Zum Start der neuen MORITZ-Ausgabe für Ostwürttemberg / Göppingen lassen wir im Rahmen einer Interview-Serie die Oberbürgermeister der größten Städte der Region zu Wort kommen. Das Los fiel in diesem Monat auf Michael Salomo, der seit Juni letzten Jahres Oberbürgermeister der Stadt Heidenheim ist. Im Gespräch mit MORITZ-Redakteur Dr. Riccardo Terrasi erzählt er, was ihn bei der Ausübung seines Amtes anspornt, vor welchen Herausforderungen Heidenheim steht und welche verkehrs- und klimapolitischen Maßnahmen in der Stadt umgesetzt werden.
Herr Salomo, Sie sind seit einem Jahr Oberbürgermeister Heidenheims. Auf welche Highlights blicken Sie seit Ihrem Amtsantritt zurück?
Für mich als Oberbürgermeister liegt zunächst der Austausch mit den Menschen in Heidenheim am Herzen. Sobald ich mit Bürger*innen ins Gespräch komme, erfahre ich andere Sichtweisen, Einschätzungen und Argumente. Das ist unglaublich bereichernd und gibt Orientierung. Konkret an einem Projekt festgemacht fällt mir da der Abschluss des Realisierungswettbewerbs für die Innenstadt ein. Und natürlich die geplante gastronomische Nutzung des historischen Rathauses, dem Elmar-Doch-Haus.
Was ist Ihr größter Ansporn bei der Ausübung Ihres Amtes?
Die Stadt noch lebenswerter zu gestalten und sie für die Herausforderungen der Zukunft aufzustellen, das ist das eine. Zugleich ist meine Wahrnehmung, dass wir die schönen Orte stärker in den Vordergrund stellen müssen, damit wir auch Menschen von außerhalb neugierig auf uns machen.
Was zeichnet Heidenheim in Ihren Augen besonders aus?
Eine Vielfalt an Menschen, die aus den unterschiedlichsten Ländern in den vergangenen Jahrzehnten hierhergekommen sind. Außerdem haben wir einen schönen Wechsel aus historischen Gebäuden und neuerer, modernerer Architektur. Dann ist da noch das Kulturangebot von Oper über Theater bis Kleinkunst; wir haben erfolgreiche Sportvereine; und ein riesiges ehrenamtliches und bürgerliches Engagement.
Was sind ihre Lieblingsplätze in der Stadt?
Da gibt es zu viele, um sie hier alle aufzuzählen (lacht). Der Brenzpark zählt sicherlich dazu. Das Schloss und die historischen Bauten dort faszinieren mich jedes Mal aufs Neue mit dem Blick auf die Stadt. Umgekehrt genieße ich es, in einem Café in der Stadt zu sitzen und von unten aufs Schloss blicken zu können.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen, vor denen Heidenheim aktuell steht?
Da ist die Digitalisierung, die wir mit Aalen im Smart City Projekt vorantreiben. Die erwähnte Innenstadtumgestaltung im Zuge einer Sanierung, nebenbei wollen wir die Rahmenbedingungen für Geschäfte, Gastronomie und Unternehmen so gestalten, dass Neues entstehen kann. Das alles setzt voraus, dass wir Wohnraum schaffen, der bezahlbar bleibt.
Der Gemeinderat ist derzeit dabei, einen neuen Verkehrsentwicklungsplan für Heidenheim zu erstellen. Was sieht dieser Plan vor?
Wir wollen den Rahmen setzen für die Verkehrsplanung in den nächsten 15 Jahren. Angesichts von Verkehrswende, hohen Energiepreisen und Klimakrise ist das unerlässlich. Wir wollen die Instrumente und Werkzeuge jetzt bereitlegen. Der Plan klärt auch die Frage, wie sich ein Innenstadt-Tunnel auf die B466 auswirken könnte.
Stichwort Klimawandel: Welche Maßnahmen werden inHeidenheim im Kampf gegen die Erderwärmung getroffen?
Mit dem erwähnten Innenstadtwettbewerb haben wir vorgezeichnet, wie wir die Kernstadt klimafreundlicher gestalten können – mehr Bäume, wasserspeichernde Böden, mehr Grün und damit Aufenthaltsqualität, solche Dinge. Gerade beginnen wir mit der Rathaussanierung, in zwei Jahren werden wir damit unseren Energieverbrauch fürs Heizen halbiert haben. Und unser Radwegenetz wächst weiter.
Das Land Baden-Württemberg bezuschusst die Innenstadt- und Rathaussanierung in Heidenheim mit 1,7 Millionen Euro Fördergeldern. Wofür werden diese Gelder konkret verwendet?
Wie gesagt, in Sachen Innenstadt- und Rathaussanierung gestalten wir die Hauptstraße und die Hintere Gasse sowie das Rathausquartier neu und modernisieren unser mehr als 50 Jahre altes Verwaltungsgebäude. Wir sanieren statt neu zu bauen und sparen somit graue Energie.
Mit welchem Gefühl blicken Sie in die Zukunft, welche Herausforderungen kommen auf Sie und Ihre Stadt zu?
Ich bin ein Optimist und der Überzeugung, dass wir als Verwaltung gemeinsam mit den Menschen in der Stadt auch künftig die besten Lösungen für Probleme finden. Zwar ist die Finanzlage angespannt, das liegt aber zu einem guten Teil an der Vielzahl von Projekten, die wir umsetzen. Mittel- und Langfristig werden wir davon profitieren und neue Spielräume erhalten.
Im Juli starten bei den Opernfestspielen die Premieren von »Tannhäuser« und »I due Foscari«. Was schauen Sie sich lieber an: Wagner oder Verdi?
Wagner, das hat mit meiner Jugend zu tun, deshalb erinnert mich seine Musik immer daran, woher ich komme.