem überführen können.
Dafür war es uns besonders wichtig schnell ein großartiges Team aufzubauen. Heute sind wir schon 13 KollegInnen und wachsen rasant weiter, um unsere Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
Welche Schritte sind bereits vollzogen / Was sind die nächsten Schritte 2023?
Zunächst einmal bin ich sehr stolz und glücklich, dass wir mit Anna Wacker und Benjamin Schiller, neben mir, ein tolles Management Team an Board haben.
Ein großer Meilenstein war für uns auch die Inbetriebnahme unseres ersten Ipai Spaces letztes Jahr, in dem heute schon auf 1.200qm KI Start-ups, etablierte Unternehmen, Mittelständler, Forschungseinrichtungen und auch öffentliche Institutionen ihre Büros bezogen haben und zum Austausch zusammenkommen.
Parallel schreiten die Bauarbeiten für unser erstes eigenes Gebäude schnell voran. Schon Anfang 2024 wollen wir auch das in Betrieb nehmen und mit einem Besucherzentrum dann auch der Öffentlichkeit die Möglichkeit geben Ipai und KI zu erleben...
Wie ist die Rückmeldung der Bürgerinnen und Bürger / der Politik?
Ich persönlich freue mich sehr, wie viel Interesse zu Ipai besteht - sei es von Unternehmen, privaten oder auch öffentlichen Institutionen. Insbesondere mit den regionalen Akteuren wie der 42 und den Campus Founders, aber auch der Stadt Heilbronn sind wir eng vernetzt und haben viel positiven Zuspruch bekommen. Man merkt, dass der Wille da ist, gemeinsam etwas Tolles zu gestalten.
Gibt es ein Vorbild, an dem Sie sich orientieren können?
Weltweit gibt es zweifellos viele spannende und inspirierende Projekte. Beim Aufbau des Ipai ist es uns aber besonders wichtig, dass wir authentische Formate und Inhalte entwickeln, die zur Region und den Bedürfnissen der Zielgruppen passen. Auch deshalb legen wir großen Wert auf die Vernetzung und den Austausch mit verschiedenen Akteuren auf allen Ebenen.
Am Ende geht es darum einen Weg und Inhalte zu finden, die am besten zu uns passen. Dafür lassen wir uns gerne von anderen Projekten inspirieren, wollen aber auch selbst Pionierarbeit leisten.
Welche Rolle, glauben Sie, wird Künstliche Intelligenz in unserer Gesellschaft spielen?
In meinen Augen wird KI langfristig ein fester Bestandteil unseres Alltags sein und uns als Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen beeinflussen.
Zum einen wird KI zu einem echten Katalysator für unsere Wirtschaft. Denn durch die Nutzung von KI-Lösungen können Unternehmen bereits jetzt ihre Prozessabläufe effizienter gestalten und dadurch einen strategischen Wettbewerbsvorteil aufbauen oder KI als Grundlage für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder Produkte und Dienstleistungen nutzen.
Zum anderen kann uns KI auch auf einer persönlichen und individuellen Ebene helfen. Beispielsweise können repetitive Aufgaben an KI-Systeme übergeben werden und uns dadurch mehr Zeit für wirklich wertstiftende und kreative Aufgaben geben.
Damit KI in der Breite der Gesellschaft verankert und allen zugutekommen kann, benötigen wir allerdings sichere und vertrauenswürdige Lösungen - ein Aspekt, den wir uns mit Ipai zum Ziel gesetzt haben.
Welche Vorteile bietet der Standort Heilbronn?
Heilbronn bietet als Standort viele Vorteile. Einerseits gibt es eine hohe Anzahl an Mittelständlern und Familienunternehmen, von denen viele Hidden Champions oder Weltmarktführer sind und großes Interesse daran haben gemeinsam Stärken – gerade zu KI - zu bündeln.
Darüber hinaus haben wir mit dem Bildungscampus und Einrichtungen wie der 42 oder den Campus Founders eine tolle Grundlage, was die Qualität und Vielfältigkeit von Formaten in Bildung, Forschung und auch Unternehmertum angeht.
Und ich bin persönlich ganz begeistert, wie kurz und schnell die Wege im Heilbronner Ökosystem sind. Gerade die Zusammenarbeit mit der Stadt – sei es bei unserem aktuellen Neubau oder gerade auch im Hinblick auf unser Großprojekt, einem 23 Hektar KI Smart City Areal – klappt wirklich toll. Hier sind die Wege nicht nur räumlich, sondern auch in der Entscheidungsfindung kurz. Wir haben hier viele MacherInnen, die nicht lange reden, sondern mit anpacken und gestalten.
Wie, glauben Sie, wird sich der fertige Innovationspark KI auf die Region / auf das Land auswirken?
Wir möchten Ipai zu DEM Treiber für eine erfolgreiche Zukunft der Region und Baden-Württembergs machen. Er soll nicht nur Ursprung für bahnbrechende neue Anwendungen mit KI sein, sondern auch Unternehmen dazu befähigen schnell KI-Kompetenzen aufzubauen und durch eine wettbewerbsfähige KI-Strategie langfristig strategische Vorteile zu sichern. Zusätzlich möchten wir KI auch zum Motor für die Gründung neuer Unternehmen machen und damit die Ansiedlung von Start-ups fördern. Als echtes Leuchtturmprojekt für das Land soll Ipai somit zum Magnet für internationale Talente, Unternehmen und Institutionen werden.