Die Stuttgarterin Felisa Rauschenberger ist nicht nur Musikerin, Malerin, dreifache Mutter, sondern hat während der Corona Lockdown Zeit das Kinderbuch »Merkwürdig will tanzen« geschrieben. Der Moritz Redaktion verrät sie, wodurch sie inspiritert wurde und wie sie ihr Herzensprojekt anschließend realisiert hat.
Worum geht es in Ihrem Kinderbuch?
Ich würde sagen, es geht grundsätzlich darum, Kindern mal eine neue Form des Kinderbuches zu ermöglichen. Einen Zugang zu Kunst in Wort und in Bild zu schaffen.
Was unterscheidet Ihr Kinderbuch von Anderen?
Es ist eine spannende Geschichte, eine Reise sozusagen, aber es geht in erster Linie um wichtige Botschaften wie beispielsweise: die inneren Werte zählen. Es zählt, wie du handelst und nicht wie du aussiehst. Es war mir sehr wichtig, dass das Buch Tiefe hat. Ich bekomme so viel Feedback von Eltern, die mir erzählen, was die Kinder in diesen Bildern alles so sehen. Das große Thema sind Gefühle und zu lernen, sie zu zeigen. Aber auch die Erkenntnis, dass kein Gefühl falsch ist. Dementsprechend beginnt das Buch auch mit einem Gefühlszustand: »Es war einmal eine Müdigkeit.« Außerdem haben meine Kinder, mein Mann und ich während der Lockdown Zeit daran mitgewirkt, dieses Buch zu schreiben und zu illustrieren.
Wie kann man sich das vorstellen?
Also ich hab die Geschichte ja im Prinzip geschrieben, dann hab ich immer die Passage vorgelesen und meine Kinder haben dazu gemalt. Ich hab das natürlich nicht im Atelier gemacht, sondern das Zimmer meines Sohnes Ben war dann sowas wie unser Home-Atelier. Ich hab bei den Bildern meiner Kinder ein wenig inspirativ mitgearbeitet, aber ich hab sie wirklich auch viel selbst machen lassen. Da sind dann ganz tolle Sachen entstanden.
Was genau hat Sie inspiriert das Buch zu schreiben?
Bei manchen Büchern, die ich in dieser Zeit las, hatte ich irgendwann den Gedanken »Die Geschichte jetzt zum zehnten Mal?«. Da hätte ich mir auch für mich als Erwachsene doch ein Buch gewünscht mit mehr Tiefe, bei dem ich trotzdem weiß, dass ich den Kindern etwas wichtiges und Wertvolles mitgebe. Mein Anspruch war, etwas zu erschaffen, was den Kindern Wertvolles vermittelt. Ich gebe ihnen Werte mit, ein Gefühl für Kunst - und das in Wort und in Bild. Außerdem schaffe ich damit einen Zugang zu ihren eigenen Gefühlen, was meiner Meinung nach unheimlich wichtig für Kinder ist. Ich rege darüber hinaus ihre Kreativität an, weil jedes Kind in den Bildern das sehen darf, was es sieht will. Es gibt dabei kein Richtig und Falsch. Die meisten Kinder können ein Haus malen oder die Sonne, aber wenn es darum geht, ein Gefühl zu malen, dann haben die wenigsten wirklich eine Ahnung, was sie tun sollen. Ich habe gemerkt, dass es in dieser Richtung weder im Kindergarten, noch in der Schule Förderung gibt. Und so ist mir wichtig gewesen, mit diesem Buch nicht nur meinen, sondernallen Kindern diesen Zugang zu geben und ihre Kreativität anzuregen.
Haben Sie eine Lieblingsstelle?
Es gibt natürlich viele Passagen, die ich mag, aber eine ist dann doch besonders für mich. Dabei handelt es sich um die Stelle, in der »man«, das ist sowas wie der Hauptprotagonist der Geschichte, das Merkwürdige fragt, was es sei und das Merkwürdige antwortet ihm, ob es überhaupt Relevanz hätte, was es sei und ob es nicht vielmehr von Bedeutung ist, wie es sei. Daraufhin beginnt nämlich eine Metamorphose und ein Reflektionsprozess der Hauptfigur, die sich am Ende befreit von all dem, was sie glaubte zu sein. Ich glaube, diese Stelle ist nicht nur für Kinder wichtig, sondern auch für Erwachsene, die dadurch realisieren, von wie vielen Dingen sie gebremst werden.