Mobilitätspakt auf gutem Weg
Es ist ein Novum, das landesweit für Aufmerksamkeit sorgt: Die Schwarz-Gruppe und die Audi AG, die beiden größten Arbeitgeber am Standort Neckarsulm, haben sich zusammengetan um für eine bessere Verkehrsinfrastruktur in Heilbronn und Neckarsulm einzutreten.
Es ist ein Novum, das landesweit für Aufmerksamkeit sorgt: Die Schwarz-Gruppe und die Audi AG, die beiden größten Arbeitgeber am Standort Neckarsulm, haben sich zusammengetan um für eine bessere Verkehrsinfrastruktur in Heilbronn und Neckarsulm einzutreten. Nachhaltig. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann hörte den Ruf und sprang begeistert auf den Zug auf.
So wurde dank des Engagements zweier Unternehmen aus einer Idee ein schlüssiges Konzept, rasant auf den Weg gebracht und nicht nur ideell sondern auch finanziell von den Ideengebern unterstützt. »Mobilitätspakt« nennt sich das Ganze. Im Juli 2017 wurde der Pakt unterschrieben. Einmal im Jahr trifft man sich zum Gedankenaustausch. Ende März berichteten die Akteure bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung über den Stand ihrer Aktivitäten. Mit an Bord waren Vertreter des Regierungspräsidiums Stuttgart, des Landkreises Heilbronn, der Städte Heilbronn und Neckarsulm, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG), der Schwarz-Gruppe und der gastgebenden Audi AG. Rund 150 Bürger nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren.
Bis 2030 soll die Verkehrswende vollzogen sein. »Manch‘ einer mag denken, das ist noch lange hin«, befand Audi-Werksleiter Helmut Stettner. »Aber nachhaltige Lösungen brauchen Zeit.« Dem schloss sich Neckarsulms Oberbürgermeister Steffen Hertwig an. »Wir sind ein verkehrlich hochbelasteter Wirtschaftsraum. Alle warten auf Lösungen.« Er stellte aber auch klar, dass auf den Straßenbau auch künftig nicht verzichtet werden könne. »Unsere Idee ist es, Mobilität gemeinsam verantwortlich zu denken.
Nicht Speziallösungen bringen echte Verbesserungen, sondern die Koordination aller Beteiligten und die Vernetzung aller Verkehrsmittel – zugunsten von Umwelt und Klima«, sagte Winfried Hermann. Josef Klug, Geschäftsführer Standortentwicklung in der Schwarz Gruppe, betonte: »Als einer der größten Arbeitgeber der Region sehen wir uns in der Pflicht, die regionale Verkehrsinfrastruktur nachhaltig zu optimieren und somit die Entwicklung der Region voranzutreiben.« (siehe auch Interview Seite 6-8)
In Heilbronn und Neckarsulm wurde jeweils ein Koordinator bestimmt. Beide sollen vor allem kleinere und mittlere Unternehmen dabei unterstützen, eigene betriebliche Mobilitätsangebote zu initiieren oder auszubauen, zum Beispiel Fahrgemeinschaften zu organisieren. Audi und die Schwarz-Gruppe haben bereits eine Mitfahr-App bereitgestellt, es gibt Jobtickets, die Schwarz-Gruppe stellt ihren Mitarbeitern Leihfahrräder und E-Bikes zur Verfügung und in diesen Tagen startet eine Testphase für einen Shuttle-Bus, der zwischen Neckarsulm und Stuttgart pendeln wird.
Die Stadt Heilbronn hat bereits einen Großteil der Maßnahmen aus dem Luftreinhalteplan 2008 des Landes umgesetzt. Dazu zählen der Ausbau der Stadtbahn-Nord oder die Einrichtung der Stadtbahn-Haltestelle Böckingen-West. Auch das Radwegenetz wird ständig überarbeitet. Der Entwurf des neuen Luftreinhalteplanes für Heilbronn wird voraussichtlich im Herbst 2019 Rechstkraft erhalten. Damit ist die Gefahr von Fahrverboten während der Bundesgartenschau gebannt. Für die Beschaffung von Elektroautos samt der nötigen Ladestationen oder auch die Nachrüstung von Dieselbussen im ÖPNV wurden bereits vier von 7,5 Millionen Euro an Fördergeldern bewilligt. Von momentan 36 im Mobilitätskonzept festgeschriebenen Maßnahmen sind aktuell acht umgesetzt und sechs weitere in Arbeit. Dazu zählen Sofortmaßnahmen im ÖPNV und an Knotenpunkten von hochbelasteten Landesstraßen wie der Neckartalstraße/Brückenstraße, der L1101/K2000 oder auch der L1100/Wimpfener Straße.
Neben dem Planungsstand des Mobilitätskonzepts wurde auch die erste Radschnellverbindung vorgestellt. Sie führt von Bad Wimpfen über Neckarsulm nach Heilbronn. Auch dieses Projekt fördert klimafreundliche, vernetzte Mobilität in beispielhafter Weise. 2020 soll es hierfür an die Planfeststellung gehen, der Baubeginn für die Radschnellverbindung ist für Ende 2021 anvisiert. Die beteiligten Unternehmen planen, für Fahrradpendler alle nötigen Voraussetzungen zu schaffen: von überdachten Abstellplätzen bis hin zu Umkleidekabinen und Duschen. Das Umdenken aller Beteiligten zeige, dass die Brisanz der Sache erkannt worden sei, so Winfried Hermann. Er freue sich, dass alle gemeinschaftlich versuchten, Lösungen zu finden, die langfristig allen Bürgern gerecht würden.