Anfang 2020 waren die Prognosen in der deutschen Automobilindustrie noch überaus rosig: Steigende Zulassungen, technische Weiterentwicklungen, verstärkte Nachfrage nach Hybriden und Elektroautos. Die Corona-Krise hat die Karten nun neu gemischt. Die Neuzulassungsentwicklung ist deutlich eingebrochen, Produktionen litten durch den Lockdown im März und April. Für 2021 ist allerdings eine deutliche Erholung in Sicht.
Bereits im zweiten Halbjahr 2020 zeichnet sich eine Besserung ab: Durch die Senkung der Mehrwertsteuer wurdent zusätzliche Käufe im zweiten Halbjahr sowie Vorzugskäufe gegen Ende des Jahres generiert. Zudem versuchen Hersteller und Handel durch Verkaufsfördermaßnahmen in Form von höheren Rabatten und Verkäufen über Tageszulassungen ihren Absatz anzukurbeln. Nach den Lockerung der gesundheitspolitischen Maßnahmen und mit Hilfe des im Juni verabschiedeten Konjunkturpakets wird prognostiziert, dass die wirtschaftliche Aktivität im Verlauf des zweiten Halbjahres wieder zunehmen.
Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland wird sich weiter fortsetzen und davon profitiert auch die Automobilindustrie: Da die Arbeitslosigkeit wieder rückläufig sein wird, erhöhen sich die Einkommen und die Unternehmen investieren aufgrund der verbesserten Absatzaussichten im In- und Ausland wieder. Das kann zu einem Nachholen von verlorengegangenen Käufen führen, die durch die temporäre Schließung des stationären Handels und der Unklarheit über eventuelle Prämien der Bundesregierung für Verbrennerfahrzeuge entstanden.
Und 2021? Das kommende Jahr wird vor allem von der europäischen Gesetzgebung bestimmt, die vorschreibt, dass die Automobilhersteller ihre derzeitigen durchschnittlichen CO2-Emissionen pro Kilometer um 40% senken müssen. Die Nachfrage nach Elektromobilität wird also weiter zunehmen.
Im Februar diesen Jahres wurde gemeldet, dass die drei großen deutschen Autohersteller VW, BMW und Daimler im laufenden Jahr erstmals über eine Million Elektroautos bauen werden und so 2021 laut einer McKinsey-Studie China als den weltgrößten E-Autohersteller ablösen werden. Diese Erwartungen müssen durch Corona ein wenig gedämpft werden, trotzdem ist der Trend klar absehbar. Die Verkäufe von batterieelektrischen Autos und Plug-in-Hybriden in Europa stiegen 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent auf über 600.000 Fahrzeuge. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 2,3 Millionen E-Autos verkauft, neun Prozent mehr als 2018. E-Autos, Plug-In-Hybride, Carsharing – Nachhaltigkeit und reduzierte Emissionen stehen auch 2021 auf der Agenda vieler Endverbraucher, was einen entscheidenden Einfluss auf die Automobilindustrie haben wird.
Auch die Entwicklung zunehmend autonomerer Fahrzeugtechnik wird zunehmen. Bereits jetzt sind Fahrassistenzsysteme bis zur Stufe 2 selbst bei Kleinwagen zu haben. Der Trend geht ganz klar zu Autos, die sich selbstständig bewegen oder gewisse Fahrmanöver wie Spur halten, bremsen oder einparken ausführen können. Das »selbst fahrende Auto« klang vor einigen Jahren noch wie Zukunftsmusik oder ein Konzept aus Science Fiction-Filmen, wird aber zunehmend zur Realität. Geplant ist zudem eine zunehmende Vernetzung zwischen Auto und beispielsweise Ampel, Garagentor, Tankstelle oder Ladestation.