Schlafapnoe ist keine »isolierte« Krankheit, die nur Müdigkeit hervorruft oder Sekundenschlaf verursacht, an sie gekoppelt ist eine ganze Reihe an Folgeerkrankungen, angefangen bei Bluthochdruck über Diabetes Typ 2 bis hin zu Herzinfarkt oder Hirnschlag. Aus diesem Grund gilt es, beim Verdacht aus Schlafapnoe frühzeitig zu handeln.
Dieter Wahl, der nicht nur selbst an Schlafapnoe leidet, sondern auch Vorstandsmitglied und stellvertrender Vorsitzender beim Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e.V. (BSD) ist, berichtet von Symptomen und Erfahrungen: » Durch die nächtlichen Weckreaktionen muss man häufig auf die Toilette und Wasser lassen. Aber es wird auch der Appetit angeregt und man bekommt nächtliche Heißhungeranfälle, was ebenfalls nicht allzu gesund ist. Von vielen Ärzten kommt in diesem Zusammenhang die Aussage: Nehmen Sie erst einmal ab, dann wird es besser. Das Gewicht spielt zwar eine Rolle, ist aber nicht der alleinige Faktor. Ich hatte die Schlafapnoe schon vor meinem Herzinfarkt und da war ich noch schlank.«
Eine wichtige Rolle spielt beispielsweise auch der ausgeübte Beruf; Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, sind zwei bis drei Mal häufiger von Schlafapnoe betroffen. Gerade der Beruf des LKW-Fahrers ist hier beispielhaft, wie Dieter Wahl berichtet: »Es kann schon vorkommen, dass man in einer Woche drei Mal die Schicht wechselt, wenn etwas anders läuft als geplant. Etwa 16 Prozent der Berufskraftfahrer leiden an Schlafapnoe. Das ist verdammt gefährlich. Zum Vergleich: 2015 gab es etwa 260 Todesfälle durch Alkohol am Steuer, durch den Sekundenschlaf mindestens doppelt so viele. 17 Stunden ohne Schlaf wirken wie 0,5 Promille Blutalkoholkonzentration, 22 Stunden wie 1,0 Promille. Das wirkt sich erheblich auf die Reaktionszeit und den damit zusammenhängenden Bremsweg aus.«
Was kann also getan werden, wenn der Verdacht besteht, man leide an einer Schlafapnoe? Man informiert den Hausarzt und lässt sich an einen Lungenfacharzt oder einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Zusatzausbildung zum Schlafmediziner überweisen. Von diesen erhält man ein Screening-Gerät für die Nacht, mit diesem wird unter anderem der Blutsauerstoff gemessen. Finden sich Auffälligkeiten, wird man für zwei bis drei Nächte an ein Schlaflabor überwiesen, in dem Fälle von Schlafapnoe festgestellt werden könen. Allerdings kommt es bei Schlaflaboren mitunter zu langen Wartezeiten, es kann bis zu einem Jahr dauern, bis man einen Termin bekommt. Das liegt unter anderem auch daran, dass Krankenkassen versuchen, bei Schlaflaboruntersuchungen vermehrt zu sparen, was wiederum dazu führte, dass viele Schlaflabore schließen mussten. »Dass durch eine behandelte Schlafapnoe Geld gespart werde könnte, interessiert nicht«, beurteilt Dieter Wahl die Lage.
Gerade in der aktuellen Situation kommt hinzu, dass die meisten Schlaflabore in Krankenhäusern wegen der Corona-Pandemie ihre Betten freimachen und für Covid-19-Patienten bereithalten müssen. Dadurch wird die Lage für alle, die eventuell an Schlafapnoe leiden, noch schwieriger.