Die IG Clubkultur ist der Verbund, der sich für Veranstalter, Künstler, Clubs und Spielstätten einsetzt. Dabei sind ihnen vor allem jene wichtig, die innerhalb der Subkultur agieren und kleinere Veranstaltungen organisieren. Sie stehen ein für die Einzelkämpfer. Moritz hat mit dem Pressesprecher aus der Region Stuttgart, Steffen Herbrik gesprochen, der erläutert, warum es so wichtig ist, sich für die Clubkultur einzusetzen.
Wie ist die Initiative entstanden?
Die Initiative ist daraus hervorgegangen, dass sich letzten Sommer sich die Akteure, die in Baden-Württemberg die Unitedwestream-Bewegung initiiert haben, irgendwann aus den Städten Mannheim, Heidelberg, Stuttgart und Freiburg zusammengefunden haben. Als das passierte, hat man sehr schnell bemerkt, dass es landesweit, also auf Bundesebene, noch gar keinen Zusammenschluss aus der Kulturszene gibt: sprich Clubbetreiber oder Festivalveranstalter, DJ’s, Künstler. Es gibt quasi keine Lobby und niemanden, der für die gesamten Interessen spricht und dadurch wurde die IG Clubkultur ins Leben gerufen. Durch Corona ist aufgefallen, dass es besonders Clubs und ähnliche Stätten besonders schwer haben, weil sie kein gebündeltes Sprachrohr haben, durch das sie ihre Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren können.
Welches Ziel verfolgt ihr?
Unsere Ziele lassen sich sehr gut aus unseren Forderungen herableiten. Wir haben fünf zentrale Forderungen und es geht uns darum, diese Forderungen für die Clubbetreiber und alle, die wir aus dieser Szene sehen und für die wir sprechen, gegenüber der Politik zu vertreten. Mittlerweile vertreten wir ca. 100 Spielstätten, Clubs und Veranstalter aus 15 Städten. Die erste Forderung betrifft den Kulturraumschutz: Clubs und Musikspielstätten sollen besser geschützt werden, damit sie nicht so leicht verdrängt werden können. Wir gehen damit gegen das Phänomen des Clubsterbens vor. Clubs und Musikspielstätten sollen darüber hinaus nicht ausschließlich als Vergnügungsstätten wahrgenommen werden. Das stellt eine zentrale Forderung dar. Weitere Forderungen sind, dass es landesweit einen Ansprechparter für die Clubkultur geben soll und ein neuer Haushaltsposten für Clubs und Spielstätten geschaffen wird. So sollen Kommunikation und Förderungen leichter vonstatten gehen. Darüber hinaus lag uns das Thema »sicheres Nachtleben« am Herzen und stellt ebenfalls eine Forderung dar. Damit soll gegen Sexismus und Rassismus im Nachtleben vorgegangen werden. Beispielsweise könnte hier der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Das letzte Thema ist dann natürlich das Corona-Thema: Förderungen sollen beibehalten werden, die Unterstützung für Clubs ausgebaut, Sorge dafür getragen werden, dass es Clubs und Musikspielstätten als Kulturorte auch nach Corona noch gibt.
Worum geht es bei den Wahlprüfsteinen?
Das sind aus den Forderungen abgeleitete Fragen und spiegeln die Forderungen genau wider. Das ist gerade ein sehr aktuelles und wichtiges Ziel unsererseits: unser erstes Projekt ist nämlich, dass wir diese Wahlprüfsteine, die wir da formuliert haben, für die baden-württembergische Landtagswahl an alle demokratischen Parteien verschickt haben. Es waren 25 Fragen und darauf haben wir jetzt Antworten bekommen und die werden wir in Kürze veröffentlichen, um Wählerinnen und Wähler darüber zu informieren, wie die Parteien, die man wählen kann, zum Thema Clubkultur stehen. Wer dieses Thema bei seiner Wahl berücksichtigen möchte, der kann durch die Antworten der jeweiligen Parteien herausfiltern, wie sie dazu stehen. Parteiübergreifend konnten wir eine sehr positive Resonanz bezüglich dieses Themas wahrnehmen. Ich glaube, dass die Parteien ganz froh sind, dass es jetzt dafür einen Ansprechpartner gibt und das Thema auf dem Tisch liegt.
Warum ist das Thema Clubkultur wichtig?
Clubs werden im öffentlichen Diskurs nicht als Kulturstätten wahrgenommen. Für uns ist es so wichtig, weil wir den kulturellen Aspekt von denjenigen, die wir vertreten auch sehen und möchten, dass der auch in der Öffentlichkeit, aber auch auf politischer Ebene wahrgenommen wird. Dadurch könnte man verhindern, dass Clubs so leicht verdrängt werden können. Aber es ist auch unheimlich wichtig, dass Kulturschaffende Orte und Flächen haben, an denen sie tun und experimentieren können. Somit macht man daraus einen Begegnungsort. Man braut Orte, wo Leute aufeinander treffen, die sich sonst nie treffen würden und Orte, an denen Hochkultur und Subkultur aufeinandertreffen können. Arta Dibrani