Jonas Hug
Voice of Germany-Teilnehmer Jonas Hug und MORITZ-Redakteurin Sophia Budschewski
Jonas Hug (22) aus Heilbronn stand bei der sechsten Staffel von The Voice of Germany auf der großen Bühne. Bei den Sing-Offs war für den Bildungswissenschatsstudent Schluss. Schüchtern und ohne Star-Allüren zeigt er sich im Interview mit MORITZ-Redakteurin Sophia Budschewski.
MORITZ: Kamen nach Deinem Auftritt bei The Voice Reaktionen von Musikproduzenten oder Veranstaltern?
Jonas: Ja, so was kam von verschiedenen Leuten über Facebook. Ich muss mal schauen, was für mich passt und was nicht. Ich lasse noch alles auf mich zukommen.
Wie geht es jetzt beruflich weiter bei Dir?
Ich mache auf jeden Fall mein Studium fertig und meine Musik läuft nebenher weiter.
War das Deine Entscheidung oder hat Deine Familie gesagt »Junge lerne erst mal was Vernünftiges!«?
Nein, es war von Anfang an klar, dass ich mein Studium zu Ende mache, um abgesichert zu sein, wenn das mit der Musik nicht klappt.
Wirst Du trotzdem neben Deinem Studium Musik machen?
Ja, ich mache nichts lieber, als singen. Ich kann auch nicht viel Anderes (lacht).
Wann hast Du das erste Mal auf einer Bühne gestanden?
Das erste Mal habe ich im Schulmusical gesungen. Meine beiden besten Freunde und ich waren damals, die einzigen drei Jungs die beim Musical mitgemacht hatten.
Habt Ihr das gemacht, um Mädchen zu beeindrucken?
Nein (lacht). Es hat einfach Spaß gemacht. Zwei Jahre später gab es wieder ein Schulmusical, da habe ich wieder mitgemacht. Da lief es schon viel besser und so entwickelt man sich immer weiter.
Hast Du Deine Freundin auch mit Deiner Musik rumgekriegt?
Nein, wir haben einen ganz unterschiedlichen Musikgeschmack. Ihr gefällt, wie ich singe, aber als ich sie kennengelernt hatte, wusste sie nicht, dass ich Musik mache.
Welche Musicals waren das und wie alt warst Du damals?
Bei dem ersten Musical war ich 15 oder 16 Jahre alt. Das war »Copacabana«. Ich hatte nur eine kleine Nebenrolle als Polizist. Das zweite Musical war »Aida«. Da hatte ich die Hauptrolle und das hat richtig Spaß gemacht. Aus dem Schulmusical wurde dann in Öhringen ein Verein gegründet. Den gibt es auch noch, der heißt Musical Forum Hohenlohe. Bei dem letzten Musical war ich auch noch dabei, aber inzwischen kann ich nicht mehr so viel mit Musicals anfangen.
Ist Dir die Bühne mittlerweile zu klein?
Nein, das nicht, mir reicht es schon, wenn einer zuschaut (lacht). Aber die Lieder machen nicht so viel Spaß und ich glaube, ich habe keine Musical-Stimme.
Bei Musicals muss man auch noch tanzen, bist Du ein guter Tänzer?
Nein, Tanzen ist gar nicht meins.
Wie hast Du das bei der Musical-Aufführung gemacht?
Ich habe mich immer dezent zurückgehalten und in die letzte Reihe gestellt, viel Tanzen musste ich in den Rollen zum Glück nie.
Und wie war das bei Deinen Auftritten bei The Voice of Germany?
Bei den ersten beiden Nummern hatte ich Glück, dass die Songs eher ruhig waren. Bei den Battles hatte ich eine Partnerin, Theresa, mit ihr konnte ich mir Blicke zu werfen. Für die letzten Songs hatten wir einen Tanzcoach. Das war eigentlich ganz lustig. Sie meinte, ich soll einfach ganz locker bleiben auf der Bühne.
Neben dem Tanztraining, was stand noch auf dem Plan?
Ein Vocal-Coaching. Das fängt immer mit dem Aufwärmen der Stimme an. Dann geht man den Song immer und immer wieder durch und arbeitet an den Stelle, an denen es noch nicht so gut klappt. Zum Beispiel bei den hohen Tonlagen, die mir immer Probleme bereiten, gibt es verschiedene Techniken. Es gibt mehr Techniken, als ich dachte. Früher dachte ich, man singt einfach und entweder es klingt gut oder eben nicht.
