Küsschen für das Stuttgarter Publikum

Foto: Torsten Rothe

Gregory Porter bei den JazzOpen 2015

Die Jazzopen Stuttgart haben in den vergangenen 21 Jahren bereits zahllose Stars auf den unterschiedlichsten Bühnen in der Landeshaupstadt präsentiert. Darunter waren ein paar Experimente, die komplett daneben gingen, zahlreiche Konzerte, die man unter der Kategorie solide ablegen kann und einige Shows, die nachhaltig in positiver Erinnerung blieben. Und dann gab es noch eine Handvoll Konzertabende, über die man noch Jahre später ehrfürchtig spricht. Konzertabende, an denen etwas Magisches passiert, an denen eine ganz besondere Verbindung zwischen Publikum und Künstler entsteht – an denen einfach alles stimmt. Das schaffen nur außergewöhnliche Künstler, die neben überragenden musikalischen und gesanglichen Fähigkeiten auch ein besonderes Gespür für Stimmung und Stimmungen mitbringen. Die sich ganz in dem Moment, in der Musik und in Gefühlen verlieren können. Dianne Reeves und Gregory Porter sind zwei dieser ganz besonderen Musiker, die dem Auditorium auf dem Stuttgarter Schlossplatz einen magischen Moment geschenkt und sich selbst in der Historie der Jazzopen unsterblich gemacht haben.

Den Auftakt machte bei strahlendem Sonnenschein Dianne Reeves, die sich zweifelsohne auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft befindet. Begleitet von einer exzellenten Band, zelebrierte Reeves nicht nur die ganze Bandbreite ihrer geradezu unbegrenzten gesanglichen Möglichkeiten und ihr außergewöhnliches Improvisiationstalent, sondern präsentierte im charmanten Plauderton auch die eine oder andere Anekdote aus ihrem Leben. Von einem Vorprogramm könnte man wirklich nicht sprechen. Jedes Festival könnte sich glücklich schätzen, Dianne Reeves als Headliner präsentieren zu können.

Die Veranstalter der Jazzopen konnten jedoch eine Schippe drauflegen. Denn bei zunehmender Dämmerung und vor dem stimmungsvoll illuminierten Schloss als Kulisse brannte danach Gregory Porter, begleitet vom Metropole Orkest, ein wahres Feuerwerk aus Jazz, Blues, Swing und Groove ab. Wer den US-Amerikaner bereits im Vorjahr bei den Jazzopen auf der kleinen Bühne am Mercedes-Benz-Museums erlebt hatte, konnte sich bereits auf Einiges gefasst machen. Doch was der 43-Jährige, angefeuert vom Klangkörper des 40-köpfigen Orchesters, zeigte, legte die Messlatte noch einmal ein ganzes Stück höher. Die Big Band scheint den Mann mit der charakteristischen Ballonmütze und der unverwechselbaren Baritonstimme beradezu zu beflügeln und in ungeahnte Höhen zu treiben. Keine Spur mehr von der leichten Introvertiertheit, die in der Vergangeheit noch zu beobachten war. Völlig gefangen im Rhythmus der Musik, wirbelte der Grammy-Preisträger immer wieder mit dem rechten Arm, dass man Angst um seine Gelenke haben musste, klatschte so lange im Takt, bis auch der sturste Konzertgast mit eingestigen war und tänzelte beschwingt über die Bühne. Am Ende einer zweistündigen Show der Superlative gab es Standing Ovations vom Publikum für Gregory Porter und das Metropole Orkest sowie Küsschen vom Künstler zurück an das Auditorium.

GERMANY, Stuttgart - 09 JULI / Schlossplatz / Jazzopen / Gregory Porter

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Torsten Rothe

Konzert Gregory Porter

GERMANY, Stuttgart - 09 JULI / Schlossplatz / Jazzopen / Gregory Porter