AWO 100 Jahre
Marie Juchacz war vor 100 Jahren die Begründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Und sie spielte eine bedeutende Rolle in der Geschichte der deutschen Frauenbewegung im Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen. Sie war auch die erste Frau, die in einem deutschen Parlament die Rednerbühne betrat. Bis zum 13. Dezember 2019 feiert die AWO in ganz Deutschland das Jubiläumsjahr mit tollen Aktionen, Festen und Veranstaltungen.
Eine echte Powerfrau: Sie war tatkräftig, redegewandt, mitreißend – und mutig. Schwierigkeiten gab es in ihrem Leben wirklich genug – ein gewalttätiger Ehemann, die widrigen Umstände des ersten Weltkrieges, später dann die Vertreibung durch die Nazis: Marie Juchacz ließ sich trotzdem nicht davon abbringen, ihren Idealen zu folgen und ihre Ideen voranzutreiben. Sie trennte sich von ihrem Mann und gründete später die Arbeiterwohlfahrt (AWO) – heute einer der erfolgreichsten Wohlfahrtsverbände Deutschland.
Nachhaltige Hilfe: Damals war die Not der Bevölkerung im ersten Weltkrieg unbeschreiblich. Diese Not zu lindern, das war Marie Juchacz’ Ziel. Dabei ging es nicht darum, einfach nur Almosen zu verteilen, wie man es im Kaiserreich getan hatte. »Wer Almosen bekommt, wird zum Bittsteller«. Der neue Wohlfahrtsverband sollte solidarische Hilfe leisten – und gleichzeitig dabei auch noch den Menschen helfen, sich selbst zu helfen. Die Arbeiterwohlfahrt hatte also von Anfang an auch eine politische Mission. Menschen bilden und befähigen war genauso wichtig, wie den Hunger zu lindern. Heute nennt man dieses Vorgehen »nachhaltig«.
Besonders für Kinder: Ein besonderes Augenmerk galt schon jeher den Kindern. Sie sollten zu selbstbewussten Bürgern heranwachsen – nicht zu Untertanen. Viel wichtiger war aber erstmal, dass sie sich zumindest in den Ferien satt essen und eine gesunde Umgebung erlebten konnten.
Von den Nazis verboten: Während der Nazi-Zeit war die AWO schon ab 1933 verboten. Sie war den neuen Machthabern zu politisch, ließ sich nicht gleichschalten und vereinnahmen. Die AWO setzte im Untergrund ihre Arbeit so gut es ging fort - viele ihrer aktiven Mitstreiter mussten jedoch ins Exil flüchten. Darunter auch Marie Juchacz, die in den USA vorübergehend eine neue Heimat fand.
Resilient: Direkt nach dem Krieg erfolgten noch im Jahr 1945 die erste Wieder- sowie weitere Neugründungen. Die AWO wurde auch dringend gebraucht, um all die Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegsopfer mitzuversorgen. Suppenküchen und Nähstu-ben entstanden in dieser Zeit und auch die Kindererholung spielte einmal mehr wieder eine wichtige Rolle.
AWO - Politischer Mitgliederverband und großes Sozialunternehmen: Im Zuge des Ausbaus des bundesdeutschen Sozialstaates ist mittlerweile auch die AWO rasant gewachsen. So erscheint sie heute als großes Sozialunternehmen mit über 220.000 Mitarbeitern. Auch in Württemberg ist sie auf fast allen Feldern der sozialen Arbeit präsent, von der Kindertagesstätte bis zum Pflegeheim. Bis heute ist sie zugleich auch immer noch ein politischer Mitgliederverband, der sich dafür einsetzt, dass seine Grundwerte in die Gesetzgebung Eingang finden. Die Vision der Arbeiterwohlfahrt lautet auch nach 100 Jahren: »Alle Menschen sollen sich in Freiheit und Gleichheit entfalten können – in einer solidarischen, gerechten und offenen Gesellschaft.«
Mehr über die AWO erfahren unter: awo-wuerttemberg.de