Peter Schramm
Peter Schramm
MORITZ: Die Vorbereitungen für das am 31. Juli – 2. August stattfindende Hochsprung-Meeting in Eberstadt laufen sicherlich auf Hochtouren. Ist bisher alles reibungslos abgelaufen?
Peter Schramm: Wir hatten am Wochenende gerade ein Meeting, das ich noch nachbereiten muss. Aber die Vorbereitungen für das Hochsprung-Meeting in Eberstadt laufen natürlich auch. Vier bis fünf Wochen vor dem Termin wird es dann stressig. Aber momentan laufen die Vorbereitungen gut. Wir sind gerade noch dabei abzuklären, welche Sportler antreten.
MORITZ: Die 36. Auflage im vergangenen Jahr hat ein finanzielles Minus erwirtschaftet, was vor allem auf die hohen Reisekosten zurückzuführen ist. Daher wurde in diesem Jahr der Spargürtel angelegt. Wie wirkt sich das auf die Veranstaltung aus? Hat das merkliche Unterschiede für die Besucher?
Peter Schramm: Nein, merkliche Unterschiede wird es für die Besucher nicht geben. In letztem Jahr hatten wir z.B. hohe Ausgaben für die Sportler, da gehören Transfer und Hotelkosten auch dazu. In diesem Jahr verzichten wir auch auf Ivan Uhkow. Seine Leistungen sind im letzten Jahr mit 2,27 Metern nicht so überzeugend gewesen, wie wir es gewünscht hatten. Stattdessen setzen wir viel mehr auf junge Nachwuchssportler.
MORITZ: Sie haben sich trotz Sparmaßnahmen dagegen entschieden, die Veranstaltung um einen Tag zu kürzen. Warum?
Peter Schramm: Zu Beginn habe ich die Idee, dass man Männer und Frauen zusammen an einem Tag springen lässt, auch favorisiert. Sie hätten sich dann immer abgewechselt. So wurde es in der Halle schon öfter gemacht. Aber wenn wir das Meeting um einen Tag verkürzt hätten, wären uns vielleicht Sponsoren abgesprungen, schließlich hätten sie sich dann nur an einem und nicht an zwei Tagen präsentieren können. Uns hätten auch die Einnahmen des weggefallenen Tages gefehlt, denn man kann nicht ausgehen, dass an den übrigen Tagen doppelt so viele Zuschauer kommen, nur weil ein Tag wegfällt. Wir möchten, dass die Veranstaltung attraktiv bleibt und möchten sie auch in den nächsten Jahren weiterführen. Das Risiko, dass die Sponsoren abspringen und das Meeting folglich nicht mehr stattfinden kann, ist uns einfach zu groß.
MORITZ: Veranstaltungen wie diese müssen spektakulär, innovativ und spannend bis zum Schluss sein. Hat man durch die Beibehaltung der drei Tage nicht die Chance vertan, dem Event einen neuen Anstrich zu geben?
Peter Schramm: Das sehe ich nicht so. Wir haben dadurch eher die Chance, das Meeting noch weitere Jahre fortzuführen. Ein neuer Anstrich hätte uns nichts gebracht, wenn alle Sponsoren abgesprungen wären und die Veranstaltung nächstes Jahr dann nicht mehr hätte stattfinden können.
Letztes Jahr war es so, dass sowohl die Sprünge der Männer als auch die der Frauen vom Publikum begeistert gefeiert wurden. Der Sprung mit 2,41 Metern von Mutaz Essa Barshim war natürlich eine absolute Sensation. In Deutschland gab es noch nie einen höheren Sprung. Auch weltweit gibt es wenige Veranstaltungen, die höhere Bestleistungen zu verzeichnen haben.
Sonntags waren die Frauen in der Spitze mit sechs Leuten über 1,96 Meter so stark, dass die Stimmung am Sonntag fast noch besser war als samstags. Es waren zwei klasse Veranstaltungen. Ob es dann so viel besser gewesen wäre, wenn es nur eine Veranstaltung gewesen wäre – darüber kann man sich streiten.
MORITZ: Das Gesamtetat soll wie im Vorjahr 152 000 Euro betragen. Wie wird dieses Geld eingesetzt? Liegt der Schwerpunkt auf dem Einkauf der Sportler?
Peter Schramm: Die Hälfte des Etats wird auf jeden Fall für die Springer gebraucht. Die Vorbereitung, Anreise, Unterkunft und Essen müssen ja finanziert werden.
MORITZ: Das Männerfeld wird vom Vorjahressieger Mutaz Essa Barshim angeführt, der im vergangenen Jahr mit 2,41 Meter einen neuen Arena Rekord aufgestellt hat. Mit Derek Drouin, dem WM Dritten von Moskau, stellen Sie Barshim einen ebenbürtigen Konkurrenten entgegen. Welche Teilnehmer sind im Männerfeld noch anzutreffen?
Peter Schramm: Im Moment kann man davon ausgehen, dass Mutaz Essa Barshim und der Italiener Marco Fassinotti antreten werden. Fassinotti hat bisher eine Bestleistung von 2,33 Metern erbracht, ich sehe in ihm das Potenzial, dass er auch noch höher springen wird. Daniyil Tsyplakov ein junger Springer aus Russland, der schon zwei Mal bei uns war und bei den diesjährigen Europameisterschaften Halleneuropameister wurde, wird auch dabei sein. Dazu kommen die deutschen Springer Mateusz Przybylko und David Nopper. Wir haben auch noch einige Leute im Auge, da müssen wir schauen, was sich in nächster Zeit noch tut. Jaroslav Baba zeigte sich zum Beispiel bei den Halleneuropameisterschaften als Dritter auch sehr stark. Er hat dieses Jahr schon ganz gute Leistungen gezeigt. Auch der Japaner Naoto Tobe war letztes Jahr zum ersten Mal bei uns und sprang gleich 2,30 Meter. Solche Leute brauchen wir.
