Handwerkskammer Heilbronn Ulrich Bopp
Das Handwerk braucht dringend Nachwuchs, denn ohne Handwerk keine Zukunft. Warum die Handwerksberufe, die so vielfältig sind, ein so breites Spektrum abdecken und ein enormes Potenzial bieten, Altes mit modernster Technik zu verbinden, sich so schwer tun, erläutert der Präsident der Handwerkskammer Heilbronn, Ulrich Bopp, im Gespräch mit MORITZ-Redakteurin Simone Heiland.
Worin sehen Sie das Hauptproblem für die mangelnde Attraktivität von Handwerksberufen bei jungen Leuten?
Jugendliche und Eltern sind trotz eines großen Angebots an Berufsorientierungsveranstaltungen und -maßnahmen häufig sehr uninformiert. So wird manches Urteil über das Handwerk verallgemeinert oder ist von Vorurteilen oder einem schlechten Image geprägt. Sobald die jungen Menschen mit dem Handwerk in Berührung kommen, erleben wir aber oft, wie positiv überrascht und interessiert sie sind. Hier setzt auch die Imagekampagne des deutschen Handwerks an. Sie versucht, Interesse und Leidenschaft für die verschiedenen Handwerksberufe bei jungen Menschen zu wecken. Als weitere Ursache sehe ich, dass die Berufsorientierung in den Schulen bisher mehr oder weniger zufällig verlief. Sie war nicht systematisch über alle Wirtschaftsbereiche aufgebaut, sondern den zufälligen Kontakten und Sichtweisen der Lehrer überlassen, die häufig selbst noch nie einen Betrieb von innen gesehen haben. Das wird nun mit dem neuen Bildungsplan hoffentlich besser.
In welchem Metier klafft die größte Lücke?
Inzwischen gibt es in allen handwerklichen Berufsbereichen, also Bau- und Ausbau, Elektro- und Metallhandwerk, Holzhandwerk, Bekleidung-, Textil- und Lederhandwerk, Nahrungsmittelhandwerk, Gesundheit, Körperpflege und chemisches Reinigungshandwerk, Glas, Papier und sonstige Handwerke und in den kaufmännischen Berufen hohen Nachwuchsbedarf. Die Nahrungsmittelberufe sowie die Bauberufe, aber auch der Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind besonders stark betroffen. Die Vielzahl unbesetzter Ausbildungsplätze in unserer Lehrstellenbörse zeigt allerdings deutlich, dass es in allen Bereichen Nachwuchsmangel gibt.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Wir wünschen uns eine strukturierte Verankerung der Berufsorientierung im schulischen Bildungsplan. In Baden-Württemberg ist das mit dem neuen Bildungsplan 2016 erfolgt. In der Umsetzung muss jetzt darauf geachtet werden, dass die systematisierte Berufsorientierung praxisnah und altersgerecht erfolgt.
Was ist dafür erforderlich, damit das gut gelingt?
Damit das gut gelingt und die Kammern und die Bildungsträger und externen Anbieter hier gute Angebote für die Schulen machen können, werden Fördergelder vom Kultusministerium oder Wirtschaftsministerium benötigt. Die müssen dauerhaft zur Verfügung gestellt werden, da der schulische Lehrplan ja auch nicht punktuell angelegt ist, sondern als Daueraufgabe.
Was sind die wichtigsten Kriterien, die ein Bewerbererfüllen muss?
Das Interesse am Beruf steht dabei an allererster Stelle. Je nach Beruf haben die Schulnoten natürlich auch eine Bedeutung. Für eine Ausbildung in einem technischen Beruf ist die Mathenote, für eine Ausbildung in kaufmännischen Berufen die Deutschnote wichtig. Personale, soziale und kommunikative Kompetenzen sollten ebenfalls vorhanden sein. Eine gute Erziehung ist nie verkehrt. Höflichkeit und Zuverlässigkeit öffnen Türen.
Was sind die wichtigsten Kriterien, die ein Bewerbererfüllen muss?
Das Interesse am Beruf steht dabei an allererster Stelle. Je nach Beruf haben die Schulnoten natürlich auch eine Bedeutung. Für eine Ausbildung in einem technischen Beruf ist die Mathenote, für eine Ausbildung in kaufmännischen Berufen die Deutschnote wichtig. Personale, soziale und kommunikative Kompetenzen sollten ebenfalls vorhanden sein. Eine gute Erziehung ist nie verkehrt. Höflichkeit und Zuverlässigkeit öffnen Türen.