Das seit 2012 bestehende Kulturzentrum »fideljo« in Mosbach bietet auch in Lockdown-Zeiten ein buntes Angebot: Musik- und Kabarettveranstaltungen können per Livestream bequem von zu Hause aus angeschaut werden. Leiter Gerd Becker versteht dies als »Erste-Hilfe-Programm für die Kulturszene«
»Bereits im ersten Lockdown im März letzten Jahres habe ich mir überlegt, wie unsere Veranstaltungen weiterhin stattfinden können«, berichtet Gerd Becker, Leiter vom fideljo Mosbach. Im Juni 2020 war es dann soweit: Die erste Veranstaltung konnte ganz ohne anwesendes Publikum per Livestream stattfinden. Dadurch war es möglich, erste Erfahrungen mit diesem Format zu sammeln. Wie Becker betont, ist die Umsetzung aufgrund des nötigen Equipments sehr kostenintensiv: »Ich habe mich nach Fördermöglichkeiten umgeschaut und einen Antrag beim Bundesverband Soziokultur eingereicht, der genehmigt wurde.« Ohne diese Förderung sei es kaum möglich die technischen Mittel anzuschaffen, deren Kosten sich auf mehrere Tausend Euro belaufen.
Regelmäßig finden im fideljo seither Kulturveranstaltungen per Livestream statt, die sowohl vom Publikum als auch von den Künstlern sehr gut angenommen würden. »Seitens der Künstler gab es zunächst einige Vorbehalte. Es ist eben etwas anderes ohne Publikum aufzutreten, denn die Interaktion mit den Gästen ist sehr wichtig«, weiß Becker. Die Künstler seien nun aber sehr dankbar dafür, dass ihnen die Möglichkeit zum Auftritt geboten wird und sie auch neue Shows vorstellen können. »Unser Konzept ist quasi als Erste-Hilfe-Programm für die Kulturszene gedacht.«
Das fideljo bleibt ferner durch die Events in der Öffentlichkeit sichtbar. »Bei vielen unserer Gäste, die uns gerne unterstützen, entsteht gerade in diesen Zeiten eine Gewisse Verbundenheit mit dem fideljo.« So würden auch Freunde zu den Online-Veranstaltungen eingeladen, teils von auserhalb der Region, wodurch sich die Reichweite erhöhe. Die Live-Streams verfügen über eine Chatfunktion, sodass sich die Zuschauer während der Veranstaltung mit Freunden austauschen können. »Ich denke, dass sich viele unserer Gäste ein wenig in die Zeiten zurücksehen, als ein normaler Kulturbetrieb möglich war. Viele schöpfen durch unser Angebot aber sicher auch Kraft in dieser Krise.«
Anfangs sei es gerade für etwas ältere Gäste schwierig gewesen, Zugang zu dem neuen Medium zu finden. Aber auch hier wusste Becker eine Lösung: Wer mit der Anmeldung zum Event nicht zurechtkommt, kann einfach beim fideljo anrufen und bekommt Hilfe. Becker ist froh, weiterhin ein Kulturprogramm liefern zu können: »Wir wollen nicht lediglich die verschobenen »alten« Programme abfeiern, sondern weiterhin Neues anbieten – dafür stehen wir als Kleinkunstbühne.«
Am 27. März ist der Comedian Hans Gerzlich zu Gast, der die klassischen Geschlechter-Rollenbilder aufs Korn nimmt. Plötzlich sieht er sich nämlich mit einem Problem konfrontiert: Er wollte immer der Herr im Haus sein. Und jetzt ist er es zwar tatsächlich, aber nur, weil seine Frau arbeitet und Karriere macht. Und ihm bleibt – der Haushalt. Da ist das Chaos vorprogrammiert! Das fideljo bietet weiterhin ein Gastronomisches Angebot an: Samstags und sonntags können hier Kuchen, Torten und andere Backwaren aus der hauseigenen inklusiven Bäckerei abgeholt werden.
fideljo Mosbach, Veranstaltungen per Livestream: 27. März, 20 Uhr: Comedy von Hans Gerzlich; 16. April, 20 Uhr
Leonhard-Cohen-Project; Tickets unter www.fideljo.de