Welche Techniken hast Du angewendet?
Mein Battle-Song «Eternity» von Robbie Williams war sehr hoch. Meinem Vocal-Coach hat gemeint, ich sollte innerlich Lachen. Die Proben waren dementsprechend lustig. Durch das Lachen hebt sich der Kehlkopf, wenn man singt. Dadurch kann man die hohen Töne leichter treffen.
Wie war der Austausch unter den Kandidaten? Wusstest Du, dass zwei weitere Kandidaten aus Heilbronn dabei waren?
Nein, am Anfang nicht. In den Blinds waren wir insgesamt 150 Kandidaten. Man kann sich nicht mit allen unterhalten und traurigerweise habe ich erst am Schluss erfahren, dass die beiden aus Heilbronn kommen. Aber jetzt haben wir Kontakt.
War es Deine Idee Dich bei einer Casting Show anzumelden?
Ich habe mich zwar selbst angemeldet, aber mein älterer Bruder hatte mich dazu motiviert. Ich hatte es lustigerweise schon einmal probiert, bin allerdings in der Vorrunde rausgeflogen, weil ich am Tag vorher mich erst entschieden habe hinzugehen und auch die Songs erst gelernt hatte.
Alles auf den letzten Drücker bist Du so ein Typ?
Eigentlich schon, aber hier habe ich definitiv daraus gelernt. Für meinen zweiten Versuch hatte ich mich besser vorbereitet und da hat es dann zum Glück funktioniert.
Hat Dich Dein Bruder schon immer bei Deiner Musikkarriere unterstützt?
Das erste Mal hatte er mich bei meinem zweiten Schulmusical singen gehört. Davor hatte er zu mir gesagt »Wenn du jetzt scheiße singst, dann zerre ich dich von der Bühne« (lacht). Nein, er ist mein größter Fan und immer bei meinen Auftritten dabei. Meine Familie ist sehr wichtig für mich. Wenn ich weiß, dass sie zuhören, bin ich immer ein bisschen aufgeregter (lacht).
Ist Dein Bruder auch Dein größter Kritiker?
Ja, er sagt auch, wenn mal was Mist ist. Wenn man immer Honig um den Mund geschmiert bekommt, dann bringt wenig, gerade in der Musikbranche.
Wie war die Resonanz von Familie und Freunden nach Deinem Auftritt?
Ich habe es am Anfang geheim gehalten. Es wusste fast keiner. Umso schöner war es, als positives Feedback kam.
Musst Du an Weihnachten vor Deiner Familie singen?
Ja, ich musste schon letztes Weihnachten singen und jetzt behalte ich die Tradition bei. Ich singe immer zusammen mit meinem 4-jährigem Neffen Weihnachtslieder. Das gehört dazu.
Wie hast du Dich gefühlt als Du das erste Mal vor der Jury gesungen hast?
Beim ersten Auftritt war ich sehr nervös. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass die Teams gefüllt waren. Ich dachte mir : »Ich werde Spaß haben und es einfach genießen«. Als sich dann alle umgedreht hatten war das der schönste Moment.
Hattest Du vor Deinem Auftritt einen Wunschkandidaten als Coach?
Ja, Samu war eigentlich mein Wunschcoach. Er kommt immer so sympathisch und cool rüber. Aber als sich alle umgedreht hatten, habe ich spontan für Andreas entschieden.
Also hat Dein Bauchgefühl am Ende entschieden?
Ja genau, das war ganz spontan.
Wie war Dein Tagesablauf bei The Voice of Germany?
Ich bin morgens nach dem Frühstück ins Studio, dann wurde gedreht. Zwischen den Proben waren wir Kandidaten in den Büroräumen. Da war man die meiste Zeit. Zwischendurch gab es Interviews und die Vocal-Coachings mit Andreas Bourani.
Wie lang hat das Coaching gedauert?
Die Vocal-Coachings waren meistens eine dreiviertel Stunde lang und die Coachings mit Andreas waren ein bisschen kürzer. Er hatte insgesamt 19 Leute im Team, das ist eine ganze Menge.