MORITZ: Das heißt, Sie setzen dieses Jahr verstärkt auf junge Springer?
Peter Schramm: Wir setzen vor allem auf drei Asse – Barshim, Drouin und Fassinotti. Daneben dann natürlich auch auf junge, entwicklungsfähige Springer. Bei den Frauen werden die Titelverteidigerin Airiné Pâlsyité, Anna Simic aus Kroatien, die Polin Justyna Kasprzycka, Marie-Laurence Jungfleisch und natürlich die Britin Isobell Pooley antreten. Auch Ruth Beitia, die führende in der Welt mit 2 Metern und amtierende Europameisterin, springt mit 36 Jahren immer noch sensationell. Bei den Frauen ist das Feld also ebenfalls sehr stark.
MORITZ: Das Hochsprung-Meeting Eberstadt findet drei Wochen vor der Leichtathletik-WM in Peking statt und wird dadurch zum letzten großen WM-Test für die Hochsprung Weltelite. Können Sie uns verraten, wer Ihr persönlicher Geheimfavorit für den WM-Titel ist?
Peter Schramm: Ich setze natürlich auf Barshim. Es gibt momentan aber 3-4 gute Springer, es kann auch Überraschungen geben. Ich denke aber, dass Barshim auf jeden Fall mit um die Goldmedaille kämpfen wird. Zu beachten ist auch der Chinese Guowei Zhang. Wir haben auch schon überlegt, ihn nach Eberstadt zu holen. Aber drei Wochen vor der WM im eigenen Land werden die Chinesen ihn bestimmt nicht nach Deutschland lassen.
MORITZ: Die deutschen und internationalen Nachwuchsspringer der Hochsprungszene zeigen am Freitagnachmittag ihr Können und stellen sich der Konkurrenz. Das ist doch bestimmt die ideale Möglichkeit, auf Talentsuche zu gehen?
Peter Schramm: Ja klar. Freitags bekommen wir bestimmt einen guten Wettkampf zu sehen. Wir haben in Deutschland gute Junioren-Springer, momentan sind wir sogar oben an der Weltspitze dabei. Tobias Potye von Stadtwerke München, der mit 2,21 Meter Zweiter wurde bei den deutschen Juniorenmeisterschaften wird dabei sein. Auch Thorsten Sanders, der dieses Jahr auch schon 2,21 Meter gesprungen ist. Bei den Damen gibt es auch ein paar ganz starke Springerinnen. Imke Onnen ist zum Beispiel mit 1,86 Meter deutsche Juniorenmeisterin geworden. Es kann durchaus sein, dass sie 1,90 Meter springt, dann könnte sie ins A-Feld aufrücken. Wir haben also genügend Talente.
Es wird auch der ein oder andere ausländische Springer dabei sein. Aus finanziellen Gründen werden es nicht so viele sein, aber einige haben ihr Kommen bereits angesagt.
MORITZ: Die Nachwuchsarbeit ist also auch beim Meeting in Eberstadt ein wichtiger Faktor. Am Samstagmorgen können Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 14 Jahren ihre Koordination und ihre Sprungkraft unter Beweis stellen. Wie ist die Resonanz bisher?
Peter Schramm: Die Nachwuchsarbeit ist natürlich wichtig. Beim Kinder- und Jugendtag der AOK können sie sich austesten. Die Anmeldung läuft im Moment. Im vergangenen Jahr war die Teilnehmerzahl etwas geringer, das lag vielleicht aber auch daran, dass samstags kein hochklassiger Wettkampf war. Es waren dann knapp 120 Kinder statt 200 wie in den letzten Jahren. Aber wir waren auch so sehr zufrieden. Die Kinder hatten an den Stationen mehr Zeit und mehr Platz. Denn bei 200 Kindern ist immer schwer was los. Aber auch das ist schön. Wir rechnen in diesem Jahr auch wieder mit 200 Kindern, denn der Termin liegt dieses Mal mit Beginn der Ferien wesentlich günstiger.
MORITZ: 2013 mussten Sie gegen ein starkes Unwetter und heftigen Regen kämpfen. Nicht gerade optimale Bedingungen für ein solches Event. Haben Sie sich in diesem Jahr auch auf einen eventuellen Regenschauer vorbereitet?
Peter Schramm: Wir können am Terminkalender leider nichts verschieben, das Meeting wird also auch bei schlechtem Wetter stattfinden. 2013 hatten wir wetterbedingt bei den Männern 30 Minuten unterbrochen, mussten dann aber im Regen weiterspringen. Bohdan Bondarenko, der im Moment mit Barshim die Weltbestenliste anführt, sprang im strömenden Regen noch 2,30 Meter, mehr war dann nicht mehr möglich. Wir hoffen natürlich, dass es uns nicht noch einmal so erwischt wie 2013, da war die Wettersituation schon extrem.
MORITZ: Gibt es in diesem Jahr neben den Sprüngen auch wieder diverse Eventangebote?
Peter Schramm: Auch in diesem Jahr wird es den traditionellen Hochsprung-Brunch geben. Die Kreissparkasse Heilbronn ist dort ziemlich stark vertreten. Der Brunch ist immer gut besucht und der Saal ist immer voll. Auftakt bildet das Hochsprung-Forum, das normalerweise immer donnerstags stattfindet. 2015 wird es allerdings auf Mittwoch, 29. Juli, verlegt, da am Donnerstag in Heilbronn der Firmenlauf stattfindet, bei dem einige unserer Sponsoren beteiligt sind.