MORITZ-Redakteurin Sophia Budschewski versucht sich im Aerial Yoga
MORITZ-Redakteurin und Sportmuffel Sophia Budschewski hat ihre akrobatischen Fähigkeiten beim Aerial Yoga im YogaLoft Heilbronn getestet.
Aerial Yoga kommt, wie viele Fitness-Trends, ursprünglich aus den USA. In Deutschland gibt es die schwerelose Variante seit ca. zehn Jahren. Bei dieser Yoga Art werden die Übungen mit Hilfe eines Tuches, welches von der Decke hängt, ausgeführt.
Wichtig: Vertrauen zum Tuch haben
Yoga-Lehrerin Heike Zoller-Windmüller erklärt, was genau beim Aerial Yoga passiert und was die Unterschiede zum Hatha Yoga sind: »Das Schöne ist, dass man ein Gefühl der Schwerelosigkeit erfährt. Gleichzeitig macht man sich die Schwerkraft zu nutze, um die Übungen im Tuch auszuführen. Teilweise werden diese sogar leichter. Es hat viele Vorteile für den Körper: Die Wirbelsäule erreicht eine Länge, die Bandscheiben bekommen so viel Platz. Es ist besonders gut für Menschen mit Bandscheibenproblemen.«
Das Tuch ist 2,80 m breit, 4,50 m lang und sehr elastisch. »Es hat viel mit Vertrauen zu tun. Man muss sein Körpergewicht an das Tuch abgeben«, meint Heike. Die Haltungen von Hatha Yoga werden auch beim Aerial Yoga ausgeführt. Yoga-Grundkenntnisse sind allerdings nicht nötig. »Wir machen heute vier Grundübungen: ‚Ribs Hang‘, ‚Hip Hang‘, ‚Back Straddle‘ und ‚Aerial Bhadrasana‘«, erklärt sie.
Der erste Teil beginnt damit, dass wir in das Tuch klettern. Das sieht bei Heike einfacher aus, als es ist. Das Tuch ist aus einem sehr dünnen, elastischen Material und dehnt sich stark, als ich mein Körpergewicht darauf lehne. »Keine Sorge, das Tuch hält, es ist mit Profi-Kletterausrüstung befestigt«, beruhigt sie mich. Nach einigen Anlaufschwierigeiten schaffe ich es, und sitze nun im Schneidersitz in das Tuch eingewickelt. Es umschließt mich wie ein Kokon. Dann heißt es Atmen. Danach beginnt der »Action-Teil«: Der sogenannte »Ribs Hang«. Das Tuch platziere ich hinter meinen Armen, unterhalb meiner Schultern. Ich lehne mich nach hinten und stütze mein Körpergewicht in das Tuch. Am Anfang ist das etwas ungewohnt, aber jetzt weiß ich auch warum man eine enge Bindung zum Tuch aufbauen soll. Nun bewege ich mich von links nach rechts und ziehe so meine Kreise. Das ist schon fast anstrengend, da ich viel Balance und auch ein bisschen Bauchmuskeln dafür brauche. Als nächstes bringe ich meine Beine in den rechten Winkel und schlage das rechte Bein über das Linke. In dieser Position verharren wir einen Moment. Das ist jetzt wirklich anstrengend.
Übung Nummer zwei beginnt, damit, dass ich meine Hüfte in das Tuch lege. Deshalb auch »Hip Hang«. Mit den Händen berühren ich die Yogamatte und strecke so meine Wirbelsäule. Das ist entspannend. Man merkt richtig wie sich die Wirbelsäule dehnt. Jetzt kommt wieder das Schwingen dazu. Mit den Beinen geht es nach links und nach rechts. So werden die Regionen rund um die Hüfte aktiviert, welche man im Alltag eher vernachlässigt. Dann meint Heike: »Jetzt Beine nach oben!« Nun kommt die Akrobatik ins Spiel. Meine Beine gehen kopfüber wie beim Handstand, die Füße werden um das Tuch gewickelt. In der Position wandern die Hände in die Mitte der Matte. An dieser Stelle kann ich sagen: Mein Rücken war noch nie so gedehnt. Danach geht es in den Skorpion. Dazu habe ich die Ellenbogen auf die Matte gelegt, Beine Richtung Kopf eingeknickt. Das erforderte einige Balance und Körperbeherrschung. Dann kommt die Taube, eine Übung für Mutige. Das eine Bein hält sich fest um das Tuch geschlungen, das Andere wird in Richtung Kopf gestreckt. Die Hand greift nach dem Fuß. Das war schon höchste Manegen-Akrobatik. Diese Übung ist beim Hatha Yoga 1000 Mal anstregender, als beim Aerial Yoga.
Mein Kopf schwebt über der Matte
Übung Nummer drei ist der »Back Straddle«. Ich hänge wieder kopfüber, das Tuch hält mich vom unteren Rücken nach vorne Richtung Hüfte fest. Mit den Füßen klammere ich mich an das Tuch. Mein Kopf schwebt über der Matte. Ich schwinge sanft hin und her. Das sollte man nicht zu lang machen. Von dem ganzen Kopfüber wird einem auf Dauer schwindelig. Für den Moment fühle ich mich schwerelos. Ein tolles Gefühl.
Die vierte Übung ist »Aerial Bhadrasana«. Hier sitze ich im Schneidersitz im Tuch, wie beim Schmetterling. Das ist wieder entspannend. Der letzte Teil meiner Schnupperstunde besteht darin, wie Graf Dracula in seinem Sarg zu liegen. Nur, dass ich im Tuch eingewickelt auf dem Rücken liege. Die Hände und Füße überkreuzt. Um wieder »in die Realität« zu kommen, atme ich langsam ein und wieder aus bis Heike mich aus dem fast schon meditativen Schlummer holt.
Fazit: Wenn man dem Tuch erstmal vertraut, dann machen die Übungen richtig Spaß. Den positiven Effekt auf meine Wirbelsäule habe ich tatsächlich sofort gespürt und das Beste: Muskelkater gab es keinen.