Ab dem 02. Juli ist es wieder soweit: Das Theater der Stadt Aalen zieht aus seinem neuen Zuhause im Kulturbahnhof (KubAA) hinaus nach Wasseralfingen. Dort wird dann für einen Monat Lessings beliebtes Lustspiel »Minna von Barnhelm« gezeigt.
In dem Stück geht es um ein Verwirrspiel, das die titelgebende Minna inszeniert, um ihren Verlobten, Major von Tellheim, wieder für sich zu gewinnen. Dieser hat im Siebenjährigen Krieg auf Seiten Preußens gekämpft. Statt jedoch die Kriegssteuern der unterlegenen Sachsen einzutreiben, hat er das Geld ausgelegt – nur werden seine Schuldscheine nun nicht anerkannt. In seiner Ehre verletzt und völlig pleite, da er das Geld seiner Freunde nicht anrühren will, muss er sein Zimmer in einem Berliner Gasthof für eine unbekannte Dame räumen. Um seine Schulden begleichen zu können, versetzt er bei der Wirtin seinen Verlobungsring.
Besagte Dame ist jedoch ausgerechnet jene Minna von Barnhelm. Als die Wirtin den Ring an sie weiterveräußern will, erkennt sie das Schmuckstück und nimmt es an sich. Doch ihr Aufeinandertreffen mit Tellheim läuft anders, als gedacht. Denn als ein in seiner Ehre Gekränkter sieht er sich außer Stande, Minna zu heiraten. Doch so leicht lässt sie ihn nicht vom Haken: Geschickt setzt sie seinen Ring ein, um ihm zu beweisen, dass sie zueinander gehören …
»Minna von Barnhelm« gehört zu den meistgespielten Werken Lessings. Der Dichter, der den Siebenjährigen Krieg selbst miterlebt und sein Stück direkt nach dessen Ende angesiedelt hat, verbindet Komödie und Tragödie gewitzt zu einem Lustspiel, das bis heute nicht von den Bühnen wegzudenken ist. Regie im historischen Innenhof auf Schloss Wasseralfingen führt Tina Brüggemann. In der Titelrolle ist dabei Diana Wolf zu sehen, als ihr Verlobter Tellheim Philipp Dürschmied. Unterstützt werden sie von Julia Sylvester als Kammerzofe Franziska, Arwid Klaws als Wachtmeister Paul Werner, Patrice Bussy als Tellheims Diener Just und Anke Stocker als Wirtin.
Auch für die kommende Spielzeit hat sich das Theater der Stadt Aalen wieder einiges vorgenommen. Los geht es am 08. Oktober mit »Außer Kontrolle«, einer Farce des britischen Kultautors Ray Cooney. Staatsminister Richard Willey trifft sich in dem Stück lieber mit der Sekretärin des Oppositionsführers zum Stelldichein im Hotel, anstatt der Parlamentsdebatte beizuwohnen. Nur wird das Liebesspiel empfindlich dadurch gestört, dass eine Leiche im Zimmer liegt. Um einen Skandal zu vermeiden, verstrickt sich Willey in immer neue Lügen – und auch sein Assistent George ist wirklich keine große Hilfe. Die irrwitzige und temporeiche Komödie wird von Intendant Tonio Kleinknecht auf die Bühne gebracht.
Am 12. November hat dann Eric-Emmanuel Schmitts »Oskar und die Dame in Rosa« Premiere auf der Studiobühne im Alten Rathaus. In dem Monolog schreibt der zehnjährige Leukämiepatient Oskar Briefe an Gott und schildert den Klinikalltag. Dazu hat ihm Rosa geraten, die ihn ehrenamtlich betreut und ihm immer wieder wilde Geschichten aus ihrem angeblichen Vorleben als Catcherin erzählt. Das einfühlsame Stück inszeniert Tina Brüggemann.
Doch auch für Kinder zeigt das Theater wieder ein Stück in der Weihnachtszeit. Ab dem 20. November gibt es im Kulturbahnhof »Pünktchen trifft Anton« in einer Inszenierung von Winfried Tobias zu sehen. Volker Ludwig hat das bekannte Kinderbuch von Erich Kästner für seine Version aktualisiert. Pünktchen, aus einer reichen Familie stammend und noch nie wirklich mit den Problemen anderer Menschen konfrontiert, trifft darin auf Anton, der als Flüchtling illegal in Berlin lebt. Zwischen beiden Kindern entwickelt sich schnell eine tiefe Freundschaft. Und als Anton einen Raub bei Pünktchens Familie verhindert, wird er sogar zum Helden. Mit den Liedern von Wolfgang Böhmer wird die Aufführung auch musikalisch ein Erlebnis.
Im neuen Jahr inszeniert Anne Habermehl dann Anna Gmeyners »Automatenbüfett« im KubAA. Nachdem das Stück aus den Zwanziger Jahren über Jahrzehnte von den Spielplänen verschwunden war, wird es zunehmend wieder gezeigt: Eva will sich umbringen, wird aber von Herrn Adam davon abgehalten. Er bringt sie in die Gaststätte, die er gemeinsam mit seiner Frau betreibt. Eva beflügelt die Fantasie und plötzlich ist sogar eine gemeinsame Fischzucht der Dorfbewohner im Gespräch, die neuen Aufschwung bringen würde. Doch Frau Adam wendet sich gegen die Fremde. Die Premiere ist am 14. Januar.
Mit »Corpus Delicti« (Regie: Tina Brüggemann) zeigt das Theater schließlich ab dem 28. Februar ein aktuelles Stück, das besonders zum Spielzeitmotto »Der Staat und ich« passt. Mia Holl lehnt sich darin nach dem Freitod ihres Bruders gegen das »System« auf, das den Schutz der Gesundheit als höchstes Gut definiert und eine aseptische Gesellschaft hervorgebracht hat. Doch wird sie gegen die öffentliche Meinung bestehen können?
Gemeinsam mit den Opernfestspielen gelangt schließlich Georg Büchners »Woyzeck« als Oper von Marijn Simons im Mai auf die Bühne. Die bekannte Geschichte des Soldaten Woyzeck, der von seinen Vorgesetzten und der Wissenschaft missbraucht wird und mehr und mehr den Kontakt zur Realität verliert, wird im Rahmen der 26. Baden-Württembergischen Theatertage gezeigt, die vom 19. bis 28. Mai 2023 in Aalen als besonderes Highlight der Saison stattfinden. Mehr als 20 Theater aus dem gesamten Bundesland präsentieren sich dabei in über 30 Aufführungen.
Ein weiteres Stück für Kinder beschließt die Spielzeit: Ab dem 18. Juni begeben sich zwei tierische Freunde in Ulrich Hubs »Lahme Ente, blindes Huhn« auf eine gefahrvolle Reise, die sie von der tiefsten Schlucht bis zum höchsten Berg führt. Dass sie dabei das Alte Rathaus jedoch nicht verlassen und die Kinder auch so auf ihre Reise mitnehmen, könnte auch im Stück eine Rolle spielen.
Theater der Stadt Aalen, Kulturbahnhof (KubAA), Georg-Elser-Platz 1, 73431 Aalen, Fon: 07361-52 26 10, alle Spielzeiten und Tickets unter www.theateraalen.de