Alfred Ehrhard Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger
Statt dem umstrittenen Hai-Aquarium »Shark-City« bekommt Sinsheim nun ein Klima-Erlebniszentrum. Die Klimastiftung für Bürger, eine gemeinnützige Stiftung, plant den die Eröffnung für das Jahr 2019.
Was die neue Attraktion bietet - MORITZ hat mit Alfred Ehrhard Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger gesprochen.
Warum wurde sich für den Standort entschieden? Welche Vorteile bringt dieser mit sich?
Zunächst waren verschiedene Standorte in der Metropolregion Rhein-Neckar, so u.a. auch in Heidelberg und Mannheim, im Gespräch und wurden intensiv geprüft. Schnell hat sich aber Sinsheim herauskristallisiert. Die gute Anbindung an die Autobahn, das ebene Gelände und die unmittelbare Nähe zu zahlreichen Besuchermagneten sind nur einige der Faktoren, die die Wahl auf Sinsheim fallen ließ: Ein weiteres Kriterium für die Entscheidung für Sinsheim war die einstimmige Befürwortung und Unterstützung durch den Gemeinderat und durch die Stadtverwaltung. Letztlich hat sich unser Stifter für den Standort ausgesprochen.
Bevor das Klima-Erlebniszentrum am Standort in Sinsheim gebaut werden sollte, war das Hai-Aquarium »Shark-City« geplant. Dieses hat in der Region für viele Schlagzeilen gesorgt. Gab es Skepsis gegenüber dem Erbau des Klima-Erlebniszentrums? Wenn ja von welchen Seiten?
Das Klima-Erlebniszentrum war völlig unabhängig vom Hai-Aquarium und vor allem bereits zu einem früheren Zeitpunkt geplant. Gegenüber der Errichtung des Klima-Erlebniszentrums gab es, soweit es uns bekannt ist, zu keinem Zeitpunkt und von keiner Seite Vorbehalte. Oberbürgermeister Jörg Albrecht war von Anfang ein aktiver Unterstützer und Befürworter des Klima-Erlebniszentrums. Der gesamte Gemeinderat hat sich einstimmig für das Klima-Erlebniszentrum in Sinsheim ausgesprochen.
Neue Attraktion für eine Stadt bedeutet auch mehr Tourismus: Warum wird das Klima-Erlbeniszentrum eine Bereicherung für die Stadt Sinsheim sein?
Das Klima-Erlebniszentrum sieht seinen Wirkungsbereich vor allem in der Metropolregion Rhein Neckar und der TechnologieRegion Karlsruhe, aber auch darüber hinaus sind Interessierte angesprochen. Die Stadt Sinsheim mit rd. 35.000 Einwohnern, und damit zweitgrößte Stadt des Rhein-Neckar-Kreises, wird immer mehr zum Erlebniszentrum in der Region. Neben dem Auto-Technik-Museum, das im Jahr allein 600.000 Besucher anlockt, bringen seit einigen Jahren die WIRSOL Rhein-Neckar-Arena und die Badewelt viele Touristen und Besucher in die Stadt. Die neuen Anziehungspunkte machen sich auch inzwischen wirtschaftlich bemerkbar. Die Zahl der Übernachtungen in der Stadt ist seit 2014 um 20 Prozent gestiegen – auf derzeit 120.000 Besucher pro Jahr. Auch die Nachfrage nach Bauinvestitionen hat deutlich zugenommen.
Was sind die Ziele vom Erlebniszentrum?
Es gibt viele Alarmmeldungen zum Klimawandel und dessen Folgen – von steigenden Meeresspiegeln über Dürrekatastrophen, die weltweite Migrationsbewegungen auslösen, bis zur Zunahme von Extremwetterlagen und anderem mehr. Ziel der Klimastiftung für Bürger ist es, die Menschen in unserer Region darüber zu informieren und Handlungsoptionen aufzuzeigen. Sie will Schulen themenbezogene Bildungsprojekte anbieten. In dem Erlebniszentrum werden wir anschaulich darstellen, wie jeder Einzelne im täglichen Leben seinen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt leisten kann.
Im Online Video auf der Webseite klima-energie-stiftung.de/erlebniszentrum gibt es bereits einen virtuellen Rundgang durch die Ausstellung - Wie beschreiben Sie diese und machen das Erlebniszentrum "schmackhaft" für die Besucher?
Wir wollen anregen, nicht belehren, wir sollen allgemein verständlich und unterhaltend sein – darüber hinaus aber auch vertiefte Informationen für all diejenigen anbieten, die sich eingehender informieren wollen. In Ausstellungen, Filmen, verschiedenen Workbanches oder an interaktiven Stationen sollen die großen und kleinen Besucher die verschiedenen Themenfelder selber entdecken - und erleben, was man verändern kann und welche Entscheidungen welche Konsequenzen haben. Auf rund 1.600 qm Ausstellungsfläche geht es im Erdgeschoss des Zentrums unter anderem um die Themen Klimawandel und Energiewende, Wohnen und Energie, Lebensstil und Konsum sowie Mobilität. Im Obergeschoss wird Platz für große Wechselausstellungen, Vorträge und Workshops sein. Im Außenbereich, zu dem auch ein kleiner See und eine E-Kartbahn gehören, wird es um die Natur als Wirtschafts- und Lebensraum gehen. Hier kann man sich beispielsweise darüber informieren, welchen Bäumen der Klimawandel entgegen kommt und welche Arten es im heimischen Garten künftig schwer haben werden. „Wir wollen informieren, aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Statt dessen wird auf starke Eindrücke gesetzt. So ist ein Kino vorgesehen, das von einem Modell eines schmelzenden Gletscher umgeben ist. Damit soll gezeigt werden, was eine Erderwärmung von einem Grad Celsius bedeutet.“, so Alfred Ehrhard, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
Das zweigeschossige Gebäude wird nach neuesten energetischen Gesichtspunkten gebaut, mit einer Photovoltaikfassade im Süden, einer begrünten Fassade im Westen und Wärmepumpen im Keller. Das Parkdeck bekommt Elektrotankstellen für Autos und Fahrräder.
Nach dem ersten Eindruck würde ich das Klima-Erlebniszentrum mit der »Experimenta« in Heilbronn vergleichen. Also statt Museum eher ein Mitmach-Erlebnis. Ist es ein passender Vergleich?
Mit dem Klima-Erlebniszentrum wird ein Ort geschaffen, der in dieser Form nicht vergleichbar ist. Die Experimenta Heilbronn ist ein Science Center. Wir sehen unsere Aufgabe darin, ein Erlebnisort zu sein, der sich speziell einem großem Thema widmet, das eine große gesellschaftliche Relevanz besitzt und für uns alle vor große Herausforderungen stellt. Wir möchten Besucher aktiveren und unseren Ort zu einem lebendigen Ort werden lassen, der sich verändert und der vom Austausch und Begegnungen lebt.
Wer ist die Kern-Zielgruppe?
Die Ausstellung richtet sich an alle Altersgruppen. Kernzielgruppen sind neben Familien insbesondere Schulklassen vorrangig der Sekundarstufe I, aber auch alle anderen Schularten werden im Klima-Erlebniszentrum viele Informationen finden. Daher sehen wir unsere Aufgabe auch als außerschulischer Lernort.