Kulturinsel
Fast könnte man von einem Happy End sprechen – zumindest temporär. Die Kulturinsel (KIS) auf dem Zollamt-Areal in Bad Cannstatt wird noch (mindestens) bis Ende 2018 weiterbestehen.
Dann muss ein Großteil der Flächen, die neben der Kulturinsel auch
den Club Zollamt beherbergen, wohl endgültig neuen Wohnungen und Gewerbeflächen weichen, die ein Investor dort errichtet.
»Dass wir bleiben dürfen, ist ein toller Erfolg und ich bin überglücklich«, freut sich Kulturinsel-Geschäftsführer Joachim Petzold. Seit mehr als einem Jahr hing das Aus der Kulturinsel zum Ende des Jahres 2016 wie ein Damokles-schwert über Petzold und seinem Team. Seit 2012 hat sich die KIS mit enormem Engagement und viel Herzblut dafür eingesetzt, das Zollamt-Areal in Bad Cannstatt zu entwickeln und dort einen Ort für Kultur und Begegnung zu schaffen. Viele tolle Projekte und Veranstaltungen wie Malateliers mit Flüchtlingskindern, Benefizkonzerte oder die »4 Culture Days« wurden in den vergangenen Jahren angestoßen. Künstler haben Probenräume auf der Kulturinsel gefunden und es stehen Räume für Tagungen, Seminare und Schulungen bereit. »Unser Ziel war und ist es, hier etwas Nachhaltiges aufzubauen und dabei die Menschen im Umfeld zu beteiligen«, sagt Petzold. »Wir wollen die Menschen abholen und zeigen, dass eine temporäre Nutzung funktioniert.«
Um so trauriger ist es, dass es dem Club Zollamt nicht gelungen ist, eine Lösung mit den Anwohnern zu finden und den Discobetrieb aufrechtzuerhalten. »Das Hauptproblem ist der Fußweg zum Bahnhof Bad Cannstatt, der durch ein Wohnviertel führt«, sagt Petzold. Damit steht fest, dass die letzte Party im Zollamt am 31. Dezember 2016 steigt. »Bis dahin geben wir aber noch einmal richtig Vollgas«, sagt Petzold und verspricht jede Menge attraktive Partys bis zum Jahresende.
Überhaupt blickt man im Zollamt-Areal nicht zurück, sondern nur nach vorne – auch wenn mit dem Club eine wichtige Säule in der Finanzierung der Kulturinsel künftig fehlt. Unter anderem durch den Club konnten viele kostenlose Events und Angebote realisiert werden. Er ist zuversichtlich, die Lücke im KIS-Etat durch Spenden und Mieteinnahmen über die Veranstaltungsräume »freiRaum« schließen zu können.
An das Ende der Kulturinsel in zwei Jahren mag Joachim Petzold derzeit sowieso überhaupt noch nicht denken. Vielmehr hat er jede Menge Ideen, plant neue Events und arbeitet daran, das Bestehende zu erhalten. »Dazu möchten wir die Nachbarn aus dem Vielbrunnen-Quartier sowie Kunst- und Kulturschaffende aus Bad Cannstatt in Zukunft noch stärker auf der Kulturinsel integrieren«, sagt Petzold. Und mal gucken, vielleicht gibt es tatsächlich ein Happy End und die Kulturinsel existiert auch noch über 2019 hinaus.