Gentleman
Fotocredit: Pascal Bünning
MORITZ: Die Welt ist deine Bühne - von Panama bis Mosbach: Wo hattest du bisher deinen besten Auftritt?
Gentleman: Ich hatte neulich ein Konzert in Costa Rica und Panama – ich mag diese Länder sehr. Dort herrscht sehr große Leidenschaft und ich bekomme großes Feedback für meine Musik. Ich bin aber auch gerne in Kalifornien und die Afrika-Tour war auch unglaublich inspirierend. Allerdings ist Europa mein Zuhause, hier fühle ich mich heimisch. Das Schöne an meiner Musik ist ja, dass ich die Möglichkeit habe, so viele Orte und Menschen kennenzulernen - und jeder Ort hat seine ganz eigene Magie und seine eigene Geschichte.
MORITZ: Gibt es einen großen Unterschied zwischen den südamerikanischen und den europäischen Fans?
Gentleman: Nicht wirklich, denn es gibt eine gemeinsame Sprache und einen gemeinsamen Nenner: die Musik. Jedes Land hat zwar seine eigene Mentalität, aber im Grunde genommen ist die Musik die universelle Sprache.
MORITZ: Hast du kuriose Fan-Erlebnisse oder witzige Geschenke erhalten?
Gentleman: Mein ganzes Leben ist irgendwie kurios (lacht). Ich bekomme eigentlich gar nicht so viele Geschenke – mir werden auch keine BHs auf die Bühne geschmissen. Aber die Sachen, die ich bekomme, bewahre ich natürlich bei mir zu Hause auf.
MORITZ: Du stehst bereits seit 20 Jahren auf der Bühne. Hat sich mittlerweile Routine eingeschlichen oder bist du vor jedem Auftritt so nervös wie vor deinem ersten?
Gentleman: Ich hab definitiv immer noch ein Kribbeln im Bauch, bevor ich auf die Bühne gehe. Das ist immer kurz vor dem Auftritt und ja, auch nach 20 Jahren hast du noch Respekt, denn bei jedem Konzert und jedem Album fange ich bei null und von vorne an und muss immer wieder die Leute überzeugen, sie mitnehmen und mitreißen. Das funktioniert meistens, aber es gibt auch Konzerte, da klappt das nicht so perfekt – und deshalb bin ich natürlich vor jedem Auftritt nervös. Ich habe allerdings immer positives Lampenfieber vor dem Auftritt und ein Kribbeln im Bauch – und ich denke, wenn das nicht mehr so wäre, liefe was schief.
MORITZ: Hast du ein Ritual, bevor du die Bühne betrittst?
Gentleman: Ein Ritual nicht direkt, aber ich muss immer ein bisschen für mich sein und brauche ein wenig Ruhe. Zehn Minuten vor dem Konzert kann ich auch nie ruhig sitzen bleiben, sondern renne dann im Kreis oder laufe auf und ab. Als Band essen wir meistens vor dem Konzert miteinander, weil ich es wichtig finde, dass wir ein Team sind und den Tag miteinander verbringen.
MORITZ: Deine Support-Band sind die »Ohrbooten« - suchst du deine Opener selbst aus?
Gentleman: Das macht meistens der Veranstalter, aber ich habe mit den Jungs schon öfter gespielt. Und die sind eine ganz interessante Combo und haben eine unglaublich energiegeladene Show. Also, ich freu mich wieder mit ihnen auf der Bühne zu stehen.
MORITZ: Deine Musik steht auch für Sommer und gute Laune. Was macht für dich eigentlich den perfekten Sommer aus?
Gentleman: Sommer ist natürlich Sonne. Wenn man das Gefühl hat, es ist ein dreiviertel Jahr Herbst, ist das kein Sommer. Ich bin einfach gerne mit meiner Familie zusammen und muss auch mal nichts machen. Ich finde es wichtig, dass man mal verweilt, nichts geplant hat und den Tag über mal abhängen kann, das ist für mich perfekt. Denn Zeit ist ein Luxus geworden, den man sich gut einteilen muss.
MORITZ: Apropos Familie: Deine Frau Tamika steht mit dir auf der Bühne. Wie bekommt ihr den Balanceakt zwischen Business und Beziehung hin?
Gentleman: Ich bin froh, dass ich Tamika als Sängerin an meiner Seite habe. Wir haben vor Kurzem ein Mädchen bekommen und sie ist momentan zu Hause und nicht mit mir auf Tour. Das ist schon komisch, dass sie nicht mit mir auf der Bühne steht. Die Kunst zusammen zu sein und zusammen zu arbeiten ist einfach, sich gegenseitig Raum zu geben und den anderen auch mal alleine zu lassen. Wenn man das nach 15 Jahren Ehe irgendwann gelernt hat, ist daran absolut nichts zu rütteln.
MORITZ: Herzlichen Glückwunsch! Was war denn eigentlich dein Traumjob, als du Kind warst?
Gentleman: Danke schön! Ich wollte Astronaut werden. Ich überlege ja immer noch, das als zweites Standbein zu betreiben. Vielleicht bewerbe ich mich bei der NASA (lacht). Dass ich nun Musiker bin und das tun kann, was mir Freude bereitet, ist natürlich der Wahnsinn. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich das machen kann, was ich liebe. Ich kann von der Musik leben und mich ausschließlich auf diese konzentrieren. Musik ist mein Leben, meine Leidenschaft. Ich habe mein ganzes Leben der Musik verschrieben.
MORITZ: Und wann gibt es mal wieder eine neue Platte von dir?
Gentleman: Ich komme gerade aus dem Studio in Hamburg und vielleicht gibt es bald ein neues Album. Ich mache momentan auf jeden Fall Musik und arbeite auch an etwas. Wann aber was rauskommen wird, weiß ich überhaupt noch nicht. Ich habe momentan einfach Lust, Musik zu machen und treffe auch viele interessante Menschen und Produzenten, mit denen ich arbeite und da entsteht gerade was – sagen wir es mal so.
MORITZ: Kommt ein rein Deutschsprachiges Album, bzw. ein anderes Genre als Reggae für dich in Frage?
Gentleman: Ich würde niemals nie sagen, da ich immer sehr offen bin, was andere musikalische Einflüsse angeht. Ich habe allerdings im Reggae die Musik gefunden, in der ich mich austoben kann, da sie sehr, sehr vielseitig ist. Ich kann elektronischlastige Einflüsse bringen, ich kann aber auch den traditionellen Reggae machen. Bisher hat sich mir die Frage nie gestellt, da ich mich in meiner Musik sehr wohl fühle. Allerdings ist es ja auch so, dass ich die meisten Konzerte im Ausland spiele und da wären rein deutsche Texte nicht optimal. Würde ich auf Deutsch singen, beschränken sich meine Auftritte auf die Schweiz, Österreich und natürlich Deutschland. Ich bin aber offen für alles, immer auf der Suche nach Inspiration und ich habe Hunger, weiter in der Form Musik zu machen.
MORITZ: Welcher Künstler hat dich in letzter Zeit besonders beeindruckt oder geflasht? Und wieso?
Gentleman: Ich entdecke gerade wieder ganz viele Künstler aus der guten alten Motown-Zeit: Al Green zum Beispiel. Ich finde, man muss das Rad nicht immer neu erfinden und daher entdecke ich viel Musik, die es schon gibt und es ist auch wichtig, sich einmal in andere Genre hinein zu versetzen.
Gentleman und »The Evolution« Special Guest: »Die Ohrbooten«
Fr. 21. August, 20 Uhr, großer Elzpark, Mosbach
Tickets unter: www.provinztour.de