Auch das Heilbronner Tierheim spürt die Corona-Krise mit voller Wucht. Die Einrichtung ist auf Spendengelder angewiesen, die im vergangenen Jahr kaum geflossen sind. Gleichzeitig sind in großer Zahl Tiere aufgenommen worden: Teils wurden sie verwahrlost aus Messie-Wohnungen gerettet.
Die Hündin Trixie kam aus einer Zwangsräumung im Juni 2020 ins Tierheim. Sie wurde allein in einem Wohnungszimmer gehalten. Viel mehr als den engen, vermüllten Raum hat sie in ihrem bisherigen Leben nicht kennengelernt, denn Gassigehen gab es nicht.
Es sind Fälle wie diese, von denen Anja Fischer, stellvertretende Vorsitzende vom Tierschutzverein Heilbronn und Umgebung, zu viele kennt. »Im letzten Jahr kamen leider sehr viele Haustiere aus schlechter Haltung zu uns ins Tierheim. In einem Fall mussten wir 43 Perserkatzen befreien, die unversorgt in einer Zwei-Zimmer-Wohnung zurückgelassen worden waren.« Die Katzen seien inzwischen alle wohlauf und auch an neue Halter vermittelt worden. Trixie hingegen wartet noch darauf, von einer liebevollen und geduldigen Person aufgenommen zu werden. »Ihre traumatischen Erfahrungen hat sie sehr gut weggesteckt und sie verhält sich Menschen gegenüber sehr freundlich«, freut sich Fischer. Nur mit anderen Hunden vertrage Trixie sich nicht so gut.
Das Tierheim in der Franz-Reichle-Straße ist seit vergangenem Jahr coronabedingt geschlossen. Dies sei ein großes Problem: Viele größere Veranstaltungen wie die traditionellen Feste mit zahlreichen Besuchern im Frühjahr, Herbst oder zur Weihnachtszeit mussten abgesagt werden. »Durch die Feste konnten wir normalerweise viele Spender erreichen. Im vergangenen Jahr haben wir durch die Absage 40.000 Euro weniger an Hilfsgeldern bekommen«, sagt die 32-Jährige. Ein weiteres Problem sei, dass durch Corona weniger Menschen in Urlaub fahren und daher die Nachfrage bei der Tierpension nachgelassen habe. »Durch die fehlenden Pensionseinnahmen hatten wir zusätzlich etwa 7.000 Euro weniger zur Verfügung.« Wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen hätten über die Weihnachtzeit zudem deutlich weniger gespendet als üblich.
Durch eine größere Erbschaft sei man zwar »mit einem blauen Auge« davongekommen, aber langfristig sei die Entwicklung besorgniserregend.
Zusätzlich befürchtet Fischer, dass die Einrichtung durch die fehlende Aufmerksamkeit aus den Köpfen der Menschen verschwinden könnte. »Derzeit kann niemand spontan vorbeikommen um sich die Tiere anzuschauen und sich vielleicht in eines zu verlieben.« So würden zwar immer mehr Tiere ins Heim kommen, aber kaum welche vermittelt.
Wer sich derzeit für einen Hund, eine Katze oder ein anderes Tier interessiert, kann vorab telefonisch oder per Mail einen Termin vereinbaren. »Tier und Mensch können dann in Ruhe einander kennenlernen und schauen, ob es passt«, erklärt Fischer. Sie legt dabei jedem ans Herz, sich vorab wirklich die Verantwortung vor Augen zu führen, die ein Haustier einem abverlangt. »Auch sollte man genügend Zeit für das Tier haben und auch finanziell abgesichert sein.« Tierarztkosten etwa seien nicht zu unterschätzen.
Der Tierschutzverein freut sich sehr über Patenschaften und Einzelspenden. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein Haustier anzuschaffen, findet auf der Website des Tierheims umfangreiche Infos zu allen dort lebenden Vierbeinern.
Tierschutzverein Heilbronn und Umgebung e.V., Franz-Reichle-Str. 20,
Tel: 07131-22822, www.heilbronner-tierschutz.de
Spendenkonto: IBAN: DE19 6205 0000 0000 0288 86