Der Odenwald und der Kraichgau waren im turbulenten Jahr 2021 vor große Herausforderungen gestellt. Im Gespräch mit MORITZ-Redakteur Riccardo Terrasi blickt der Oberbürgemeister von Sinsheim, Jörg Albrecht, auf ein bewegtes Jahr zurück und schaut auf 2022.
Herr Albrecht, 2021 war das zweite Jahr, das die Pandemie fest im Griff hatte. Wie blicken Sie darauf zurück?
Das zurückliegende Jahr wird uns sicher allen langfristig als besonders herausfordernde Zeit im Gedächtnis bleiben und entsprechend in die Geschichte eingehen, im Politischen wie im Persönlichen. Im zweiten Jahr der Pandemie haben wir einerseits in vielen Bereichen gelernt, mit den besonderen Herausforderungen umzugehen und die Krise weiterhin besonnen zu managen, andererseits wuchsen vielerorts Müdigkeit, Resignation und Verdrossenheit angesichts vieler Entbehrungen und – auch das muss man ganz offen sagen – der Fehler und Rückschritte, die über die Monate hinweg zu beobachten waren, angefangen bei einer schleppenden Impfkampagne über teilweise widersprüchliche Maßnahmen bis hin zur bis heute zu niedrigen Impfquote in unserem Land.
Wie ist Sinsheim bislang durch die Pandemie gekommen?
Insgesamt steht Sinsheim im bundesweiten Vergleich sicher nicht schlecht da. Wir haben schon im vorigen Jahr schnell, vorausschauend, behördenübergreifend und im engen Austausch auch mit der Klinik in unserer Stadt auf die Krise reagiert.
Wie alle Städte und Gemeinden hat auch Sinsheim und insbesondere unsere Bürgerinnen und Bürger selbstverständlich Einbußen hinnehmen müssen. Das klingt erstmal sehr abstrakt, bedeutet aber ganz konkrete persönliche Schicksale, derer wir uns stets sehr bewusst sind. Auch in Sinsheim hatte und hat die Wirtschaft unter Schließungen und Auftragsrückgängen zu leiden. Dahinter stehen immer Menschen, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen. Und selbstverständlich trifft es all jene besonders hart, die tatsächlich an Corona erkrankt sind oder Menschen an die Krankheit verloren haben.
Wenn ich sage, dass wir insgesamt gut durch die Pandemie gekommen sind, möchte ich das keinesfalls kleinreden. Wir haben aber insgesamt dank eines guten Krisenmanagements, der hervorragenden Arbeit aller Menschen in allen Bereichen, eines großen Zusammenhalts und einer breiten Akzeptanz für notwendige Maßnahmen durchaus wesentliche Voraussetzungen geschafft, um die Pandemie und ihre Folgen bestmöglich bewältigen zu können.
Was waren in diesem Jahr für Sie die größten Herausforderungen?
Sicherlich hat es uns besonders gefordert, den allgemeinen Betrieb zum Wohle unserer Stadt und unserer Bürger bei gleichzeitigem maximalen Gesundheitsschutz für unsere Mitarbeiter aufrecht zu erhalten und wichtige, langjährige und notwendige Projekte allen Widrigkeiten zum Trotz weiter voranzutreiben.
Gab es auch positive Aspekte, die Sie 2021 überrascht haben?
Insgesamt ging es uns 2021 vergleichsweise ganz gut. Überraschend oder vielmehr bemerkenswert finde ich immer wieder aufs Neue, wieviel positiven Rückhalt wir insgesamt aus der Bevölkerung erleben und zu wieviel Hilfsbereitschaft, Solidarität und Zusammenhalt wir alle in Krisenzeiten fähig sind. Es gab viel beeindruckendes gesellschaftliches Engagement zu beobachten, angefangen von einer großen gegenseitigen Unterstützung in Zeiten des Lockdowns über spontane Spendensammlungen für die Flutopfer im Sommer bis hin zur Aktion „Weihnachten für Barcs“, die dank zahlreicher Spenden Weihnachtsfreude für Kinder in einer armen Region in Ungarn bringt.
Was waren Themen abseits von Corona, die Sie 2021 beschäftigt haben?
Für unsere Stadt waren das in erster Linie große und wichtige Projekte. Trotz der schweren Zeiten ist es uns gelungen, wichtige, teilweise seit Jahren in der Planung befindliche Projekte zu realisieren und voranzutreiben. Als eines der größten ist hier sicher das neue Feuerwehrgerätehaus zu nennen. In Sinsheim entstehen zwei neue Kindergärten, wir bauen also die qualifizierte Betreuung weiter aus, und unsere Realschule wird generalsaniert. Ermöglicht wird das auch durch die außerordentlich großzügige Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung.
Wo steht Sinsheim Anfang 2022 in Ihren Augen?
Insgesamt stehen wir wie gesagt ganz gut da und werden auch weiterhin alles dafür tun, umsichtig zu planen und wesentliche Projekte dabei weiterhin voranzutreiben.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Stadt im kommenden Jahr?
Ich bin ganz positiv gestimmt. Für Sinsheim wird es auch weiterhin vorangehen. Ich hoffe insbesondere auf die Impfwelle, damit wir bald tatsächlich wieder gemeinsam die schönen Seiten unserer Stadt erleben, zusammen feiern und Kultur erleben können.
Was wünschen Sie sich persönlich für 2022?
Gesundheit, das war eigentlich immer wie bei den meisten mein Leben lang mein wesentlichster Wunsch. Gesundheit und dass es anderen gut geht. Daran hat sich nichts geändert. Es ist über die vergangenen zwei Jahre ein nur noch viel bedeutenderer Wunsch geworden. Ich wünsche mir von Herzen, dass wir die Pandemie bald hinter uns lassen können.