Seit November 2021 ist Stefanie Kalla Klimaschutzmanagerin im Rathaus in Sinsheim. Sie entwickelt ein Klimaschutzkonzept, mit dem die Stadt 2023 Emissionen entscheidend reduzieren soll und spricht über dieses Vorhaben im MORITZ-Interview.
Was sind die Aufgaben einer Klimaschutzmanagerin?
Meine Aufgabe ist es, in enger Abstimmung mit Verwaltung und Gemeinderat ein Klimaschutzkonzept zu erarbeiten, das als konzeptionelle Grundlage für die Klima- und Energiepolitik der Stadt dient. Ziel des Klimaschutzkonzepts ist es, konkrete Maßnahmen zu etablieren, mit denen sich Emissionen reduzieren und die Ziele des Klimaschutzgesetzes erreichen lassen. Neben der konzeptionellen Arbeit, begleitet mich über den gesamten Zeitraum die städtische Öffentlichkeitsarbeit. Mir ist es besonders wichtig, Bürger in den Prozess einzubinden, gezielt zu informieren und Klimaschutz in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rufen. Klimaschutz lässt sich nicht im Alleingang umsetzen – dem Aufbau und der Erweiterung eines regionalen Netzwerks kommt von Beginn an eine große Bedeutung zu.
Welche Rolle spielt das Thema Klimaschutz in Sinsheim?
Eine große Rolle. Klimaschutz steckt in vielen Bereichen und es gibt viele Möglichkeiten und Ansatzpunkte diesen positiv zu beeinflussen. Die Stadt hat eine Vorbildfunktion, der Sie nachkommen möchte - beispielsweise in den Bereichen Erneuerbare Energien, Gebäudesanierung oder Mobilität. Das Thema reicht aber über den Verwaltungssektor hinaus – in private Haushalte, Gewerbe und Industrie.
Warum wird das Thema so kontrovers diskutiert?
Grundsätzlich empfinde ich das Thema Klimaschutz nicht als kontrovers. Dem Thema Klimaschutz kann man sich nicht entziehen. Die Folgen und Auswirkungen sind heute schon erlebbar. Allerdings stimme ich zu, dass Teilbereiche eine gewisse kontroverse Haltung erzeugen können. Das Thema ist sehr groß und vielschichtig.
Welche Klimaschutzmaßnahmen sind für 2023 geplant?
2023 wird das Klimaschutzkonzept verabschiedet. Damit wird der Klimaschutzfahrplan für die Stadt Sinsheim beschlossen und die darin definierten Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele angegangen.
Was sind dabei die größten Herausforderungen?
Die Handlungsfähigkeit. Es bedarf dafür meines Erachtens nach drei Komponenten: Bereitschaft, Finanzen und Ressourcen. Die Bereitschaft Klimaschutz voranzutreiben und aktiv zu beeinflussen. Die Finanziellen Mittel den Klimaschutz zu finanzieren. Und die Ressourcen – interne wie externe. Darunter verstehe ich die Kapazitäten der Fachbereiche in der Stadtverwaltung, beispielsweise Hochbau, Tiefbau oder die Stadtwerke. Oder eben die Handwerker oder Dienstleister. Viele kennen die Situation aus dem privaten Kontext - die Nachfrage nach Handwerkern ist hoch und dadurch ist Fachpersonal schwer für Aufträge zu gewinnen.
Welche Rolle nimmt dabei die Klima Arena in Sinsheim ein?
Die Klima Arena ist ein starker Partner. Wir sind froh, mit der Klima Arena einen »Klimaerlebnis-Ort« in Sinsheim zu haben, der anregt, den eigenen Lebensstil zu überdenken und zum eigenen Handeln inspiriert. Ich stehe in regelmäßigem Kontakt zur Klima Arena und es gibt viele gemeinsame Aktionen. Beispielsweise gibt es eine Kooperation mit den Sinsheimer Schulen, die die Ausstellung kostenlos besuchen können. Oder aktuell arbeiten wir an der Ausgestaltung eines Kurses, der in der Klima Arena stattfinden soll. Er beschäftigt sich mit den aktuellen Fragestellungen zum Thema Klimaschutz und stellt lokale Initiativen vor. Wir verfolgen das gleiche Ziel und die Zusammenarbeit macht wirklich Spaß!
Wie beurteilen Sie Bündnisse bzw. Aktionen wie Fridays for Future, Sinsheim.zero oder die Letzte Generation?
Grundsätzlich empfinde ich es als gut und wichtig Sensibilität für das Thema zu erzeugen. Allerdings distanziere ich mich von jeder Form von Gewalt in diesem Zusammenhang. In Sinsheim stehen wir mit der lokalen Gruppe von German.Zero von Beginn an im Austausch. Wir verfolgen das gleiche Ziel – Klimaneutralität.
Was sind nun Ihre konkreten nächsten Schritte?
Der nächste Schritt ist die Vorstellung erster Zahlen und Ergebnisse aus dem Klimaschutzkonzept – sowohl dem städtischen Gremium als auch den Bürger:innen. Wir streben eine aktive Einbindung der Bürgerschaft an und bereiten öffentliche Beteiligungsmöglichkeiten vor.