Regina Halmich
Während ihrer aktiven Profisportkarriere erkämpfte sich Regina Halmich den Ruf als erfolgreichste Profiboxerin der Welt. Im Interview mit MORITZ-Redakteurin Helen Gerstner verrät die 39-Jährige, wie man sich als Frau in einer Männerdomäne durchsetzt, warum sie sich im Playboy hat ablichten lassen und worüber sie bei der Auftaktveranstaltung zum ZIEHL-ABEGG-Triathlon spricht.
Als »Boxing-Queen« haben Sie das Frauen-Boxen in Deutschland salonfähig gemacht und als anerkannte Disziplin etabliert. Wie ist es Ihnen gelungen, sich im Ring und außerhalb des Boxrings Respekt zu erkämpfen?
Den Respekt habe ich mir durch kontinuierliche Arbeit erkämpft. Ich war fleißig, bin jeden Tag an meine Grenzen gegangen und habe gezeigt, dass ich in der Lage bin, zu trainieren und zu kämpfen wie ein Mann. Das hat beeindruckt und war der Schlüssel zum Erfolg.
Wie kommt eine Frau zum Boxsport? Andere tanzen oder machen Yoga.
Ich bin durch eine Freundin zum Kampfsport gekommen. Sie hat mich einfach ins Karate-Training mitgenommen. Dort habe ich auch immer bei den Kickboxern zugeschaut und der Trainer hat mich dann angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, auch mal bei dem Training mitzumachen. Und so entwickelte sich das Ganze. Erst Karate, dann Kickboxen. Es stellte sich dann heraus, dass ich besonders gut mit den Fäusten bin. Es war einfach mein Talent - und ich hatte großen Spaß.
Der erste Show-Kampf gegen Stefan Raab, bei dem Sie dem vermeintlich unbesiegbaren Raabinator die Nase gebrochen haben, hat einen Wendepunkt in Ihrer Karriere eingeläutet, plötzlich wurden Sie von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen.
Klar, der Kampf gegen Stefan Raab war schon wichtig. Viele, die sonst mit dem Boxen nichts am Hut haben, hatten sich den Kampf angeschaut. Jeder stellte sich die Frage, was passiert, wenn eine kleine Frau gegen einen großen Mann in den Ring steigt. Ich war selbst von der Resonanz und dem Medieninteresse überwältigt.
Über ein Jahrzehnt hinweg konnten Sie ausschließlich Erfolge feiern. Unter uns: Wie kann man Sie besiegen? Wann werden Sie schwach? Bei haarigen Männern?
Ich habe viele Schwachpunkte - und privat bin ich sehr entspannt. Doch beim Boxen, da will ich immer die Beste sein. Das steckt in mir.
Sie werden oft als blonde Box-Beauty beschrieben, die in der Öffentlichkeit mit ihren weiblichen Reizen kokettiert. Wie wichtig ist es Ihnen zu zeigen, dass auch Boxerinnen attraktiv sein können?
Ich habe generell Spaß daran, Frau zu sein. Boxen ist nicht wirklich sexy. Man ist ungeschminkt, hat Beulen und blaue Flecken. Deshalb hatte ich auch Lust, dieses Playboy-Shooting zu machen. Es hat mich von meiner weiblichen Seite gezeigt.
Seit Sie 2007 zum letzten Mal im Ring standen, hat es keine Boxerin geschafft, Ihren Platz einzunehmen. Weder hinsichtlich Ihrer sportlichen Erfolge, noch in Hinblick auf Ihre Medienpräsenz. In welcher Nachwuchsboxerin sehen Sie das meiste Potential?
Leider übertragen nur noch wenige TV Sender das Profiboxen. Ich war Hauptkämpferin beim ZDF, dieser Vertrag wurde gekündigt. Dadurch verlieren viele Boxer ihre Medienpräsenz. Besonders die Frauen. Das ist sehr schade, denn das Potenzial ist da. Susi Kentikian zum Beispiel. Eine tolle Sportlerin. Ich würde mir wünschen, dass sie mehr gefördert wird.
Als Sie die Boxhandschuhe an den Nagel gehängt haben, hat das sicherlich eine große Lücke hinterlassen. Was hat Ihnen am meisten gefehlt und wie haben Sie das kompensiert?
Ganz klar: Der Adrenalin-Kick fehlt. Dieses Einmarschieren in eine große Arena, die Auseinandersetzung, der Kampf. Das alles ist ein unbeschreibliches Gefühl. Das habe ich in dieser Form nie wieder erlebt. Und trotzdem ist mein Leben sehr erfüllt. Ich habe viel zu tun, habe Spaß an der Arbeit. Eine wunderbare Familie und großartige Freunde. Ich denke, das ist ein guter Ausgleich.
Streifen Sie die Boxhandschuhe ab und zu noch über?
Ich bin Markenbotschafterin bei 'Fitnessfirst' und habe das Trainingskonzept "Boxcamp" mitentwickelt. Klar, da ziehe ich schon noch die Boxhandschuhe an. Allerdings mache ich kein Sparring mehr. Sonst juckt es wieder in den Fäusten.
Im Ring mussten Sie die toughe, unbesiegbare Frau mimen.Wie sieht es im Privaten aus? Sind Sie da auch so tough oder eher lammfromm?
Hart und kompromisslos war ich nur im Ring. Privat sieht das ganz anders aus. Da bin ich sehr entspannt und lasse mich auch mal gerne beschützen.
Schwimmen, Radfahren und Laufen sind ja die Disziplinen des ZIEHL-ABEGG-Triathlons. Gehören diese Disziplinen auch zu Ihrem heutigen Fitnessprogramm?
Radfahren und Schwimmen gehören auch zu meinem Training. Ich bin immer noch fit, trainiere mind. 3 Mal die Woche.
Sie werden am 10. März in der Waldenburger Stadthalle zum Thema »Was haben Erfolge im Ring und Business gemeinsam« sprechen. Was erwartet die Besucher?
Ich möchte den Besuchern etwas von den Stationen meiner Karriere erzählen und wie schwer es war, sich als Frau in einer Männerdomäne durchzusetzen. Ich freue mich schon sehr!
Auftakt zum ZIEHL-ABEGG-TRIATHLON mit Regina Halmich
Do. 10. März, Stadthalle, Waldenburg