Spider Murphy Gang
Nach der erfolgreichen Premiere des Rock‘n‘Roll-Festivals im Herbst 2014 geht das Event am 8. April unter dem neuen Namen Rock‘n‘Roll Spring Hop in die zweite Runde. Freuen kann man sich auf hochkarätige Künstler, wie beispielsweise die Spider Murphy Gang. MORITZ-Redakteur Holger Berg sprach mit Sänger und Bassist Günther Sigl über Kunst, das wilde Rock'n'Roll-Leben und die Zukunft der Band.
Wissen Sie zufällig, welche Ausstellung gerade in der Stuttgarter Staatsgalerie läuft?
Nein, das weiß ich leider nicht. Die Zeiten, in denen ich durch die großen Kunsthäuser der Welt gezogen bin, sind schon ein paar Jahre her. So viel bin ich heute nicht mehr unterwegs. Aber es stimmt, dass ich viele der großen Kunstwerke bereits gesehen habe. Vor Jahren war ich auch schon einmal in der Stuttgarter Staatsgalerie. Damals gab es eine Ausstellung mit Bildern von Edvard Munch. Die war sehr gut. Es hängen in der Staatsgalerie auch einige schöne Werke von Vincent van Gogh. Wenn man die im Original sieht und deren Leuchtkraft in sich aufnimmt, ist das schon beeindruckend.
Sie sind kunstinteressiert?
Ja, Kunst hat mich schon immer fasziniert – bereits als Kind. Ich habe sogar mal einen Kunstpreis in Karlsruhe gewonnen. Da sollte ein Plakat für ein Weihnachtsspiel entworfen werden – ich glaube es war Schneewittchen. Mein Bild hat damals einen Preis gewonnen und wurde im Programmheft abgedruckt. Ich bin also ein ausgezeichneter Maler (lacht).
Trotzdem war die Liebe zur Musik irgendwann größer?
Als ich 15 Jahre alt war, hat mir mein Vater eine Gitarre gekauft. Die hat damals 40 D-Mark gekostet. Damit war meine Begeisterung geweckt und Musik stand fortan an erster Stelle in meinem Leben – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Das Spielen habe ich mir damals selbst beigebracht. Ich bin also Autodidakt und entdecke selbst heute immer noch neue Sachen, wenn ich an der Gitarre sitze.
Bei der Spider Murphy Gang spielen Sie allerdings Bass.
Ich bin sozusagen Zwangs-Bassist (lacht). In meiner ersten Band, das war Anfang der 70er Jahre – damals hatten wir eine klassische Beatles-Besetzung mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug – habe ich zuerst Gitarre gespielt. Dann hat uns aber der Bassist verlassen und nachdem wir ewig nach einem Ersatz gesucht hatten, habe ich irgendwann gesagt „dann spiele ich halt den Bass“. Das hat damals auch gut gepasst, denn inzwischen waren viele Rock-Trios mit Gitarre, Schlagzeug und Bass angesagt, wie Cream oder The Jimi Hendrix Experience. Und später bin ich dann auch bei der Spider Murphy Gang am Bass geblieben.
Das klingt jetzt nicht nach der ganz großen Liebe zum Bass. Allerdings sollen sie in ein anderes Instrument mit vier Seiten ganz vernarrt sein: die Ukulele.
Ja, die Ukulele passt hervorragend zu meiner Körpergröße (lacht). Und ich habe auch nicht so große Hände, da kommt mir die Ukulele sehr entgegen. Und ich singe halt gern. Ich wollte schon immer vorne am Mikrofon stehen, auch wenn ich nicht unbedingt der beste Sänger in der Band war. Aber ich war der einzige, der sich getraut hat.
Wie wild war das wilde Rock'n'Roll-Leben in der 80er Jahren denn wirklich?