Was hat Dir besonders Spaß gemacht an der Zusammenarbeit mit Andreas Bourani?
Es hat richtig Spaß gemacht, weil Andreas einfach ein Kumpeltyp ist. Er ist absolut bodenständig. Einmal hat er uns sogar zum Pizzaessen eingeladen und für alle gezahlt. Ich würde mich jederzeit wieder für ihn entscheiden.
Wie viel Zeit hast Du mit Deinem Coach verbracht?
Er ist häufig in den Talentbereich gekommen. Dort konnte ich mich in Ruhe mit ihm unterhalten. Er hat sich auch die Zeit genommen. Oft hat er auch zusammen mit uns gesungen. Andreas ist echt durch und durch ein Coach. Er hat eine gute Balance zwischen Disziplin und Spaß.
Welche Gedanken sind Dir bei den Auftritten durch den Kopf gegangen?
Vor den Proben war ich extrem nervös und angespannt, weil man bekommt ein direktes Feedback. Beim Song „Enternity“ habe ich lang gebraucht, bis ich den drauf hatte. Direkt vor dem Auftritt ging es eigentlich mit der Aufregung. Nur beim letzten Auftritt, da habe ich plötzlich über alles nachgedacht und dementsprechend war das Ergebnis. Ich bin verdient rausgeflogen.
Was war das Schwerste an den Auftritten?
Die Battle Situation. Da musste ich Kampfgeist zeigen. Das konnte ich noch nie. Vor allem, weil ich mich mit meiner Battle-Partnerin, Theresa, super verstanden habe. Ich wollte den Song zusammen mit ihr singen und nicht gegen sie.
Wie hat es sich angefühlt sich im Fernsehen zu sehen?
Eigentlich wollte ich mir die Show nicht anschauen.
Hast Du mit dem Rücken zum Fernseher gesessen, oder wie war das?
Nein, ich war dann doch zu neugierig. Es war schon ein komisches Gefühl. Mein Neffe war vorher ganz aufgeregt, weil er im ersten Beitrag mit dabei war. Der Kleine hatte richtig Spaß sich selbst im Fernsehen zu sehen. Er ist mein jüngster Fan.
Wirst Du nach Deinem Auftritt bei The Voice of Germany erkannt, vor allem hier in der Region?
Zum Glück recht wenig. Es gab mal einen Bahnarbeiter, der hat meine Freundin und mich erkannt. Und noch eine ältere Dame in der Stadt, aber ansonsten nicht. Ich bin auch ganz froh darüber, denn ich sehr schüchtern.
Also musstest Du auch noch keine Autogramme geben?
Nein, und das ist auch gut so, denn ich habe eine hässliche Unterschrift (lacht).
Hattest Du bei den Auftritten Deine eigenen Sachen an?
Ich hatte meine eigenen Sachen dabei, aber es gab auch ein Stylingteam. Die haben auch mal gesagt: »Damit sind wir nicht so glücklich.«. Aber man entscheidet schon selbst, was man anzieht. Schwarz war leider tabu, und ich habe fast nur schwarze Sachen. Bei den Sing Offs hatte ich eine schöne Lederjacke bekommen, die hat mir sehr gut gefallen.
Durftest Du die Jacke behalten?
Nein, leider nicht. Ich hatte extra gefragt (lacht).
Wenn nicht die Jacke, was nimmst Du dann aus Deiner Zeit bei The Voice of Germany mit?
Das freie Sprechen. Ich musste viel reden (lacht). Was die Musik angeht, habe ich tolle Erfahrungen gesammelt und mich echt gesteigert.
Wem drückst Du die Daumen für das Finale?
Tay Schmedtmann aus meinem Team, also Team Andreas. Seine Stimme ist unbeschreiblich. Aber ich würde es jedem gönnen, der noch dabei ist.
Wenn Du Dir für Deine musikalische Zukunft etwas wünschen würdest, was wäre das?
Ich muss ganz ehrlich sagen, mir reicht es, Musik zu machen. Ich bin froh, wenn einer zuhört und sagt »Das ist cool, was du machst.«. Ich würde aber natürlich nicht Nein sagen, wenn mir jemand etwas anbieten würde. Aber mir geht es mehr darum, Musik zu machen.