Die Unbekannte aus der Seine
Nach »Geschichten aus dem Wienerwald« im Jahr 2011 steht mit »Die Unbekannte aus der Seine« im Sommer erneut ein Stück von Ödön von Horváth auf dem Spielplan des 2010 gegründeten Theater im Fluss. »Wieder ein Stück, das nicht überall gespielt wird, das aber dennoch sehr reizvoll und spannend ist«, verspricht der 1. Vorsitzende des Theaters im Fluss, Heiner Sefranek, und fährt fort: »Mit Jud Süß sind wir im letzten Jahr ein Wagnis eingegangen. Aktueller und brisanter hätte die Thematik kaum sein können! Und dennoch konnten wir die Zuschauerzahl wieder um fast 10% steigern.«
Unter der bewährten Regie von Franz Bäck und dem immer ganz besonderen Kostüm- und Bühnenbild durch Nina Weitzner, das Eva-Maria Schneider-Reuter mit ihrer sensibel auf das Stück abgestimmten Musik ergänzt, ist auch für die aktuelle Spielzeit der Erfolg fast schon vorprogrammiert! Für Franz Bäck ist Horváth, der sich dagegen stemmte und zuletzt auch verfolgt wurde, »einer der Besten«, ein Autor, den man bei jedem Lesen neu entdeckt und bei dem es unglaublich viele, auch subjektiv beeinflusste Möglichkeiten gibt, den Text zu lesen und zu interpretieren und Parallelen zu konkreten heutigen Situationen zu ziehen.
»Die Unbekannte aus der seine«
Die Figur der »Unbekannten« basiert auf einem Vorfall in Paris um 1900, bei dem die Leiche einer Selbstmörderin in der Seine geborgen wurde. Von ihrer Schönheit fasziniert, fertigte ein Mitarbeiter der Leichenschauhalle mittels eines Gipsabdrucks ihres Gesichtes eine Totenmaske an, die in der Folge zahlreich kopiert wurde und als morbides Einrichtungsaccessoire in Mode war. Sie war Auslöser vieler Spekulationen über die Lebensumstände der Toten und inspirierte auch viele bekannte Dichter wie Rilke oder auch Simmel und eben auch Horváth dazu, sie in ihre Werke einzubauen. Horváths Stück zeigt das Leben einiger typisch kleinbürgerlicher Menschen und deren Beziehungen zueinander: Der Geschäftsreisende Ernst versucht alles, um die Position von Albert, der durch Unterschlagung zum Ex-Sträfling wurde, bei dessen ehemaliger Verlobten, Irene, einzunehmen. Und auf einmal taucht eine junge »unbekannte« Frau auf, die Albert fasziniert und mit der er sich in der aufziehenden Dunkelheit vergnügt. Man trennt sich, weil Albert sich mit Silberling und Nico zu einem Einbruch beim tauben, alleinlebenden Uhrmacher überreden lässt. Als der dabei aufwacht, kommt er durch die Hand Alberts ums Leben. Die Unbekannte wird Zeuge und deckt ihn bei der Polizei, bleibt aber für die Beteiligten doch ein schwer kalkulierbares Risiko. Es gibt weitere Verwicklungen und Beziehungsdramen, die sich sukzessive auflösen und bis zum Schluß die Spannung aufrechthalten. Auf sanfte Art macht Horváths Drama das Publikum mit dem Tod und der Vergänglichkeit vertraut.
Bewährtes Stationentheater
Es ist ein Markenzeichen von Theater im Fluss, dass es bei seinen Aufführungen bislang immer einen großen Teil des Kocherfreibades als natürliche Bühne genutzt hat. Mal sitzt das Publikum auf bunten Sitzwürfeln, mal auf einer festen Tribüne. »Lassen Sie sich im Idyll des Künzelsauer Kocherfreibades wieder verführen zu einem etwas anderen Theaterabend, der durch die kleinen Wanderungen von Szene zu Szene auch zu einem Ort der Begegnung und des zwischenmenschlichen Austausches wird«, lädt Heiner Sefranek alle Theaterfreunde ein. »Das Grundprinzip bleibt auch in diesem Jahr so erhalten, wird aber durch die Struktur des Stückes etwas zurückgenommen. Und auch der Fluss mit einer eigens konstruierten schwimmenden Bühne wird wieder signifikant in das Geschehen eingebunden.«
Termine
Do. 2. Juni, (Premiere): Beginn mit Empfang um 18 Uhr,
Sa. 4. Juni, Do. 9. Juni, Fr. 10. Juni,
Sa. 11. Juni, Mi. 15. Juni, Fr. 17. Juni,
Sa. 18. Juni, Fr. 24. Juni, Sa. 25. Juni,
So. 26. Juni, Do. 30. Juni, Fr. 1. Juli,
Sa. 2. Juli, jeweils 19.30 Uhr
Tickets www.theater-im-fluss.com
Tabakwaren Brückbauer, Künzelsau