Das waren ja nicht nur die 80er. In den 60er und 70er Jahren, als wir angefangen haben, war es auch schon super. Mit den Beat-Bands waren wir hauptsächlich in Ami-Clubs unterwegs, das hat mir die ganzen 70er Jahre über die Miete bezahlt – meinen Beruf als Bankkaufmann hatte ich ja bereits 1971 an den Nagel gehängt. Und 1977 ging es dann in München mit der Spider Murphy Gang und dem Rock'n'Roll los. Anfangs noch auf Englisch und mit Covern von Chuck Berry, Little Richard und anderen. Das ist in Schwabing gut angekommen. Dort hat uns dann auch Radiomoderator Georg Kostya entdeckt und gesagt „Jungs, ihr müsst bayerisch singen“. Und dann habe ich halt bayerische Texte geschrieben und gemerkt, es geht ganz gut, seine Geschichten und Erlebnisse in der eigenen Sprache auszudrücken. Der Rest ist Geschichte.
Zur Geschichte gehört natürlich auch „Skandal im Sperrbezirk“. Wie sind sie als Rock'n'Roll-Band eigentlich in der Neuen Deutschen Welle gelandet?
Damals ist halt alles, was Deutsch war, unter NDW gelaufen. Das war einfach ein Riesenglück für uns. Und auch andere wie BAP mit „Verdamp lang her“ oder Extrabreit hatten damals ihre größten Hits, obwohl die auch keine NDW-Bands waren. Wir haben uns jedenfalls nicht dagegen gewehrt und „Skandal“ war einfach ein Riesenhit.
Das ist er heute immer noch. Die Wiesn ist ohne „Skandal“ im Festzelt inzwischen gar nicht mehr vorstellbar. Hat die Spider Murphy Gang eigentlich auch mal in Stuttgart auf dem Wasen live in einem der Festzelte gespielt?
Klar, da haben wir natürlich auch schon einmal gespielt. Das ist aber lange her. Dass „Skandal“ der Faschings-Hit 1982 wird und heute noch als Party-Hit die Leute auf die Bierbänke treibt, hätte ich aber nie gedacht, als ich das Lied geschrieben habe. Mit dem sozialkritischen Text war das eigentlich nicht vorstellbar.
Für Stimmung soll die Spider Murphy Gang natürlich auch beim Rock'n'Roll Spring Hop am 8. April in der Ludwigsburger MHP-Arena sorgen. Wie sieht Ihr Programm bei so einem Rockabilly-Festival aus?
Da werden wir bestimmt ein Greatest-Hits-Programm spielen. Bei einem Festival wollen die Leute halt in erster Linie unsere Hits hören. Und bei einem Rockabilly-Festival werden wir natürlich das Hauptaugenmerk auf den Rock'n'Roll legen.
Wie geht es denn weiter mit der Spider Murphy Gang? Im kommenden Jahr gibt es gleich zwei runde Geburtstage zu feiern. Sie werden im Februar 70 Jahre alt und die Band feiert Ende Oktober ihr 40-jähriges Bestehen.
Hoffentlich geht es noch ganz lange weiter. Das Wichtigste ist einfach, dass man gesund bleibt. Wenn man so hört, wer in der jüngeren Vergangenheit alles abgetreten ist: Lemmy Kilmister, David Bowie, Glenn Frey...
… und die waren alle so um die 70 Jahre alt...
(lacht). Mein Vater wird in diesem Jahr 96 Jahre alt und dem geht es noch ganz gut. Da denke ich, dass ich schon auch noch ein paar Jahre habe. Mein Vorbild, Chuck Berry, wird in diesem Jahr 90 Jahre alt – der ist ein 26er Jahrgang – und der tritt auch immer noch auf. Im Idealfall steht man auf der Bühne … und dann erwischt es einen und man wird hinausgetragen. Das wäre doch wunderbar (lacht).
Rock‘n‘Roll Spring Hop Festival Fr. 8. April, ab 17 Uhr, MHPArena, Ludwigsburg, Tickets bei Easy Ticket unter Fon: 0711-2555555 und unter www.springhop-ludwigsburg.de