Der Odenwald und der Kraichgau waren im turbulenten Jahr 2021 vor große Herausforderungen gestellt. Im Gespräch mit MORITZ-Redakteur Riccardo Terrasi blickt der Oberbürgermeister von Mosbach, Michael Jann, auf ein bewegtes Jahr zurück und schaut auf 2022.
Herr Jann, 2021 war das zweite Jahr, das die Pandemie fest im Griff hatte. Wie blicken Sie darauf zurück?
Es war definitiv kein normales Jahr. Wir haben hier in der Stadtverwaltung versucht, das Beste daraus zu machen und vor allen Dingen zu sehen, wie wir als Gesellschaft auch positives aus dieser Pandemie schöpfen können. Denken Sie an die stark forcierte Digitalisierung, denken Sie an Homeoffice, an Homeschooling. Die Weiterentwicklung alleine dieser drei Punkte zeigt uns, dass die vielzitierte life work balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch ganz anders aussehen kann als bisher. Über all dem liegt jedoch auch die Enttäuschung darüber, dass die Impfquote zu niedrig ist, um die Gesellschaft vor weiteren einschneidenden Maßnahmen zu bewahren.
Wie ist Mosbach bislang aus der Pandemie gekommen?
Ich denke, wir sind bislang mit einem blauen Auge davon gekommen. Bisher halten sich die vorhergesagten wirtschaftlichen Auswirkungen noch in Grenzen. Die Einzelhändler haben versucht, durch allerlei kreative Shopping-Alternativen die Kunden zu halten. Die Gastronomie hat durch take away-Services unverdrossen weitergemacht. Unterstützt wurden diese durch die Stadtverwaltung mit verschiedenen Aktionen bis hin zum Erlass der Außennutzungsgebühren und der Initiierung eine Recycle-Systems um nur ein paar der Maßnahmen zu nennen.
Was war in diesem Jahr für Sie die größten Herausforderungen?
Ganz klar die immer sehr kurzfristige Umsetzung der jeweiligen Corona-Verordnungen. Die Schaffung von Testmöglichkeiten und die Beschaffung von Tests für Schulen, Kindergärten und Mitarbeiter und ganz aktuell die Unterstützung der Impfkampagne durch die Organisation von offenen Impfangeboten. Und vor allen Dingen auch die Verwaltung leistungsstark zu halten, damit zu jeder Zeit alle Services der Verwaltung für unsere Bürgerschaft möglich sind.
Gab es auch positive Aspekte, die Sie 2021 überrascht haben?
Ja auf jeden Fall die Treue der MosbacherInnen zu ihrem Einzelhandel und der Gastronomie. Die Besinnung darauf, dass die Innenstadt weiter mit Leben erfüllt sein muss. Und nicht zuletzt die Bereitschaft der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, all die notwendigen Maßnahmen mitzutragen, um diesem Virus Einhalt zu gebieten.
Was waren Themen abseits von Corona, die Sie 2021 beschäftigt haben?
Da gibt es einmal die gemeinsame Initiative von DHBW, Landratsamt und Stadtverwaltung, ein Baukompetenz-Zentrum im Mosbach zu initiieren. Wir sind da auf dem Weg und hoffen das umsetzten zu können. Damit zusammenhängend der erneute Versuch aus der Großen Kreisstadt Mosbach auch offiziell die Hochschulstadt Mosbach zu machen. Was uns übrigens gelungen ist. Ab dem 01.01.2022 dürfen wir den Zusatz „Hochschulstadt“ führen. Mosbach hat nun eine Hector-Kinderakademie, um besonders begabte SchülerInnen im Grundschulbereich besser fördern zu können. Ein ganz großes Thema ist die Schaffung von Wohnraum, das im Augenblick sehr viel Raum einnimmt. Auch hier geht es in kleinen Schritten voran. Sehr intensiv beschäftigt haben wir uns mit der Ertüchtigung unserer Schulen. Hier haben wir einige Großprojekte begonnen bzw. weitergeführt. Auch dieses Thema wird uns noch einige Jahre beschäftigen.
Wo steht Mosbach Ende 2021 in Ihren Augen?
Mosbach steht nach wie vor gut da. Davon bin ich zu tiefst überzeugt. Sicher müssen wir in finanzieller Hinsicht sehr vorsichtig arbeiten, aber noch einmal, mein Eindruck ist, die MosbacherInnen halten zu einem überwiegenden Teil zusammen und besinnen sich auf ihre regionale Stärke und Schlagworte wie „Think global and buy local“ werden hier auch tatsächlich umgesetzt und gelebt. In enger Zusammenarbeit der Stadtverwaltung z.B. mit Mosbach Aktiv und mit der IHK, mit Vereinen ist es uns gelungen, die Innenstadt lebendig zu erhalten. Ganz wichtig ist es mit den Menschen im Gespräch zu bleiben und gemeinsam Strategien zu entwickeln diese Pandemie oder auch Krise relativ gut zu überstehen.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Stadt im kommenden Jahr?
Wir werden auf jeden Fall weiter daran arbeiten Wohnraum zu schaffen, wir werden die Digitalisierung vorantreiben und wir werden uns ganz gezielt mit dem Thema Klimawandel beschäftigen und daran arbeiten, Mosbach und die gesamte Region auf dem Weg zur Klimaneutralität mitzunehmen. Das Thema Fairtrade Town wird im kommenden Jahr konsequent weiterverfolgt. Die Umstrukturierung der Mobilität wird auch in Mosbach ein großes Thema sein. Ganz wichtig ist es uns den Haushalt zu konsolidieren und damit sicher zu stellen, dass wir die begonnenen Projekte Schulen/Hochbau/Windenergie usw. auch tatsächlich vorantreiben können.
Was wünschen Sie sich persönlich für 2022?
Vor allen Dingen gut und gesund durch diese Pandemie zu kommen.